Es gibt Dinge die gehören einfach irgendwie zum Leben dazu. Auch wenn man nicht so genau weiß, warum sie immer wieder passieren. Jedes Jahr ertönt, meist Anfang Dezember, nach dem ersten Schneefall die Meldung im Radio: “Berliner Verkehrsbetriebe von plötzlichem Wintereinbruch überrascht!” Jedes Jahr! Und immer so etwa zur selben Zeit. Nämlich dann, wenn für gewöhnlich mit dem ersten Schnee zu rechnen ist. Faszinierend!
Zeitlich recht nah staunt man auch jedes Jahr wieder über die vielen Leute die am Nachmittag des heiligen Abends die Läden stürmen um sich noch fix mit Weihnachtsgeschenken einzudecken. Faszinierend! Als ob es nicht jedes Jahr am 24. Dezember wäre. (Kleiner Tipp, auch dieses Jahr. Also sorgt vielleicht schon mal vor.) 😉
Die selbe Faszination strahlt auf mich auch jedes Jahr, immer Anfang November, die leicht chaotisch anmutende Hektik im Festivalbüro in der Stadthalle am Eröffnungstag des Cottbuser Filmfestivals aus. Selbst als Stammgast glaubt man ab und an, dass dieses Festival gerade zum ersten Mal ausgetragen wird.
Jedes Jahr wird das Rad hier neu erfunden. Jedes Jahr ist man im Festivalbüro z.B. erneut davon überrascht, dass die Leute die einen Festivalpass erstanden haben (also die hard core Kucker mit ca. 5 Filmen pro Tag) oder auch die akkredetierten Vertreter der Presse tatsächlich am erst möglichen Tag bei der einzig möglichen Stelle auftauchen um sich ihre Filmtickets abzuholen. Und jedes Jahr sitzen dort viel zu wenig Leute um der Sache Herr zu werden und der wahrhaftig geneigte Gast steht sich ewig die Beine in den Bauch.
Glücklicher Weise verfügt das Filmfest – anders als die Berliner Verkehrsbetriebe – über freundliches und hilfsbereites Personal, welches die traditionell mieserable Planung wett macht und den Andrang geduldig abarbeitet bis auch der letzte Gast endlich seine Karten in der Tasche hat. Nachdem ich beim vierten Besuch im Festivalbüro meine Tickets bekam, konnte ich endlich ins Festival starten. Nur tat ich das nicht mit der offiziellen Eröffnung im Staatstheater.
Zum einen habe ich genug Reden in meinem Leben gehört, zum anderen kommt bei mir irgendwie keine Filmfestivalstimmung auf, wenn ich einen Deutschen Fernsehkrimi schaue. Versteht mich bitte nicht falsch – ich mag die Spreewaldkrimis wirklich sehr und schaue sie auch gerne. Aber das ist doch eher was für die heimische Couch.
Auf einem Festival des Osteuropäischen Films, will ich Osteuropäische Filme sehen. Und das tat ich dann auch. Und sobald das Licht sich dämmt, der Projektor seinen ersten Lichtstrahl auf die Leinwand schickt und die freundliche Synchronstimme im Ohr sich das erste Mal räuspert, kommt auch endlich wieder diese wunderschöne Filmfestatmosphäre auf, diese Spannung darauf was einen da wohl erwartet und all die chaotische Hektik zuvor ist vergessen. 😉
Teil 1 des Festivaltagebuchs 2017 von André Roßeck