01. bis 31. März 2015 sind die Nierenwochen der Deutschen Nierenstiftung:
Chefarzt Prof. Dr. med. habil. Hjalmar B. Steinhauer vom Carl-Thiem-Klinikum im Interview
Welche Bedeutung hat die Niere für uns als Mensch?
„Die Niere ist ein Hochleistungsorgan – und ihre Gesundheit ist für uns lebenswichtig! Jeden Tag leistet sie Schwerstarbeit. In der Rinde beider Nieren werden täglich 180 Liter Urin gebildet, 99% hiervon, all das was der Körper weiter benötigt, wird im Mark beider Nieren zurückgewonnen. Im verbleibenden Urin werden Endprodukte der Stoffwechsels, sogenannten harnpflichtigen Substanzen. überschüssige Mineralstoffe aber auch Medikamente und ihre Abbauprodukte ausgeschieden.“
Was sind eigentlich die Aufgaben der Nieren?
„Die Niere bilanziert den Wasserhaushalt, das heißt sie sorgt dafür dass der Wassergehalt des Körpers unverändert bleibt, unabhängig davon, ob Sie 3,0 L oder nur 0,5 L pro Tag trinken, ob Sie in der Sauna oder bei einem Marathonlauf schwitzen und viele Liter Flüssigkeit verlieren. Die Niere ist das entscheidende Organ zur Steuerung des Blutdrucks. Dies erreicht sie über die Steuerung des Wasser- und Elektrolythaushalts und die Aktivierung von blutdruckwirksamen Hormonen. Eine weitere wichtige Aufgabe ist die Kontrolle der Säuren-Basen Haushalts im Körper. Die Niere erreicht durch diese Funktion, dass immer ein neutraler Blut-pH-Wert aufrecht erhalten wird, unabhängig davon ob zum Beispiel mit der Nahrung sehr viele Säuren zugeführt werden oder bei einer Magen-Darm-Infektion durch Erbrechen verloren gehen. Die Niere produziert auch Hormone wie das Erythropoetin, das für die Bildung der roten Blutkörperchen wichtig ist und wandelt Vorstufen von Vitamin D in das aktive Vitamin D um.“
Wie wichtig sind gesunde Nieren?
„Störungen der Nierenfunktion beeinflussen folglich eine Vielzahl von Vorgängen im Körper. Erkrankungen der Nieren können unter anderem zu Bluthochdruck, Wasseransammlung im Körper, Blutarmut (Anämie),
Leistungsschwache, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Blutungen und Bewusstseinsstörungen führen. Besonders zwei Erkrankungen gefährden die Nieren selbst und können zu einem Nierenversagen führen: Bluthochdruck und Diabetes. Beide Krankheiten sind leicht festzustellen und können heute sehr gut behandelt werden. Trotzdem sind Diabetes und Bluthochdruck noch immer für mehr als 50% aller neu aufgetretenen chronischen Nierenversagen in Deutschland verantwortlich. Bei jedem Arztbesuch sollte daher der Blutdruck gemessen werden und bei Diabetikern muss mindestens 1 x pro Jahr der Urin kontrolliert werden, um eine Zunahme der Eiweißausscheidung frühzeitig zu erkennen.“
Was passiert, wenn man doch an den Nieren erkrankt und wie kann man damit leben?
„Das tückische ist, dass chronische Nierenerkrankungen lange Zeit keine Beschwerden verursachen. Fallen ein hoher Blutdruck oder eine Anämie auf oder wird eine Zunahme der Einweißausscheidung im Urin festgestellt, muss die Ursache abgeklärt werden. In den meisten Fällen kann heute eine beginnende Nierenerkrankung geheilt oder ihr Fortschreiten aufgehalten werden. Ist die Nierenerkrankung allerdings weit fortgeschritten, ist ein chronisches Nierenversagen leider häufig nicht zu verhindern. In diesem Fall kann die Dialyse (Hämodialyse, Peritonealdialyse) eingesetzt werden um die Ausscheidungsfunktion der Niere zu ersetzen. Gegenwärtig werden in Deutschland über 70.000 Menschen mit einem Dialyseverfahren behandelt. Ziel der Medizin ist es, möglichst vielen dieser Patienten durch eine Nierentransplantation wieder ein Leben ohne Dialyse zu ermöglichen.“
Was muss ich tun um meine Nieren zu schützen und lange gesund zu halten?
„Besonders wichtig ist es, auf seinen Blutdruck zu achten. Die aktuellen Leitlinien empfehlen einen Blutdruck von höchsten 140/90 mmHg. Auch ohne Medikament kann man viel dafür tun, um diesen Grenzwert nicht zu überschreiten. Wichtig ist hierbei regelmäßiger Sport, mindesten 2 Stunden /Woche, am besten auf 2 – 3 Termine verteilt. Die zweite Säule der Prophylaxe ist die Ernährung. Sie sollte ausgewogen und kochsalzarm sein (max. 6 g Kochsalz/Tag). Ernährungszusätze sind nicht notwendig. Bei Übergewicht sollte, in Verbindung mit einer Ernährungsberatung, eine langsame Gewichtsreduktion angestrebt werden. Rauchen und chronischer Alkoholkonsum sollten vermieden werden, sie führen zu Bluthochdruck und schädigen damit auch die Nieren. Wenn Sport und gesunde Lebensführung nicht ausreichen, um den Blutdruck zu normalisieren, stehen heute eine große Zahl wirksamer, nebenwirkungsarmer Medikamente zu Verfügung. Für jeden Patienten kann hiermit die optimale Medikamentenkombination gefunden werden.“
Welche Leistungen bietet Ihre Klinik am CTK für Betroffene?
„Ein Schwerpunkt der Behandlung in der 2. Medizinischen Klinik des CTK sind Nierenerkrankungen und Bluthochdruck. Wir klären die Ursache beider Erkrankungen ab und legen eine Behandlung fest, die dann vom einweisenden Haus- oder Facharzt weitergeführt wird. Ich selbst bin Hochdruckexperte (Focus-Ärzteliste) und kann in Verbindung mit anderen Spezialisten des Klinikums Cottbus auch zusätzliche Behandlungsverfahren anbieten. Für Patienten mit einem chronischen Nierenversagen stehen im CTK alle Dialyseverfahren zur Verfügung.“
Quelle & Foto: Carl-Thiem-Klinikum Cottbus gGmbH