Es wird getanzt von Nordeuropa, dem Schweden Tor Aulin (waren da nicht ungarische Episoden zu hören?) und dem Finnen Jean Sibelius, der mit dem Valse triste einen der Nachdenklichkeit erzeugenden Ruhepunkte des einstündigen Programms beisteuerte.
Dann geht es geografisch nach Süden mit Zwischenhalt bei Johannes Brahms, dessen ungarische Tanz-Töne nun wirklich keine Fragen aufwarfen.
Die seit 2014 amtierende Konzertmeisterin des Bach Consort Cottbus und der Kantor, merklich angetan, klassische Nebenwege zu beschreiten, landen schließlich im südlichen Europa, dort wo Tango und Bolero zum guten Ton gehören. Isaac Albeniz und Enrique Granados sind hier wohl selten zu hören, wobei doch gerade Letzterer, ein Schüler Pedrells, musikalisch von Chopin, Liszt oder auch Grieg beeinflusst ist. Hier erklingen klare, aufstrebende Violinparts und die Orgel mäandert besänftigend dazu. Also danke für diese Pralinen, zu denen jedenfalls auch Charles Dancla gehört, dessen „Romanze und Bolero“ zum Schweben einlädt.
Spanische Orgelmusik von einem Schweizer. Und was ergibt das? Zu hören ist einer von den zwölf „Kirchentangos“. Solche Töne erlebt die Oberkirche nicht oft. Doch sie ist beflügelt, oder eben alato.
Johann Strauß lässt durch das Duo „Rosen aus dem Süden“ überbringen, bevor das begeisterte Publikum in den Pulverdampf der vorletzten Stunde des alten Jahres hinaustritt.
Schön, dass ein Jahreswechsel auch mit solchen Tönen begangen wird.
Text: Wolfgang Kroschel
Quelle & Foto: Anke Wingrich