Erst im Elfmeterschießen musste sich der Drittligist gegen den Bundesligadino geschlagen geben. Vorher lieferten sie einen wahren Pokalfight gingen bereits nach zehn Minuten per Elfer in Führung und kämpften sich in der Verlängerung zum 2:2 Ausgleich zurück. Vorwerfen kann man den Cottbuser Kickern die schlampigen Zuspiele, ohne die der Sack schon nach 90 Minuten hätte zu sein können.
„Wunder sind immer möglich“ sagte FCE Trainer Krämer unter der Woche mutig in die Kameras, als er auf die DFB Pokalpartie gegen den HSV angesprochen wurde. „Wir werden uns voll reinwerfen und bis zur letzten Minute um den Sieg kämpfen. Wenn wir über das Limit hinaus gehen, haben wir eine Chance.“
Und das taten sie dann auch. Cottbus versuchte erst gar nicht sich nur hinten rein zu stellen sondern setzte Akzente nach vorn und stand den Gästen auf den Füßen. Und es wurde auch gleich brandgefährlich. Perdedaj wurde im Strafraum von René Adler umgelegt, Schiedsrichter Kinhöfer zeigte auf den Elferpunkt. Zeitz schnappte sich das Leder und versenkte zum umjubelten Führungstreffer nach zehn Minuten. Danach konnte sich Müller im Cottbuser Tor warmfangen, als der HSV zum ersten Mal gefährlich antrat. Leidenschaftlich kämpfte Krämers Elf weiter, oft konnten die Gäste nur mit Fouls stoppen. Van der Vaart hatte nach 36 Minuten mal wieder eine Chance, der Ball ging rechts an Müllers Kasten vorbei. Der versetzte die FCE Fans vier Minuten später kurz in Angst, als er vor dem eigenen Tor spielend den Ball verlor, die Energieabwehr konnte aber klären. Ansonsten lieferte der Drittligist hier eine reife Vorstellung ab, Hamburg sah in den ersten 45 Minuten keinen Stich. Perdedaj und Berger halten die rechte Flanke dicht, der Rest des Teams ackerte auch für den anderen, so wie es der Trainer unter der Woche gefordert hatte.
Slomka reagierte in der Pause und brachte Lasogga für Jiracek. Doch im Stadion herrschte weiter verkehrte Welt, zumindest für den HSV. Michel und Pospech tankten sich binnen weniger Minuten zweimal durch die Abwehr, nur der Abschluss stimmte jeweils nicht. Die Gäste mussten nun kommen, machten dadurch die Räume einerseits auf und ermöglichten Konter, versuchten aber auch eigene Möglichkeiten zu kreieren und in die Schnittstellen zu passen. Krämer brachte nach 63 Minuten Marco Holz für den abgekämpften Berger und nur vier Minuten später Kleindienst für Pospech. Der Youngster sorgte auch gleich für die nächsten Offensivaktionen der Lausitzer. Einen Freistoß von Van der Vaart köpft Westermann zum 1:1 in die Maschen. Glücklich für die Gäste, die aber zumindest in der zweiten Hälfte mehr gemacht haben. Cottbus wirkte nun ein wenig gelähmt und wackelte, Hamburg erhöhte den Druck und kam zu mehreren Standards. Krämer spielte weiter auf Sieg, wechselte in der 77. Minute Ledgerwood für Stürmer Pawela aus. Energie kam wieder, doch die Ungenauigkeiten beim finalen Pass ließen leider nicht nach. In der 89. Minute rettete Adler noch das Unentschieden, der Mimbalas Gewaltschuß über die Latte lenkte. Auch Müller konnte noch einen van der Vaart Freistoß entschärfen, bevor es in die Verlängerung ging.
Die begann recht ausgeglichen, aber erneut brachte ein Standard den Hamburger Torerfolg. Van der Vaart zielt diesmal noch genauer und versenkt nach 96 Minuten den Ball zum 1:2 im Cottbuser Tor. Die Szene danach hätten sich die Gäste allerdings sparen können, demonstrativ freuten sie sich ausgelassen vor der Nordwand. Energie gab sich noch nicht auf, Perdedajs Nachschuss in der 101. sauste haarscharf an Adlers Gehäuse vorbei. Das Hamburgs Führung kein Zeugnis der Überlegenheit war, zeigte sich immer wieder. Cottbus fehlte nur das letzte Quentchen Glück. Dafür sorgte dann Michel mit einem klasse Angriff in der 105. Minute, als er Adler von links überwand und das Stadion ins Tollhaus verwandelte. Nach dem Seitenwechsel entwickelte sich ein offenes Spiel, Energie hatte aber wieder die besseren Chancen aber ein Tor wollte niemanden mehr gelingen. Elfmeterschießen!
Hier zeigten sich die Hamburger treffsicher. Pawela und Michel scheiterten, während van der Vaart, Djourou, Jansen und Behrami versenkten und so das Hamburger weiterkommen sicherten.
Am Samstag muss Energie wieder in der dritten Liga ran, sie sind zu Gast bei Hoilstein Kiel.
Stimmen zum Spiel:
Hamburger SV Mirko Slomka: „Wir sind sehr grlücklich, dass wir die Partie überstanden haben. Das Cottbus nach dem 1:2 nochmal zurück gekommen ist, hat höchsten Respekt verdient. Wir haben die Souveränität und Stabilität vermissen lassen und sind gegen eine sehr kämpferische, kontrollierte Mannschaft schlecht gestartet. Erst in der zweiten Halbzeit sind wir mit zwei taktischen Umstellungen besser ins Spiel gekommen. René hatte einen sehr guten Tag und so sind wir glücklich weiter gekommen.“
Energie Cottbus Stefan Krämer: „Die Stimmung in der Kabine war natürlich gedrückt, wir mussten die Jungs erstmal wieder aufbauen. Es ist natürlich blöd so zu verlieren, aber wir sollten uns an der Leistung in den 120 Minuten vor dem Elfmeterschießen orientieren. Mit unsrem schnellen Umschaltspiel und der Aggressivität haben wir viel von dem auf den Platz gebracht was wir wollten. Nun müssen wir schnell und schlau regenerieren und das heute gezeigte auch in Kiel abrufen, dann ist mir keine Bange.”
Statistiken:
16.184 Zuschauer
Tore:
10. Minute: 1:0 Manuel Zeitz (FE, Fanol Perdedaj)
70. Minute: 1:1 Heiko Westermann (Freistoß Rafael Van der Vaart)
95. Minute: 1:2 Van der Vaart (Freistoß)
105. Minute: 2:2 Michel
Aufstellung:
Energie Cottbus: Müller – Berger, Mimbala, Möhrle, Szarka – Perdedaj, Ledgerwood, Elsner, Zeitz, Michel – Pospech
Hamburger SV: Adler – Diekmeier, Westermann, Djourou, Jansen – Behrami, Badelj – Jiracek, van der Vaart, Ilicevic – Rudnevs
Fotos: Christiane Weiland