Es gibt ein neues Weltreise-Update von den beiden Cottbuser Radfahrern Justin und Anni Wenzke. Das Ehepaar hat seit ihrem Reiseantritt im August dieses Jahres (wie berichtet) bereits 3.250 Kilometer hinter sich gelassen und zuletzt in Göreme in der Türkei Halt gemacht. Neben schönen Momenten in Istanbul mit Verwandten und Freunden musste das Paar allerdings auch schon eine eher unangenehme Situation in der letzten Zeit meistern. Bis Weihnachten 2024 wollen die beiden Hobby-Radler rund 20.000 Kilometer herunterstrampeln.
Cottbuser Ehepaar gibt Weltreise-Update
Justin und Anni Wenzke aus Cottbus sind derzeit auf einer Weltreise, zu der sie am 6. August mit ihren vollgepackten Fahrrädern in Sielow aufgebrochen sind. Wir haben zu den beiden in großen Abständen Kontakt gehalten. Auch jetzt, nachdem 3.250 Kilometer absolviert wurden, gab es Gelegenheit zu telefonieren. Erwischt haben wir das junge Ehepaar in Göreme, dort in Kappadokien ausnahmsweise in einem Hotel, wo die zwei einige Tage Station machen – wie geplant.
Schöne Grüße aus Deutschland, in dem sich der Sommer nun wohl endgültig verabschiedet. Darum meine erste Frage nach dem Wetter …
Justin: „Wir sind eigentlich recht zufrieden. Tagsüber hatten wir in den letzten Tagen immer so um die 20 Grad, nachts wird es aber recht schnell frisch, da haben wir zumeist einstellige Temperaturwerte.
Anni: Aber im Moment ist das für uns kein Thema, denn wir sind ausnahmsweise in einem kleinen Hotel untergekommen, da bemerken wir gar nicht wie kalt es draußen ist.
Justin: Das haben wir uns auch verdient, denn wir sind zuletzt wirklich stramm durchgefahren. Zwölf Tage lang, was auch wichtig war, denn die Türkei ist wirklich groß und bietet dazu auch noch eine schöne Hügel- und Berglandschaft.

Ein großes Ziel auf dem Weg nach Göreme lag in Istanbul. Wie seid ihr mit Euren vollbepackten Fahrrädern im Wirrwar der türkischen Metropole zurechtgekommen?
Anni: Also ehrlich gesagt, haben wir uns direkt im Zentrum von Istanbul den Verkehr erspart und nutzten hier viel lieber die öffentlichen Verkehrsmittel. Wir hatten uns dort ja mit unseren Verwandten und Freunden verabredet und auch getroffen. Das war schon etwas sehr Besonderes und Emotionales. Da merkt man, wie wichtig es doch ist, eine Familie im Leben um sich herum zu haben.
Justin: Wenn man nach acht Wochen wieder mal bekannte Gesichter trifft und deren Stimmen hört, dann ist das natürlich super. Wir kannten die Stadt ja schon, so konnten wir für unseren Besuch die Fremdenführer sein. Haben uns auch manche Sehenswürdigkeit angesehen, uns im Hamam erholt und haben uns mit allem viel Zeit gelassen. Darum haben wir unseren Aufenthalt in Istanbul verlängert und sind erst am 28. September weitergeradelt.
War für Euch die Pause auch wegen der bisherigen körperlichen Anstrengungen nötig und wichtig? Vor Istanbul haben ja einige Berge Euren Weg erschwert …
Anni: Ich war zweitweise tatsächlich schon ganz schön platt. Die Anstiege, die wir zum Teil auch schiebend bewältigt haben, hatten es schon in sich.
Justin: Aber nicht nur wegen der zu absolvierenden Höhenmeter. Die Straßenverhältnisse wurden in Bulgarien zunehmend schlechter. Steil, viel Geröll und teilweise echt unwegsame Pisten. In der Türkei sind sie wieder deutlich besser.
Seid ihr ansonsten sorgenfrei geradelt? In unbekannten Ländern mit unbekannten Menschen? Fängt die Gastfreundschaft, von der ihr bisher oft geredet habt, alles auf?
Anni: Doch, an der Gastfreundschaft können wir uns überall erfreuen. In der Türkei wollte uns der Chef des „Senler Butik Otel“ parout nicht weiterfahren lassen und uns noch länger kostenlos beherbergen. Ein anders Mal hat uns eine türkische Familie in ihrem Haus aufgenommen, da es nicht aufhören wollte, zu regnen. Sie haben für uns gekocht und wir haben uns wirklich angenehm ausgetauscht.
Justin: Ja, das stimmt das war sehr schön. Aber von einer andersartigen Begebenheit müssen wir leider erzählen, die geheimnisvoll, am Ende aber sogar etwas beängstigend war. Da hat uns ein PKW im weniger dicht besiedelten Gebiet überholt und uns gezwungen anzuhalten. Der Fahrer war freundlich und hat uns später auch Schokolade sowie ein paar Früchte geschenkt. Sein Englisch war eher schlecht, genau wie unser türkisch – so stellte sich die Kommunikation doch eher schwierig dar. Wir hatten die Telefonnummern getauscht, wer weiß wozu das nochmal gut sein kann, dachten wir. Dann wollte er, dass wir in sein Auto steigen, er wolle uns mitnehmen zu unserer nächsten Station. Wir haben abgelehnt, da wir aufgrund seines Verhaltens kein gutes Bauchgefühl hatten.
Anni: Trotz dessen wir klar gemacht hatten, dass wir seine Hilfe nicht benötigen, hat er uns dann mehrfach überholt und nach wenigen Kilometern wieder auf uns gewartet. So langsam wurde uns schon mulmig, nicht wissend, was er eigentlich will. Als er uns dann wieder mal voraus war, haben wir eine Mittagspause eingelegt, um uns für die Weiterfahrt zu stärken. Als er bemerkte, dass wir nicht mehr hinter ihm fahren, rief er mehrfach an und kehrte schließlich um, um nach uns zu sehen. Dabei fuhr er knapp an uns vorbei, weil wir ein wenig fernab vom Weg an einer Trinkwasserstelle standen. Diese Chance ergriffen wir und flüchteten über die nächsten Hügel, so dass wir ihn abwimmeln konnten. Seine weiteren Kontaktversuche ignorierten wir gekonnt.
Waren eure Fahrräder auf dem langen Weg weiterhin eure treuen Begleiter?
Justin: Grundsätzlich ja, aber einmal haben sie uns ein wenig im Stich gelassen. Das war aber allein unsere Schuld. Wir sind von der Straße abgebogen und rund 200 Meter einen Feldweg in Richtung des Tuz Gölü, einem bekannten Salzsee gefahren. Es liegt im trockenen Hochland zwischen Ankara, Konya und Aksaray und ist mit seinen über 30% Salzanteil einer der salzhaltigsten Seen der Welt. Den wollten wir natürlich aus der Nähe sehen. Der Feldweg war gespickt mit Dornen, die wir zuvor nicht gesehen haben.
Anni: Zurück auf der Straße stellten wir dann schnell fest, dass etwas nicht stimmt. Drei der Vier Räder verloren auf einmal an Luft. In Summe haben wir rund 50 Dornen aus den Fahrradmänteln gezogen, wovon zehn zu Löchern im Schlauch geführt hatten. Im nächsten Fahrradshop haben wir unseren Flickenbestand wieder aufgefüllt.
Ihr hattet zu Beginn gesagt, dass ihr derzeit in Göreme seid. Mit diesem Ort verbindet man in der Touristenszene Ballonfahrten …
Anni: Oh ja, das ist hier am Morgen ein traumhaftes Bild. Da starten vor dem Sonnenaufgang hunderte Heißluftballons zwischen den mystischen Steinkonstruktionen. Die Einheimischen nennen diese Auftürmungen liebevoll Feenkamine, die durch die Erosion von Wind, der Lava von Vulkanen als pilzförmige Felsen geformt wurden. Total beeindruckend diese Bilder.
Ansonsten dominiert ja gerade der Krieg in Israel die Medien. Könnte dieser eure Weiterfahrt beeinflussen beziehungsweise zu Planänderungen führen?
Justin: Keiner kann voraussagen, wie es in der Region weitergeht und wer sich womöglich noch in unterschiedlichen Formen daran beteiligen könnte. Wir verfolgen stets die Nachrichten. Eins steht fest: Wir gehen keine fahrlässigen Risiken ein, noch wollen wir irgendwo stranden. Wir nutzen hier also die Zeit, um weiter zu planen und mögliche Ziele auszuloten. Es geht also auf jeden Fall weiter.
Na dann, weiter eine gute Reise, danke für die interessanten Infos für unsere Leser. Alles Gute!
(Das Telefonat mit den beiden Weltreisenden hat unser Sportreporter Georg Zielonkowski geführt)
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Red. / Georg Zielonkowski
Bilder: Georg Zielonkowski