So nahe wie Anfang 2020 stand Cannabis der Legalisierung in Deutschland noch nie. Die SPD spricht von Modellprojekten und der Entkriminalisierung kleinerer Mengen. Medizinisches Cannabis ist längst erlaubt, der Umsatz in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen. Am Darmstädter Südbahnhof steht der erste Cannabis-Automat in ganz Deutschland – ganz legal, denn die darin lagernden Produkte enthalten das nicht psychoaktive Cannabinoid CBD. Angesichts dieser Entwicklungen stellt sich der ein oder andere längst eine alles entscheidende Frage: Was wäre wohl, wenn Cannabis tatsächlich legal wäre
Cannabis – Droge oder Medizin?
Dass Cannabis in Deutschland noch immer als Droge gilt und der Besitz dementsprechend bestraft wird, hat in den Reihen der Regierung eine anhaltende Debatte ausgelöst. Nach den Legalisierungsforderungen der SPD bleibt eine Frage zurück: Was ist Cannabis eher – eine Droge oder Medizin? Fast 500 verschiedene Stoffe sind in der Pflanze enthalten. Über 100 davon sind Cannabinoide. Während einige davon gesundheitsförderliche Auswirkungen haben, sind andere potenziell gefährlich. Zu den enthaltenen Cannabinoiden zählen insbesondere:
- THC der psychoaktive Hauptwirkstoff, der beruhigende bis euphorisierende Effekte haben kann.
- CBD, ein nicht psychoaktiver Stoff mit potenziell angstmindernder, entspannender Wirkung.
- THCV, ein potenziell psychoaktiver Stoff mit aktivierendem Effekt und möglicher Wirkung bei Adipositas und Diabetes.
Unter bestimmten Bedingungen ist bisher zumindest CBD legal. Dieses nicht psychoaktive Cannabinoid weiblicher Hanfpflanzen darf mittlerweile in Produkten zur äußeren und inneren Anwendung enthalten sein. Weiterhin illegal bleibt der Hauptwirkstoff THC. In medizinischer Qualität darf Cannabis seit 2011 deutschen Patienten mit Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Krebs und Epilepsie verschrieben werden. Die medikamentöse Verwendung konzentriert sich auf Tropfen und Kapseln, weil so eine genauere Dosierung möglich ist. Schon vor Jahrtausenden war Cannabis bereits als Heilmittel im Einsatz. Einer von vielen Gründen, aus denen jetzt sogar von der Politik eine regulierte Cannabis-Legalisierung gefordert wird.
Gedankenexperiment: Was würde eine Cannabis-Legalisierung bewirken?
Mit den Konsequenzen einer möglichen Cannabis-Legalisierung beschäftigt man sich längst auf der ganzen Welt. Bei gleichzeitiger Aufklärung könnte die Legalisierung helfen, den Drogenkonsum zu minimieren. Andererseits könnte die Legalisierung ebenso gut einen Drogenboom auslösen. Der Staat dürfe Drogen nicht legalisieren, meinen einige Stimmen. Trotzdem sind Konsumdrogen wie Alkohol legal – warum dann nicht auch Cannabis, welches aus statistischer Sicht trotz Verbotes vergleichsweise weniger Straftaten begleitet? Kritiker meinen, dass sich diese Statistik mit der Legalisierung dramatisch verändern könnte. Viele vertreten auch die Meinung, Cannabis sollte zumindest für medizinische Zwecke legalisiert werden. Trotz teils negativer Stimmen sieht ein Großteil aller Befürworter für eine Zukunft mit legalem Cannabis einen unstrittigen Vorteil: die Eindämmung des Schwarzmarkts und bessere Qualitätsüberwachung vertriebener Substanzen. Schwere Konsumentenschädigungen durch verunreinigtes Cannabis könnten dadurch verhindert werden. Vielleicht – denn wie Gegner der Forderung meinen, wird es immer einen Schwarzmarkt und immer Menschen, die im Falle einer Legalisierung vor sich selbst geschützt werden müssten, geben. Die weiteren Entwicklungen bleiben definitiv spannend.