Der Wittichenauer Möbelhersteller MAJA-Möbel spürt die Auswirkungen des Coronavirus und fährt bei seinem Werk in Sachsen die Produktion herunter. Gestern Abend hat das Unternehmen gemeinsam mit dem Betriebsrat vereinbart, ab dem heutigen Freitag, 20. März 2020, 22 Uhr das gesamte Werk mit 750 Mitarbeitern und bis zu 150 Leiharbeitnehmern schrittweise in vollständige Kurzarbeit zu überführen. Die entsprechende Anzeige bei der Agentur für Arbeit ist am Donnerstag gestellt worden. Die Überführung in vollständige Kurzarbeit bedeutet, dass die regelmäßige Arbeitszeit Schritt- und Abteilungsweise aufgrund des erheblichen Arbeitsausfalls auf 0 Stunden herabgesetzt wird. „Mit dieser Maßnahme können wir sicherstellen, dass wir trotz des Nachfragerückgangs aufgrund der Corona-Krise betriebsbedingte Kündigungen ausschließen können. Das haben wir unseren Mitarbeitern auch genau so versprochen“, so Geschäftsführer Uwe Gottschlich. MAJA-Möbel in Wittichenau baut für IKEA international die Serien Kallax und Malm. Der schwedische Möbelhändler hat am Dienstag bereits seine Häuser in Deutschland geschlossen.
Die Mitarbeiter erhalten während der Kurzarbeit weiterhin Entgelt vom Wittichenauer Möbelhersteller. Auf dem Lohnschein der Mitarbeiter erscheint dann jedoch die Position Kurzarbeitergeld, das sich am letzten durchschnittlichen Nettoeinkommen der Mitarbeiter bemisst und in Höhe von 60 Prozent, für Personen mit Kindern im Haushalt in Höhe von 67 Prozent, ausgezahlt wird, obwohl keine Arbeitsleistung in Anspruch genommen wird. Auch mit den Personaldienstleistern wurde die Maßnahme besprochen, durch die Kurzarbeitsanzeige können sie ihren Mitarbeitern ähnliche Regelungen anbieten.
Budget für Härtefälle
Darüber hinaus haben sich Geschäftsleitung und Betriebsrat in einer Betriebsvereinbarung auf eine Bereitstellung eines Budgets für Härtefälle verständigt, das finanzielle Nöte abmildern soll. „Dieses Budget stammt aus den geplanten Investitionen für eine Aktion des betrieblichen Gesundheitsmanagements, die im April starten sollte und wird durch den Betriebsrat verantwortet. Wir vertrauen dem Gremium, die richtigen Entscheidungen zu treffen und Härtefälle im Rahmen der Möglichkeiten abzumildern“, so Uwe Gottschlich. Sollten gesetzliche Änderungen zum Kurzarbeitergeld in Kraft treten, werden wir diese sofort im Interesse der Belegschaft umgesetzt.
Auch IKEA hat am Dienstag bereits alle Möbelhäuser in Deutschland geschlossen. „Wir tragen eine hohe Verantwortung für unsere Mitarbeiter und ihre Familien. Wir wollen sicherstellen, dass die Einkommen unserer Möbelhelden und vor allem ihre Gesundheit durch Minimierung der Sozialkontakte gesichert sind“, sagt Uwe Gottschlich. „Unsere Kollegen haben sich in den vergangenen Tagen wahrlich heldenhaft verhalten. Trotz langer Wartezeiten an den Grenzen für polnische Kollegen, Unsicherheiten in der Kinderbetreuung und vielen Verunsicherungen in diesen herausfordernden Zeiten haben sie alles getan, um ihre Arbeitsplätze zu erreichen und die Produktion aufrecht zu erhalten. Dafür sind wir ihnen aus tiefstem Herzen dankbar. Die aktuellen Entwicklungen haben bereits und werden auch weiter Auswirkungen auf das Nachfrageverhalten haben“, so Uwe Gottschlich weiter.
Zunächst für sechs Monate Kurzarbeit angemeldet
Der Geschäftsführer zeigt sich zuversichtlich: „Wir wissen im Moment nicht, wie lange diese Phase andauern wird, deshalb haben wir die Kurzarbeit zunächst für sechs Monate beantragt. Wichtig ist uns aber, dass diese jederzeit individuell unterbrochen oder beendet werden kann, so dass wir zum gewohnten Alltag zurückkehren können, sobald es die Situation zulässt.“ Die Mitarbeiter sind gestern über diese Maßnahmen informiert worden. In den nächsten Tagen erhalten alle Mitarbeiter des Wittichenauer Möbelwerks auch noch einmal persönliche Informationen für die Zeit der Kurzarbeit.
„Wir wissen, dass die Nachricht über die Kurzarbeit unseren Mitarbeitern Sorge bereiten wird. Deshalb haben wir versprochen, die Kollegen nicht allein zu lassen“, erklärt Uwe Gottschlich. So ist bereits ein aktives Hilfsangebot für die Mitarbeiter vorbereitet worden. Die betriebliche Sozialberatung steht gerade jetzt allen Kollegen unterstützend zur Seite. Mit den Arbeitspsychologen ist vereinbart worden, dass während der gesamten Zeit der Kurzarbeit jeder Mitarbeiter telefonischen Kontakt suchen oder seine Fragen per Mail stellen kann. Die Sozialberatung kann bei familiären Problemen, Stressbelastungen und auch in der Vermittlung von richtigen Ansprechpartnern bei finanziellen Notlagen helfen.
„Es kommen nun auch einige Herausforderungen auf uns zu, denen wir planvoll und mit Stärke entgegentreten wollen“, sagt Uwe Gottschlich. So werden aktuell beispielsweise Kontaktdaten der Mitarbeiter aktualisiert, um auch während der vollständigen Kurzarbeit mit ihnen in Kontakt stehen zu können. „Während der Corona-Krise wollen wir unsere Möbelhelden zu aktuellen Entwicklungen, Entscheidungen MAJA-MÖBEL betreffend, möglichen weiteren Einschränkungen, aber auch frühzeitig zur Wiederaufnahme der Produktion auf dem Laufenden halten.“ Dazu wird ein E-Mail-Newsletter eingeführt, um schnell und verlässlich kommunizieren zu können. Auch die Erreichbarkeit der Personalabteilung in allen Fragen rund um die Kurzarbeit ist sichergestellt. „Wir versichern, dass wir alles erdenkliche unternehmen werden, um diese Krise gemeinsam sicher zu überstehen. Wir glauben daran, dass wir am Ende stärker denn je aus ihr hervorgehen werden. Denn nur wahre Helden stehen zusammen, haben Zuversicht und gewinnen als Team. Bleiben Sie optimistisch, nutzen Sie die Zeit mit Ihren Familien und vor allem: Bleiben Sie gesund!“, schreibt Uwe Gottschlich am Donnerstag in seiner Information an die Belegschaft.
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