Erst Mitte Januar 2011, genauer gesagt am Sonntag, dem 16., waren wir per pedes im UNESCO-Welterbe Muskauer Park/Park Muzakowski zu einer großen Parkwanderung fast 7 Stunden in Bad Muskau und Leknica unterwegs. 45 Wandergäste waren an diesem Tag unserer Einladung gefolgt. Sie kamen aus Eisenhüttenstadt, Guben, Forst, Bad Muskau, Görlitz, Weißwasser, Mulkwitz, Cott-bus, Lübbenau, Burg/Spreewald, Lübben, Finsterwalde, Doberlug-Kirchhain. Bad Liebenwerda, Dresden, Senftenberg und Drebkau. Das war selbst für uns Niederlausitzer Wandergurken als Veranstalter sehr beeindruckend. Nach dieser anstrengenden Tour gab es uns gegenüber sehr positive Resonanzen und einige der Wandergäste versprachen noch am selben Tag vor Ort bei der Verabschiedung, dass sie uns bei der nächsten Tour in diesem Gebiet erneut begleiten wollen.
Sie und viele interessierte Wandergäste aus Nah und Fern sind nun hiermit von uns ganz herzlich ein zu unserer Wanderung, am Sonnabend, den 12. Februar 2011, nach Bad Muskau – die wir mit „Neißetal und Neißeterrassen im Geopark Muskauer Faltenbogen“ schon etwas umschrieben und eingegrenzt haben. Es geht also bei dieser Wanderung nicht um das Kennenlernen des Muskauer Faltenbogens als Stauchendmoräne an sich, die es nach neuerer Definition auch eigentlich nicht ist, sondern um das Durchstöbern des „Inneren des Hufeisens“ oder „Fußabdrucks“ Muskauer Faltenbogens – also des Tals der Neiße (deutsche Seite) und eines Teils der Neißeterrassen am westlichen Rand des Neißetals zum Faltenbogen hin. Dieses Gebiet ist seit dem Neubau der Neißetalbrücke in Zelz zusammen mit dem UNESCO-Welterbe zu einem unserer beliebtesten Wan-dergebiete geworden.
Hier im Rahmen der Information zu unserer Wanderung am 12.02.2011 die Entstehung des Muskauer Faltenbogens und den heute gleichnamigen Geopark zu besprechen, hieße spätestens seit dem Erscheinen des Buches von Dr. Manfred und Almut Kupetz „Wanderungen in die Erdgeschichte (24) – Der Muskauer Faltenbogen“, Eulen nach Athen tragen. In hervorragender Weise haben beide allen Interessenten für Geschichte, Natur und Landschaft quasi ein Handbuch zusammengestellt, dass den allgemeinen populärwissenschaftlichen Wissenshorizont weit übersteigt, weil sich der Inhalt auf dem Niveau der aktuellen Forschungsergebnisse bewegt.
Wir werden auch diese Wanderung wieder nutzen, um das Buch weiter vorzustellen und an bestimmten Punkten der Tour auf inhaltliche Aussagen bezug nehmen. Es ist das absolut Beste, was wir je in puncto Landschaftsbeschreibung in die Hand bekommen haben!
Was unser Wandergebiet, das Neißetal und die Neißeterrassen, konkret betrifft, gibt es natürlich auch noch grundsätzlich offenen und unbeantwortete Fragen. So schreibt Dr. Kupetz z.B. in dem genannten Buch über den Durchbruch der Neiße durch den Muskauer Faltenbogen: „Die Lausitzer Neiße durchbricht den Muskauer Faltenbogen und sein Hinterland auf einer Strecke von etwa 16 km Länge in einem 20 – 30 m tiefen Durchbruchstal. Es ist charakterisiert durch mehrere Neißeterrassen und Mäanderbögen… Der Durchbruchszeitpunkt kann nicht exakt datiert werden. Nach SCHUBERT (1979) durchzieht die so genannte Sagarterrasse (frühsaalezeitliches Tranitzer Fluviatil) das Neißetal. Regionalgeologische Erwägungen machen auf der anderen Seite einen jüngeren, erst spätweichselzeitlichen Durchbruch wahrscheinlich (freundl. mündl. Mitt. von WOLFGANG A-LEXOWSKY, LfULG Freiberg). Diese Frage und damit die Altersstellung der Neißeterrassen ist zurzeit ungeklärt.“ (siehe S. 49)
Seit Oktober 2008 gibt es nun am Institut für Geographische Wissenschaften -Fachrichtung Physische Geographie- der Freien Universität Berlin unter Leitung von Frau Prof. Dr. Böse ein Projekt „Untersuchungen zur jungquartären Landschaftsgenese des Durchbruchstales der Neiße im Bereich des Muskauer Faltenbogens“, welches im Ergebnis der Forschungen darüber Klarheit schaffen könnte. Dazu heißt es in einer Mitteilung auf der entsprechenden Website: „Das Durchbruchstal der Neiße im Bereich des Muskauer Faltenbogens ist bisher kaum erforscht worden. Die letzten Publikationen stammen aus den 1970er Jahren. Im Rahmen der Doktorarbeit wird mit Hilfe digitaler Geländemodelle die Morphologie des Neißetales analysiert – insbesondere Terrassen, Paläomäander und Trockentäler. Anhand von Aufschlüssen und Bohrkernen werden die Sedimente untersucht und beprobt. Es sollen Datierungen für eine absolute zeitliche Einordnung vorgenommen werden. Ziel ist es, die Genese des Durchbruchstales mit seinen verschiedenen Entwicklungsphasen (Durchbruch, Braided river-/ mäandrierendes Flußsystem) zu rekonstruieren.“ (Quelle: www.geo.fu-berlin.de)
Schön wäre es, wenn wir jetzt Lebenden im Ergebnis solcher Forschungen auch noch erfahren würden, was und wann im Zusammenhang mit dem Durchbruch der Neiße im Muskauer Falten-bogen wirklich passiert ist. Aber so lange wollen wir nicht warten, auch wenn wir uns für unsere Wanderung vielleicht diesbezüglich ein schwieriges Terrain ausgesucht haben sollten. Es wird auch so wieder viel zu sehen und zu erleben geben. Besprechen wir also das, was wir in der Jetztzeit während unser Tour kennen lernen. Informationstafeln des Fördervereins Geopark Muskauer Faltenbogen am Wegesrand werden uns helfen, Prozesse und Abläufe zu verstehen, die bisher vielleicht unbekannt waren.
Zur Neiße selbst gibt es am Neiße-Radweg, etwa bei der Einmündung des Föhrenfließes, eine Info-Tafel, auf der zu lesen ist: „Die Lausitzer Neiße zwängt sich bei Bad Muskau durch steile, bis160 m NN hohe Wände des Muskauer Faltenbogens. Bis hierher hat sie bereits ein beträchtliches Stück ihres 256 km langen Weges zurückgelegt. Über Zittau und Görlitz erreicht der Fluss die Kleinstadt Bad Muskau. Erst hier fand der Fluss nach Jahrtausenden seinen heutigen Nordweg bis zur Mündung, nördlich von Guben, in die Oder. Der Lausitzer Grenzwall hatte dem Fluss den Weg versperrt und ihn in westliche Richtung fließen lassen. Die Neiße erreicht Brandenburg bei etwa 95 m NN und verliert zusehens weiter an Höhe. Ihr Wasser war noch vor etwa 100 Jahren sehr fischreich. Damals wurden 25 Arten der Schuppentiere nachgewiesen. Der Hauptfisch war der Döbel, doch auch Hecht, Quappe, Barbe oder Aal wurden gefangen. Gegenwärtig erholt sich der Fischbestand allmählich und auch andere Tiere haben im Neißetal ihr Refugium befunden. (So haben wir bei unserer Wanderung in Vorfrühling des vergangenen Jahres z.B. frische Fraßspuren des Bibers entdeckt – G.L.).Betriebe nutzen ihre Wasserkraft. Oft war der Fluss durch Hochwasser über die Ufer getreten. Dämme verhindern das heute weitestgehend. Der Name des Flusses entstammt dem Slawischen: Niska reka bedeutet Niederungsfluss.“ Unsere Wanderung wird helfen, das Wissen auch um alle diese Punkte auszubauen.
Folgende Wegstrecke werden wir an diesem Tag unter die Sohlen nehmen, vorausgesetzt, die Wegeverhältnisse des Neiße-Wanderweges lassen das zu:
Bad Muskau – Parkplatz Kulturhaus Lindenhof Berliner Chaussee – Eichberg – Wachsbleiche – Böses Ufer-Weltende – Loosen-Wiesen (Altes Wasserwerk u. Thermalquelle) – Uferweg – Wasserwerk Köbeln – Räderschnitza-Brücke u. Mündung in die Neiße – Neißestraße (Standort Alte Brücke) – Friedensweg/Rampe Brücke bis 1945 – Schutzhütte – Denkmal Brückenkopf 16.4.1945 – Sächsisch-Brandenburgische Landesgrenze – Die Czerna (Zerna) – Mündung Föhrenfließ – Neiße-Radweg – NSG Pusacker Neißewiese – Neißewehr – Grenzerquelle – Pusack-Pechofen – Lachberge – Lausitzer Tieflandfichten – Aussichtspunkt Höhe 130,0 – Malenza – Papierfabrik Köbeln – Mühlenweg – Mühlteich Papiermühle – Trasse Waldeisenbahn – Dubrauer Weg – Dubrauer Hang – Tal der Räderschnitza – Schaltgerätewerk/Geschützte Werkstätten – Hotel & Gasthof Am Schlossbrunnen – Schlossbrunnen – Köbelner Str. – Alte Turnhalle – Berliner Chaussee Parkplatz Kulturhaus Lindenhof – Bad Muskau. Mit ca. 15 Kilometer haben wir die Strecke vermessen.
Foto zum Text: Blick vom Bösen Ufer/Weltende in Bad Muskau auf die Neiße flussabwärts
Weitere Informationen zum Ablauf und dem Beginn der Tour gibt es bei der Anmeldung bis spätestens zum Vorabend oder auf Anfrage unter Tel. 03542 – 3792. Bitte auch an Rucksackverpflegung und Getränke für eine Wanderrast mit „Stehimbiss im Freien“ denken. Kein Versicherungsschutz. Keine Teilnahmegebühr – um einen Obolus in unseren Fontane-Wanderhut wird gebeten. Wir freuen uns auf Sie – Ihre Niederlausitzer Wandergurken!
Gerd Laeser – Gästeführer Niederlausitz – Lübbenau u. Ehefrau Edeltraud
Das Neißewehr bei Pusack – gesehen von deutscher Seite
Info-Punkt an der Örtlichkeit Grenzerquelle
Die stillgelegte Oberlausitzer Feinpapierfabrik Bad Muskau – gesehen vom früheren Mühlteich der Köbelner Papierfabrik