Der VEB Baby-Chick Finsterwalde belieferte Kindergartengenerationen mit waschbaren DDR Windelhosen. Doch, was ist eigentlich die „gängige Art“ zu wickeln? Diese Frage hat man sich bis zu Wende in der DDR gar nicht gestellt. Bis 1989 und auch in den ersten Nachwendejahren wurde ganz normal mit Windeltüchern aus Baumwolle und Überhosen aus Plastik gewickelt. Daran werden sich noch viele erinnern. VEB Baby-Chick Finsterwalde belieferte die ganze Republik mit diesen Überhöschen. Wegwerfwindeln waren kein Thema. Mit Foxy Baby, kehrt nun die Stoffwindel zurück, ausgerechnet in die Sängerstadtregion. Die beiden Lausitzerinnen Karla Fornoville und Alexandra Logemann gründeten im Frühjahr 2016 ihr kleines Startup, die Foxies Family GmbH. Seit Sommer 2017 sind sie mit ihrem eigenen Onlineshop auf dem Markt und vertreiben dort die selbst entworfenen und in der Lausitz handgefertigten Artikel unter dem Namen „Foxy Baby“.
„Mein kleiner Bruder ist im August 1989, also kurz vor dem Mauerfall, geboren“, berichtet Karla Fornoville, Geschäftsführerin des noch jungen Unternehmens. „Zum Zeitpunkt der der Unternehmensgründung wusste ich gar nicht, dass die DDR Überhöschen in Finsterwalde gefertigt wurden. Ich kann mich aber noch sehr gut an die Baumwollwindeln und die Plastik-Überhosen erinnern. Als damals fast 15-Jährige durfte ich beim Wickeln schonmal mithelfen.“ Umso schöner ist dieser örtliche Zufall, denn Karla Fornoville ist eine Lausitzer Rückkehrerin. Als gebürtige Oberlausitzerin hat sie in Tröbitz ihre neue Heimat gefunden. Mit der Unternehmensgründung in der Sängerstadtregion kehrt nun auch die Stoffwindeln zurück, natürlich in einer viel moderneren Version und mit Onlineshop.
Die Renaissance der Stoffwindel findet auch in der Lausitz statt, findet Mitgründerin Alexandra Logemann. Aus dem kleinen Ort Lausitz stammend, hat sie die Nachwendejahre in Niedersachsen verbracht und in Sachen Babywindeln ganz andere Erfahrungen gemacht. „Bemerkenswert ist, dass in den östlichen Bundesländern viele Eltern für das Wickeln mit Stoffwindeln eher aufgeschlossen sind.“ Ein Grund dafür könnte sein, dass die Stoffwindel hier noch viel präsenter ist, auch weil das Thema „Reinlichkeitsentwicklung“ in Familien und Kindertagesstätten offener angegangen wird. „Sanftes Sauberkeitstraining ist vielleicht aus DDR-Zeiten noch selbstverständlich und der Umgang damit leichter, als im Westen Deutschlands“, vermutet Alexandra Logemann, die heute in Braunschweig lebt.
Die beiden Gründerinnen haben das Thema Müllvermeidung für den Start ins Leben neu gedacht. „Wir wollten den Stoffwindelmarkt revolutionieren, mit dem Ziel, vor allem Wegwerfwindelnutzer zu begeistern und zum Umdenken zu bringen“, erzählt Alexandra Logemann. Antrieb war dabei vor allem der unglaubliche Windelmüll durch Wegwerfwindeln. Etwa 90 % der Windelnutzer greifen heute zu Wegwerfwindel greifen. Dadurch entstehen jedes Jahr allein in Deutschland bis zu 3,2 Milliarden Liter Windelmüll, allein von Babywindeln (2,1 Mio Wickelkinder pro Jahr (Alter 0-3 Jahre, statista.com 2014), 1,89 Mio Wegwerfwindel-Kinder (entspricht 90% Wegwerfwindelnutzer), 5000 l Windelmüll in 3 Jahren pro Kind, 1667 l Windelmüll pro Jahr pro Kind).
Mit Stoffwindeln können diese Müllberge verhindert werden, das ist Fakt. „Dabei hat jeder seine Ökobilanz selbst in der Hand, nämlich durch den Einsatz von umweltfreundlichen Waschmitteln, sparsamer Technik und der Wahl ressourcenschonender Energien und Materialien“, davon sind die Gründerinnen überzeugt.
Noch drei Tage läuft eine Crowdfundingkampagne des jungen Unternehmens, um neue Rohstoffe einkaufen zu können und die Produktlinien zu erweitern. Die Fertigung erfolgt in Deutschland, alle Rohstoffe kommen ebenfalls aus Deutschland oder der EU. Bisher kamen bereits 8.300 Euro von über 100 Unterstützern zusammen und das erste Fundingziel ist erreicht. Geldgeber können zwischen vielen nützlichen Dankeschöns wählen. Die Aktion läuft noch bis 31.03.2019.
Mehr Infos auf www.foxy-baby.de