Die komplette Belegschaft, das ganze Dorf und die gesamte Region kämpfen unermüdlich um den Erhalt der Zuckerfabrik im Mühlberger Ortsteil Brottewitz. Mit einer großen Demonstration unter dem Motto „Wir machen uns eine Rübe“ wollen Mitarbeiter, Angehörige und Unterstützer heute „5 vor 12“ ein lautstarkes Signal gegen die von der Südzucker AG ins Auge gefasste Schließung des Werks senden. In Brottewitz wären 90 Arbeitsplätze direkt betroffen, hunderte Zulieferer und Zuckerrübenbauern ebenso. Seit der Bekanntmachung kämpft der gesamte Ort um sein „Herz von Brottewitz“. Auch Kommunal- und Landespolitiker ringen um Lösungen. Am 25. Februar plant die Südzücker AG eine Aufsichtsratssitzung, wo möglicherweise Tatsachen geschaffen werden sollen.
Mit Fotos, Spruchbändern an den Grundstückszäunen, T-Shirts und sogar selbstkomponierten Liedern und Videos im Internet verschaffen sich die Menschen in Brottewitz Gehör (zu sehen im Titelvideo). Der Interessengemeinschaft Brottewitz e.V. mobilisiert die Protestbewegung, allen voran mit einer Petition. Allein im Internet haben bisher mehr als 2.600 Menschen für den Erhalt der Fabrik unterzeichnet. Weitere Unterschriftenlisten liegen in der Region aus. Unterstützung erhalten die Brottewitzer auch von unzähligen Bauern aus dem gesamten Umland, die Brandenburgs einzige Zuckerfabrik mit Zuckerrüben beliefern und bei einer Schließung auf Alternativen angewiesen wären oder längere Transportwege und damit höhere Kosten in Kauf nehmen müssten. In Brandenburg zählt der Landesbauernverband 25 Landwirtschaftsbetriebe mit Rübenanbau. Neben dem deutschen Gewerkschaftsbund steht vor allem die Gewerkschaft für Nahrung-Genuss-Gaststätten hinter der Fabrikbelegschaft und so haben zum Beispiel auch die Mitarbeiter der Teigwaren Riesa während ihres Tarifstreiks für den Erhalt der Zuckerfabrik protestiert.
Sie alle werden zur heutigen Demonstration erwartet, um ein deutliches Zeichen zu setzen, dass es hierbei um die Existenz einer gesamten Region geht. Statt Schließungen von Fabriken wird unter anderem eine kürzere und auf alle Fabriken gleichmäßig verteilte Kampagnenzeit gefordert. Das ist der Zeitraum, in dem die Fabriken Zuckerrüben verarbeiten.
Bereits am vergangenen Montag waren Vertreter der Südzucker AG zu einem Runden Tisch geladen. Dort wurde ihnen die Sachlage vor Ort herangetragen, in der Hoffnung, dass für die zwei ins Gespräch gebrachten Schließungen in Deutschland alternative Lösungen gefunden werden. Das ist auch das Bestreben der Kommunal- und Landespolitik. Das Brandenburger Wirtschaftsministerium hat sich bereits in die Debatte eingebracht. Ebenfalls soll die Schließung Thema im Landtag werden. Das Unternehmen begründet die Schließungspläne mit dem weltweiten Preisverfall bei Zucker.
red
Bild: Interessengemeinschaft Brottewitz e.V.