Bei den paralympischen Spielen von Tokio hat Frances Herrmann beim Speerwerfen die Silbermedaille gewonnen. In der Klasse F34 (Startklasse für Leichtathletik-Wurfdisziplinen, in denen der Rumpf und die Beine im Rollstuhl fixiert sind) kam die 32-jährige auf 17,72 Meter. Übertroffen wurde sie nur von der Chinesin Zou Lijuan, die den Speer auf stolze 22,20 m warf. Für Frances Herrmann war der Silberrang zugleich ein innereuropäischer Erfolg, distanzierte sie doch in Tokio ihre langjährige Konkurrentin aus Finnland, Europameisterin Marianna Heikinnen, die 25 Zentimeter weniger warf.
Verschobene Paralympics als Glücksfall
Die Leistung der jungen Mutter verdient die größte Anerkennung, wurde sie doch, genau wie ihr Sohnemann Henry im Frühjahr dieses Jahres von Corona heimgesucht, weshalb ihr einige Trainingseinheiten ausgefallen waren. Im letzten Sommer fand sie die pandemiebedingte Absage der Paralympics für sie noch eher glücklich, musste sie doch auch 2020 viele Trainingsausfälle hinnehmen. Allerdings aus einem wunderbaren Grund, schenkte sie doch ihrem Sohn Henry Anfang des Jahres das Leben.
Erfüllter Wunsch
So sehr sie sich vor Wochen über das Erreichen der Olympianorm freute, so eilten ihre Gedanken auch damals schon voraus. Wusste sie doch, dass sie tagelang auf den Sprössling werde verzichten müssen, wenngleich sie ihn bei ihrer Mutter in den allerbesten Händen zurückließ:„Die Geburt des Kleinen hat mir so viel neue Motivation geschenkt, doch gibt meine kleine Familie mir nun zusätzliche Ruhe und Zuversicht. Jetzt gehe ich recht entspannt, aber auch voller Eifer nach Tokio. Das Tollste wäre es, wenn ich dem Kleinen, der oft bei meinen Trainingseinheiten dabei ist, zum Beweis eine Medaille mitbringen könnte“, hoffte Frances vor der Abreise. Dieser Wunsch hat sich nun erfüllt, so dass man davon ausgehen kann, dass die Behindertensportlerin des BPRSV (Brandenburgischen Präventions- und Rehabilitationssportverein e.V.) kaum erwarten kann, bis der Flieger wieder in Richtung Heimat startet.
Oberbürgermeister Holger Kelch gratuliert
Oberbürgermeister Holger Kelch hat Frances Herrmann aus Cottbus/Chóśebuz sehr herzlich zum Gewinn der Silbermedaille bei den Paralympischen Spielen in Tokio gratuliert. „Du hast Dir und Deiner kleinen Familie damit ein wunderbares Geschenk bereitet. Gleichzeitig bestätigt die Medaille, dass der Weg trotz der Corona-bedingten Verschiebung der Wettkämpfe und vor allem nach der Geburt Deines Sohnes richtig war. Der schöne Erfolg samt Saisonbestleistung ist dafür ein verdienter Lohn. Gemeinsam mit Deinem Trainer- und Betreuerteam hast Du einmal mehr Kontinuität in der Weltspitze Deines Sports nachgewiesen. Auch ihnen gilt mein herzlicher Glückwunsch, der sicher weitere Motivation schafft für eure kommenden Aufgaben“, heißt es in dem Schreiben des OB an die 32-Jährige.
Frances Herrmann hatte in Tokio in der Klasse F34 mit 17,72 Metern Saisonbestleistung geworfen und damit Silber gewonnen. Es war nach Silber 2008 mit dem Diskus sowie Bronze 2016 in Rio mit dem Speer die dritte paralympische Medaille für die Cottbuserin.
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