Im Durchgang von der Haupthalle zum Gleis 1 im Cottbuser Hauptbahnhof eröffnet am 18. Juni 2021 der erste marktreife “toolbot”. Mit dem Werkzeug-Verleihautomaten will das Cottbuser Startup thingk.systems der Wegwerfgesellschaft den Kampf ansagen und mit einem Sharing-Konzept Profiwerkzeuge an Heimwerker verleihen. Die Rechnung ist für die Erfinder einfach: Teilen sich hundert Menschen ein Gerät anstatt es sich jeweils zu kaufen, werden 99% der Emissionen aus der Produktion eingespart, weil die Geräte gewartet bzw. repariert werden und deshalb länger leben. Dass dies nicht nur in Millionenstädten funktioniert, sondern auch in Cottbus, wird sich ab Mitte Juni zeigen.
Nachdem toolbot im Oktober 2020 erfolgreich ein Crowd-Investment in Höhe von 300.000 Euro einsammelte, löst das Startup den wichtigsten Teil des Versprechens an die Investoren nach neun Monaten ein und eröffnet die erste modulare und vollautomatisierte Verleihstation in Cottbus. “Die Stadt ist für toolbot so interessant, weil gezeigt werden soll, dass Sharing nicht nur in Millionenstädten funktioniert.” sagt Jan Gerlach, einer der Gründer.
Im letzten Jahr haben wir bereits mit dem StartUp in einem Videointerview über ihre Idee gesprochen
Regionales Unternehmen baut neue Toolbot-Automaten
Bereits seit Dezember 2019 betreibt toolbot vereinfachte Stationen erfolgreich in Berliner Spätis. Die drei “toolbot BETA”-Stationen, die sie noch mit eigenen Händen und Werkzeugen bauten, sind noch einfache Holzregale mit integrierter Elektronik und einem Bildschirm. Die neuen Stationen werden von der Firma “caleg Schrank und Gehäusebau” aus Calau gebaut. Gemeinsam mit den Ingenieuren der caleg entwickelte toolbot Stationen aus Metall und profitierte dabei sehr von der Erfahrung der dortigen Ingenieure. In dem weitgehend automatisierten Werk kann von Stückzahl 1 bis zu vielen tausend gefertigt werden. Toolbot kann dadurch klein beginnen und hoch hinaus wachsen ohne mit der Produktion die Region verlassen zu müssen.
Die marktreifen Stationen sind modular aufgebaut. Zwei Module übereinander ergeben die volle Höhe der Station, die in die Breite theoretisch endlos erweitert werden kann. Je nach Bedarf lassen sich die Module auch austauschen, zum Beispiel, wenn es saisonale Änderungen des Werkzeugangebots geben soll.
Verbrauchsmaterialen mit dabei
Da fast jedes Werkzeug auch noch Verschleißteile wie Bits, Schleifpapier und Sägeblätter benötigt, um genutzt werden zu können, geht toolbot zwei verschiedene Wege, um es seinen Nutzern möglichst leicht zu machen. Lang haltende Verschleißteile wie Steinbohrer und Kreissägeblätter sind im Koffer enthalten. Der Verbrauch wird über viele Ausleihen statistisch erfasst und ist im Leihpreis inbegriffen. Teile, die sehr schnell verschleißen oder von denen es zu viele verschiedene Varianten gibt, können Kunden direkt auf der toolbot-Website kaufen und sich aus einem Automaten ausgeben lassen. Bei der neuen Station im Cottbuser Bahnhof wird zunächst ein separater Verbrauchsmittelautomat neben der Station stehen. Parallel entwickelt toolbot zusammen mit der caleg ein Automatenmodul, dass sich in die Station integrieren lassen wird.
Monatliche Gebühr oder Stundenmiete statt Eigentum
Die Werkzeuge kann man sich auf Stunden- und Tagesbasis ausleihen. Das Prinzip „Zugang statt Eigentum“ pflügt seit einiger Zeit viele Märkte um. Statt viel Geld in regalfüllende Platten-, Video- und Lexikonsammlungen zu investieren, ziehen es immer mehr Menschen vor, gegen monatliche Gebühren einen Zugang zu Spotify, Netflix und Co. zu erhalten, auch wenn das heißt, dass sie nichts davon ihr Eigentum nennen können. Immer mehr Menschen, vor allem in Großstädten, ziehen Carsharing einem eigenen Auto vor, für das man neben dem Kaufpreis noch Reparaturen, Parkgebühren und Versicherung zahlt. Ebenso könnte es bald all den Dingen ergehen, die teuer sind und selten benutzt werden, aber hin und wieder eben notwendig sind.
Über die Website www.toolbot.de können sich die Nutzer mit Telefonnummer, E-Mail und einem Zahlungsmittel anmelden und ohne Kaution zu hinterlegen und ohne vorher definierte Leihzeit, Profi-Werkzeug von HILTI, BOSCH Professional und anderen hochwertigen Marken ausleihen.
Zur Abholung und Rückgabe nutzt man sein eigenes Smartphone. Die Leihkosten werden nach der Rückgabe automatisch berechnet.