Besucherbericht: Mit einem scharfen Messer. So hieß der Film, den ich mir am gestrigen Abend des 29. Filmfestivals Cottbus angesehen habe und ich muss sagen, ich bin zu tiefst beeindruckt und gerührt. Das Foyer der Stadthalle war gut gefüllt und die Menschen voller Vorfreude. Wohin man sah und hörte, fanden angeregte Gespräche über den bevorstehenden Film statt. Zu Recht, denn dieser Film gehört definitiv zur Kategorie Wettbewerb Spielfilm! Regisseur Teodor Kuhn wurde von einer wahren Begebenheit zu diesem Film inspiriert, nämlich die Tötung des jungen Studenten Daniel Tupy´s durch Neonazis im Jahre 2005.
Gibt es etwas Schlimmeres, als die Nachricht zu erhalten, dass man den eigenen Sohn tot in der Donau gefunden hat? So erging es Mr. Benko und seiner Familie. Nach der Abschlussfeier David´s kam es zwischen Vater und Sohn zum Streit. Der Vater wollte, dass David in seiner Werkstatt beruflich Fuß fasst, aber das war nicht Davids Wille. Er wollte an die Uni, studieren und mehr aus seinem Leben machen. Als der Streit zu eskalieren drohte, ergriff David die Flucht. Das war das letzte Mal, dass Mr. Benko seinen Sohn lebend sah. Es ist grausam genug, sein Kind in der Leichenhalle identifizieren zu müssen und zu hoffen, dass die Täter schnell gefasst werden. Nein, in diesem Film beginnt jetzt erst das Martyrium, welches die Familie erleiden muss. Kein Anwalt, kein Gericht und auch sonst scheint niemand daran interessiert zu sein, die Täter hinter Gitter zu bringen, obwohl es ein Video von der Tat gibt. Doch der Vater ist unermüdlich und gibt nicht auf. Er kämpft sich durch alle Instanzen und setzte sogar eine Belohnung von 300.000 Kronen aus. Allmählich kommt raus, warum jeder sich scheut, diesen Fall aufzuklären. Die Täter kommen aus der Neo-Nazi-Szene. Vier junge Burschen, die für die Aufnahme in eine kriminelle Mafiabande jemanden zusammenschlagen sollten, doch einer der jungen Männer zog ein Messer und stach zu. David ist tot. Als einer der Täter geständig wurde, schlossen sich die anderen zu einem Pakt gegen den Verräter zusammen. Leider auch mit Erfolg. Der eigentliche Täter kam mit einer Strafe von entweder 3 Jahren Haft oder 5 Jahre auf Bewährung davon.
Nach Ende der Filmvorstellung stand Regisseur Teodor Kuhn dem Publikum Rede und Antwort. Beim Interview war der doch sehr ruhige und charismatische Teodor sehr ergriffen als er von den Zuständen in seiner Heimat bezüglich der Neonazi-Sszene und den baldigen dort anstehenden Wahlen berichtete. Das Publikum war gerührt von Daniels Geschichte und seinem sinnlosen Tod. Auch erklärte der Filmemacher, warum er sich für bestimmte Drehorte entschied. Seine Liebe zur sozialistischen Architektur war deutlich zu erkennen. Mit 500.000 Euro Buget konnte dieses Werk so entstehen wie es heute ist. Leider kam der Film in der Slowakei nicht sehr gut an, gerade einmal 40.000 Menschen haben ihn dort gesehen.
Fazit: Dieser Film und seine doch sehr traurige Geschichte lebt nicht von den Modernen, die diese Welt zu bieten hat, sondern von den Emotionen, die die Schauspieler in diesem Werk verkörpern. Keine Mafiamobile, keine Luxusvillen und freizügigen Frauen.Verzweiflung, Trauer und Wut sind den Darstellern buchstäblich ins Gesicht geschrieben und sie bringen diese dem Publikum auch glaubhaft rüber. Ein wirklich gelungenes Werk!
Eure Anna Rose