Gegen 20:30 Uhr am 12.04.2019 war es soweit. Nach Reden, Musik und Filmen wurde symbolisch am Rad des Hammergraben gedeht und so der Zufluss zum Einlaufbauwerk in den Cottbuser Ostsee geöffnet. Blaue LED-Strahler empfanden den Weg des Wassers nach, kurz darauf strömte es auf Steine direkt nach der Öffnung um sich danach in den künftig größten künstlichen See Deutschlands zu ergießen. Vor Ort konnten etwa 200 Personen mit dabei sein. Doch das Interesse für das Ereignis reichte weit darüber hinaus. In der Cottbuser Spree Galerie waren den Abend über verteilt etwa 1.500 Interessierte, die sich auf zwei Monitoren und einer Leinwand über den Flutungsstart informierten, miteinander über Chancen und Perspektiven mit dem See diskutierten und das Rahmenprogramm, dass der Förderverein Cottbuser Ostsee e.V. organisiert hatte, nutzten. Zeitgleich schauten aber auch Tausende aus der ganzen Region und darüber hinaus den Niederlausitz aktuell Livestream, der anderthalb Stunden lang Gesprächspartner und das Programm vor Ort in alle Welt übertrug. Im Titelvideo und auf dem Youtubekanal kann das gesamte Ereignis nochmal angeschaut werden.
Kaum war der offizielle Part vorbei und das erste Wasser in das ehemalige Tagebaurestloch Cottbus-Nord geflossen, waren auch schon die ersten Neugierigen an der Absperrung, um Fotos zu machen. Bereits im Januar, als ein Testlauf durchgeführt wurde, kamen hunderte Menschen, als es bekannt wurde, um sich den Vorgang anzuschauen. Für die LEAG ist es das erste Mal, dass sie in Eigenverantwortung einen ehemaligen Braunkohletagebau mit Wasser füllen und rekultivieren. Oberbügermeister Holger Kelch sprach im Interview mit Niederlausitz aktuell von den Chancen des neuen Stadtteils. Er erhofft sich möglichst viele Impulse von den Cottbusern selbst und die BUGA 2033 als Endpunkt für die erste Entwicklung des Sees. Ingolf Arnold, Ostseeverantwortlicher der LEAG, betont, dass die Flutungsdauer möglichst gehalten werden soll.
Mit 19 Quadratkilometern Fläche wird er Deutschlands größter Bergbaufolgesee und Brandenburgs größter See. Bis Mitte der 2020er Jahre sollen jährlich rund 45 Millionen Kubikmeter Spreewasser in den See geleitet werden. Damit füllt sich der See zu 80 Prozent aus Spreewasser und zu 20 Prozent aus aufsteigendem Grundwasser. “Dies in Kombination mit einer schnellen Flutung begünstigen eine sehr gute Wasserqualität.” heißt es von der LEAG. Im Jahr 2025 soll die Badewanne vor den Toren von Cottbus voll sein. Dafür sind aber andere Sommer, als der von 2018 notwendig. Einzelne Flüsse im Süden Brandenburgs waren ausgetrocknet, Ernten verdorrten. Da ist an eine Wassereinleitung in den künftigen Cottbuser Ostsee nicht zu denken. “Die Wasserentnahme aus der Spree erfolgt über ein regionales Wassermanagement nur in Zeiträumen, in denen der Fluss ausreichend Wasser führt. Der Schutz der Tier- und Pflanzenwelt sowie die Nutzungsinteressen der Spreeanrainer haben dabei Vorrang. Nutzer wie die Wasserbetriebe in Berlin und Frankfurt/Oder werden weiterhin Wasser in gewohnter Menge und Qualität aus der Spree entnehmen können. Dabei wird die Sulfatfracht mit Flutungsbeginn deutlich reduziert werden und auch nach der Flutung niedrigere Werte aufweisen als während des aktiven Tagebaubetriebs.” schreibt die LEAG in einer Pressemeldung.
„Am Cottbuser Ostsee zeigt sich, dass die LEAG ihr Geschäft des Bergbaus einschließlich der dazugehörigen Rekultivierung beherrscht“, unterstreicht der LEAG-Vorstandsvorsitzende Dr. Helmar Rendez. „Diesen Tagebau konnten wir planmäßig zu Ende führen. Wir haben alle für den See notwendigen Vorbereitungen im vorgegebenen Zeitrahmen und mit dem veranschlagten Budget umgesetzt und am Ende der Flutung werden wir mit einem See belohnt, der zwischen Spreewald und Lausitzer Seenland ein neues Ausflugsziel auf der Lausitzer Landkarte sein wird“, so Rendez. Zugleich mahnte er die Bundesregierung, der LEAG die notwendige Zeit von 20 Jahren für den eingeleiteten Transformationsprozess bis zum Ende der Kohleverstromung zu gewähren. Es dürfe kein früherer Kohleausstieg durch die Hintertür geben, sagte er mit dem Blick auf das vorgelegte Klimaschutzgesetz.
Ministerpräsident Dietmar Woidke sagte zum Start der Flutung: “Heute erreichen wir ein weiteres Etappenziel für die Region und die Stadt Cottbus. Die Flutung zeigt, dass diese Region Zukunft hat! Das neue Naherholungsgebiet wird der Lausitz guttun. Aus Mitteln des Sofortprogramms – das insgesamt 25 Projekte umfasst – können Radwege am entstehenden Ostsee gebaut werden. Diese Investitionen sind wichtige Bausteine, um das eigentliche Ziel zu erreichen – wirtschaftliche Stärke, gute Arbeitsplätze und attraktive Lebensorte für die Lausitz. Der Ostsee wird Cottbus mit Uferzone, Seevorstadt, Seerundweg und Boots-Hafen wichtige Impulse geben, sich weiter zu entwickeln – Cottbus wird so zur Stadt am See!”
„Rund 300 Millionen Euro haben wir für die Umgestaltung vom Tagebau zum Ostsee eingeplant. Zu über zwei Dritteln haben wir unsere Arbeiten abgeschlossen und liegen exakt im Budget“, betonte der LEAG-Bergbauvorstand Uwe Grosser. „Wir freuen uns über das Interesse der Bürger an diesem See und bitten zugleich eindringlich, die Sicherheitshinweise einzuhalten. Ein Betreten der Uferbereiche während der Flutung ist lebensgefährlich!“, appellierte Grosser an Besucher. Erst wenn der Endwasserstand erreicht sei, hätten sich die Kippensande im Zentrum des Sees so umgelagert, dass die Gefahr von meterhohen Schwallwellen, die bis auf die abgeflachten Uferbereiche auflaufen könnten, gebannt sei.