Wer hatte nicht schon mit jenen Damen zu tun, die Tag für Tag zahllose Telefonate annehmen, durchstellen oder Anrufer vertrösten, Dutzende von Briefe schreiben oder unzählige Diktate aufnehmen! Hat das Leben für diese Frauen wirklich nicht mehr zu bieten als tristen Büroalltag? Durchaus!
Am Freitag, den 26.01.2018, hatte Franz Wittenbrinks „Sekretärinnen“ in der Kammerbühne Premiere und bei dieser Mischung aus Liederabend und Musical ergaben sich vertiefte, zugleich ironisch-humorvolle, und gelungene umgesetzte Einblicke in diesen Berufsstand. Vom bebrillten und offenbar schüchternen Ding über das männerverschleißende Vamp bis zur biederen Bürovorsteherin ist hier alles vertreten, komplettiert durch den nerdigen Büroboten.
Was machen sechs Sekretärinnen, dargestellt von des Sängerinnen des Opernensembles, zwischen Kaffee- und Rauchpause, wenn sie nicht gerade telefonieren oder sich die Nägel feilen?
Sie singen! Von den Sorgen und Nöten, die der Büroalltag so mit sich bringt, aber auch von den verborgenen Sehnsüchten und geheimnisvollen Lastern, die sich hinter den rhythmisch klappernden Schreibmaschinen aufstauen. Kein Wort wird gesprochen, aber die Lieder entlarven alles: das musikalische Spektrum reicht vom Schlager bis zur Ballade, von der Volksmusik bis zum Rock. Immer das richtige Lied zur richtigen Zeit. Das Ensemble hat einiges in Soli, Chor und Choreographie zu bieten und schafft das Publikum zu begeistern.
Furios ist auch die Metamorphose des schüchternen Büroboten zum Latin Lover. Als der blasse, unscheinbare Bürodiener, gespielt von Heiko Walter, der über die Worte „Bitte“ und „Danke“ nicht hinauszukommen scheint, plötzlich zum Eros Ramazotti mutiert, brechen alle Dämme … bei den Bürodamen und natürlich auch beim Publikum.
Witzig, frech-frivol, zugleich anrührend und kultig war dieser Theaterabend und endete mit großem Applaus und Zugaben. “Sekretärinnen” war ein voller Erfolg.
„Sekretärinnen“ kam 1995 heraus und machte Frank Wittenbrink und seine „Liederabende“ bekannt. Knapp fünfzehn Jahre später zählte Sekretärinnen in Deutschland zu den am häufigsten inszenierten Werken der Sparte Musical und ist bis heute Kult.
Regie führt Thomas Weber-Schallauer, der in Cottbus zuletzt mit Wittenbrink „Männer“ großen Erfolg hatte.
INFORMATIONEN
SEKRETÄRINNEN
Musikalische Revue von Franz Wittenbrink
Musikalische Leitung FRANK BERNARD
Regie THOMAS WEBER-SCHALLAUER
Bühne und Kostüme GUNDULA MARTIN
Premiere: 26. Januar 2018 | KammerbühneDarstellerInnen:
Carola Fischer, Gesine Forberger, Lisa Huk, Liudmila Lokaichuk, Debra Stanley, Janneke Thomassen, Heiko Walter
am Flügel: Frank Bernard