Was für ein Abend. Der Lausitzer Handball Club Cottbus und der VfL Lichtenrade trennten sich am Samstagabend 35:28 – nach einer zuvor aufbrausenden Partie.
Höhepunkte war bereits im Vorab die lautstarke und kreative Verabschiedung von Spielführer Robert “Junior” Michling, der sich nach vielen Jahren im Cottbuser Handball aus der 1.Reihe zurückzieht. Der hohe Stellenwert von Michling, der sich als ehemaliger USV-Torwart und HC-Kreisläufer zum Aushängeschild des Lausitzer Handball Club Cottbus sprichwörtliche hocharbeitete, zeigte sich durch die Anwesenheit zahlreicher Weggefährten und die ganz bestimmt eine oder andere weggedrückte Träne. Michling, der als Spieler und Profi die 2. und 3.Bundesliga erlebte, hatte seine Laufbahn bereits im Vorjahr beendet, sich dann aufgrund zahlreicher Verletzungen von Mitspielern, wieder zur Verfügung gestellt. Ein ehrgeiziger, fleißiger, ehrlicher und emotionaler Sportler und Mensch, auf den man sich immer verlassen kann – auf diese Weise hat Robert Michling maßgeblich an der neueren Cottbuser-Handballgeschichte mitgeschrieben und erhält dort mit Gewissheit seine eigene Seite.
Traurigster Moment des Abends war aber das Ausscheiden von Glenn Nietzel. Der schnelle Außenbahnspieler verletzte sich bei einer Ausfallbewegung erneut am operierten Knie, es besteht der Verdacht auf eine schwerwiegende Knieverletzung. Dies wäre für Nietzel, der sich nach langer Reha erst zum Saisonende wieder in alter Spitzenform präsentieren konnte, ein schwerer Rückschlag, wie auch für den LHC Cottbus. Ohne geeigneten Ersatz, wäre der Verlust von Glenn Nietzel bereits ein großer Rückschlag für die neue Saison.
Im Spiel waren es zunächst vor allem die Gäste aus Berlin gewesen, die unsauber gespielte Übergänge der Cottbuser und ein unüberlegtes Abwehrverhalten der Gastgeber gnadenlos mit eigenen Toren bestraften und sich zwischenzeitlich auf vier Tore absetzen konnten. Der Oberligazehnte war erst vor dieser Saison in diese Spielklasse zurückgekehrt, trotzdem agierten die Lichtenrader sehr lange auf Augenhöhe mit dem Tabellendritten aus der Lausitz.
Vor allem der überragend-aufgelegte Lichtenrader-Antreiber, Darius Krai, drückte dem Spiel seinen Stempel auf und gab seinen Gegenspielern lange unlösbare Aufgaben auf. Krai wechselt zur neuen Saison in die 3.Liga, wird dort zukünftig für den Oranienburger HC auf Torejagd gehen. Beim LHC Cottbus überzeugte zunächst vor allem Glenn Nietzel als sicherer Siebenmeterschütze und Verwerter einiger Gegenstöße.
Mit Beginn der 2.Halbzeit, tätigte die Cottbuser Bank einen entscheidenden Wechsel, nach langer Verletzungspause kehrte erstmals Florian Berndt über eine längere Spieldauer ins LHC-Tor zurück. Berndt parierte zahlreiche Hochkaräter und war vor allem bei Krais Rückraumaktionen stets auf der Hut. Ob einer nun besseren Abwehrleistung seiner Vorderleute, die sich nun im Sechsnull-Verbund postiert, deutlich besser auf die wendigen aber nicht eben großen Berliner eingestellt hatten, avancierte Berndt damit zum Matchwinner. Nick Widera und Max Berthold mit einer starken Schlussphase, sorgten dann auch noch für die notwendigen Treffer zum erwarteten Heimsieg.
Durch eine unruhige Bank zu oft aus dem Konzept gebracht, konnte das LHC-Team erneut nicht über die volle Spielzeit sein wahres Potenzial abrufen. Durch eine sehr viel bessere 2.Halbzeit jedoch, verdienten sich die Cottbuser ihren Heimsieg. Für die Gäste bleibt indes zu hoffen, dass man trotz einer guten Saison nicht wieder den Gang in die Berlinliga antreten muss. Trotz aktuell Platz-Zehn in der Oberligatabelle, bleibt der VfL Lichtenrade vom Abstieg bedroht, denn aufgrund der Abstiegsregelung der 3.Liga, steigen in dieser Spielzeit bis zu fünf Teams aus der Oberliga-Ostsee-Spree ab. Im Fall von Lichtenrade, wäre dies mit Sicherheit ein großer Verlust eines traditionsreichen Handballstandorts und daher auch bedauerlich für die gesamte Liga.
Auch die letzte Reise dieser Spielzeit führt den LHC Cottbus hinein in den Abstiegskampf. Nach einigen guten Ergebnissen in den vergangenen Wochen, rechnet man sich bei der TSG Lübbenau wieder etwas aus im Lampf gegen den Abstieg. Im günstigsten Fall, könnten die Spreewälder noch den Sprung auf Platz-Zwölf schaffen, hätten damit Chancen auf den Klassenerhalt, wenn auch minimale. Die immer kampf- und gegen Cottbus immer spielstarke TSG-Sieben wird überdies versuchen, sich mit einem Derbysieg von aller Depression zu befreien und die treuen Fans zu belohnen. Was das heißt, erlebten die Cottbuser im Hinspiel und auch bei der Derbyniederlage im vergangenen Jahr.
Das Spiel wird am Samstagabend, 30.April ab 18 Uhr in der Gelb-Blau-Arena in Lübbenau ausgetragen.