Der 1. November 2015, war nicht nur ein sonniger Sonntag, er war ein bedeutender Tag in der Theatergeschichte unserer Stadt. Das wohl bedeutenste Drama der deutschen Literatur erlebte am Sonntag seine Premiere im Piccolo Theater.
“Faust – der Tragödie erster Teil” von Johann Wolfgang von Goethe um 1808 erstmalig zur Veröffentlichung freigegeben, steht ab sofort wieder auf dem Spielplan der Bühne am Kästnerplatz. Nun gut, nicht in der 4 stündigen Fassung, aber in einer besonderen Variante von Albert Frank in 100 min Länge (einschließlich 15 min Pause). Auch nicht mit 54 Schauspielern in 54 Rollen, auch nicht wie angekündigt als Terzett, sondern auf Grund des Ergebnisses eines ominösen Testes allein von 2 Darstellern interpretiert. Um es kurz zu machen, die Faustinterpretation von Albert Frank, in der Regie von Bob Ziegenbalg und interpretiert von Werner Bauer und Hauke Grewe ist eine humorvolle und lebendige theatralische Kostbarkeit für junge Leute ab 14, die sich dem über 200 Jahre alten Stück nähern wollen oder es gerade im Deutschunterricht behandeln dürfen.
Das “Dramenterzett”, eine Wanderbühne mit hohem künstlerischen Anspruch, (hier spielt der Intendant noch selbst) bringt die großen klassischen Dramen zur Aufführung. Und nun muss es eben der “Faust” sein. Wie dies mit “dramatischer Tarnkappe” und “focusierter Zeitlupe” gelingt, obwohl die weibliche Darstellerin wegen einer 5wöchigen Schwangerschaft ausfällt, ergötzte am Sonntagabend das erwachsene Publikum auf das köstlichste. Wer die Vorstellung am Sonntag verpasst hat, sollte sich unbedingt den Mittwochabend (4.11.) vormerken und das jugendliche Publikum beauftrage bitte seine Lehrerinnen die 0355-23687 anzurufen um sich der “Gretchenfrage” zu stellen oder “des Pudels Kern” zu ergründen.
Fotos: Katarina Hübner