Seit längerer Zeit informiert die IHK-Cottbus und die HWK-Cottbus, dass es dem Handwerk in der Niederlausitzer Region gut geht und mit einer kontinuierlichen Steigerung der Auftragslage zu rechnen ist? Die Zahlen des Cottbuser Jobcenters sprechen den IHK- & HWK-Zahlen entgegen, zumal es speziell in einigen Berufsbereichen, eine regional erhöhte Arbeitslosenquote geben soll. Um diese unterschiedlichen Informationen für die Allgemeinheit verständlicher zu machen, suchte ich das persönliche Gespräch mit einem Cottbuser-Handwerksunternehmen, welches beispielhaft für die aktuelle Fachkräfte-Situation im regionalen Arbeitsmarkt, zu einem Gespräch mit „NIEDERLAUSITZ aktuell“ bereit war. Der seit 1991 selbstständige Unternehmer Herr Roland Bauermeister, seinerseits Inhaber der Firma: „Elektroinstallation & Geräteservice / Albertusstraße 11 / 03050 Cottbus“ ist mit seinen 61 Lebensjahren gut „im Geschäft“ und kann sich über „fehlende Aufträge“ nicht beschweren. Vielmehr die Suche nach „Arbeitnehmern aus der Niederlausitzer Region“, stellt sich für Roland Bauermeister als eher schwierig dar, welches nicht zu den Arbeitslosenzahlen der Niederlausitzer Jobcenter passt?
“Herr Bauermeister! Sie suchen als regionaler Arbeitgeber weitere Mitarbeiter und finden aber keine? Das hört sich eher kurios an, als dass es zu den Arbeitslosenzahlen unserer Region passt. Wie lang ist ihr Elektro-Handwerksunternehmen tätig?”
Roland Bauermeister: „Wir sind nunmehr seit über 20 Jahren im Markt und somit haben sich breit gefächerte Betätigungsfelder für unser Unternehmen ergeben.”
NL-Aktuell: “Sie sagten im Vorfeld bereits, in ihrem Unternehmen sind mehrere Mitarbeiter seit vielen Jahren tätig? Warum suchen Sie eigentlich weitere?”
Roland Bauermeister: „Unser Unternehmen hat ja scheinbar in den letzten 20 Jahren einiges im Elektro-Branchenbereich richtig gemacht. Die Auftragslage unseres Unternehmens ist seit Jahren ständig gestiegen! Leider sind wir jetzt an die Grenzen unserer Kapazität angelangt. Die Kunden müssen zu lange auf die Abarbeitung von Aufträgen warten weil mir als Unternehmer das Fachpersonal fehlt. Kurzfristig geht eine Auftragsabarbeitung nur noch im Havarie-Fall. An einigen Ausschreibungen mit höherem Umfang können wir teilweise nicht mehr teilnehmen, weil uns wie gesagt, das zuverlässige Fachpersonal aus unserer Region fehlt.“
NL-aktuell: “Das hört sich erst einmal ganz gut an! Aber welche Voraussetzungen sollte ein neuer Mitarbeiter mitbringen, bzw. welche Qualifikationen sollte ein solcher haben?”
Roland Bauermeister: „Eigentlich alles ganz einfach! Ich fasse das einmal in Kurzform zusammen:
1. Freude am Beruf – wenn man dem Auftraggeber mit seinem Wissen und fachlich korrekter Ausführung zur Seite steht und nach Ende der Baumaßnahme stolz auf die geleistete Arbeit sein kann.
2. Kenntnisse über die Montage von Blitzschutzanlagen, da es um Sicherheit geht
3. Kenntnisse über KNX-Installation oder Alarmanlagen währen hilfreich. Das ist aber keine zwingende Bedingung für einen Job in unserem Unternehmen.
4. eigenständiges Arbeiten ! Dazu gehört auch mal, ein fachliches, freundliches und für einen Kunden verständliches Gespräch zu führen, um ein konkretes Angebot mit entsprechender Materialliste zu erstellen. Das Wissen über eine Aufmaßerstellung bei abgeschlossenen Baustellen sollte ggf. auch vorhanden sein, da dieses auch zu einer kompetenten Kundenbetreuung gehört.
NL-aktuell: “Wie waren bisher ihre Erfahrungen mit Bewerbern bzw. woran lag es, dass Sie bisher nicht den/die entsprechend notwendigen Mitarbeiter gefunden haben?”
Roland Bauermeister: „Genau das ist mein Problem als regionaler Unternehmer und Arbeitgeber! Bei der Sondierung und Auswahl der Bewerber, möchte ich nicht mit Vorurteilen herangehen! Aber was soll ich tun oder entscheiden, wenn ich in Zeugnissen lesen muss: abgeschlossene Ausbildung = Note „genügend“ oder „ungenügend“, Rechtschreibung „ungenügend“ (wie soll ein solcher Mitarbeiter einen Montagebericht erstellen können?), Sozialwesen „ausreichend, genügend oder ungenügend“ (wie soll sich ein solcher Mitarbeiter in unser langjähriges Team integrieren?)! Weiterhin haben viele Bewerber keinen Führerschein, weil dieser ihnen „abgenommen wurde“ (Gründe dafür gibt es ja viele!). Einige Bewerber haben auch kein Auto, welches nicht weiter tragisch ist. Aber diese Bewerber hatten auch keine Bereitschaft, mit dem Bus oder der Straßenbahn, oder einigen Metern Fußweg, pünktlich auf Arbeit zu erscheinen?! Natürlich habe ich in den letzten Jahren immer wieder Bewerber in unser Firmenteam aufgenommen. Leider war für diese Mitarbeiter das private Handy-Telefonieren während der Arbeit (auf einer Baustelle!) und die Raucherpause (alle 15 Minuten!) wichtiger, als die ordnungsgemäße Erledigung des Kunden- / Arbeitsauftrages. In einem Fall habe ich mehrfach mit einem neuen Mitarbeiter, über sein wiederholtes Zuspätkommen und Kundenbeschwerden sprechen müssen. Seine Antwort war: …ich weiß nicht was mit mir los ist!? Auch mit neuen Mitarbeitern welche am Abend zuvor etwas mehr ins Glas geschaut haben oder denen der Konsum von Aufputschmitteln wichtiger war, hatte ich schon zu tun. Somit musste ich mich im Interesse meines Unternehmens und der Verantwortung gegenüber meiner langjährigen Mitarbeiter und Kunden, wieder von diesen Bewerbern trennen!“
NL-Aktuell: “Über welche Wege und Initiativen haben Sie bisher, Ihre neuen Mitarbeiter gesucht?”
Roland Bauermeister: „Den Weg einer privaten/professionellen Arbeitsvermittlung habe ich auch schon genutzt. Aber eine solche Vermittlung kostet viel Geld. Als Unternehmer weiß man vorher dann immer noch nicht ob man den richtigen Mitarbeiter bekommt? Bei den privaten Arbeitsvermittlungen sind alle Bewerber immer “sehr gut”?! Anfragen bei Rentner-Elektro-Kollegen wurden bisher auch immer mit der Hand abgewinkt! Die Aussage dieser Kollegen bestätigte bisher: “Roland! Da kannst Du lange suchen! Es gibt keine guten, neuen Mitarbeiter in unserer Region! Die sind alle im Westen!“.
NL-Aktuell: “Das Auffinden von qualifizierten Mitarbeitern scheint in unserer Region eher schwierig zu sein? In welcher Form bzw. über welchen Weg, können sich Interessenten bei ihrem Unternehmen bewerben?”
Roland Bauermeister: „Ich denke, dass der schriftliche Weg für beide Seiten der effektivste ist und für beide Seiten am besten die kostbare Zeit spart? Als Unternehmer würde ich mich freuen, wenn sich weiterhin viele Bewerber melden, damit ich eine sinnvolle und vernünftige Personalauswahl für unser Unternehmen treffen kann. Meinerseits kann oder möchte ich einfach einmal sagen: Wer den heute von mir genannten Ansprüchen entspricht, sollte sich bewerben. Wer nicht mit Herzblut, Teamfähigkeit, Weiterbildungs-Interesse, Pünktlichkeit, Kommunikationsfähigkeit und wirtschaftlichem Interesse an eine solche verantwortungsvolle Arbeit gehen möchte, …kann sich seine Kosten für Bewerbungsunterlagen ersparen.“
NL-Aktuell: “O.k., Herr Bauermeister! Heute möchten wir erst einmal für die Gesprächsmöglichkeit danken. Unsere Leser konnten einige Einblicke in die Realität des Niederlausitzer Handwerks erfahren. Sicher sind es heute eigene und ggf. subjektive Empfindungen. Würde es denn weitere Themen geben, worüber wir uns unterhalten könnten?”
Roland Bauermeister: „Ja! Die gibt es für die Leser von NIEDERLAUSITZ aktuell bestimmt! Aber lassen sie uns dazu, einen weiteren Termin machen?“
…das Telefon klingelt:
…und ein weiterer Kunde, möchte den Service des Unternehmens „Elektro-Bauermeister“ in Anspruch nehmen…
Fotos 1: © Frank Joppa
Fotos 2 bis 3: © Simone Noack