Die Geschäftslage bei Industrie- und Handelsunternehmen in Südbrandenburg zeigt sich gespalten. Das zeigen die Ergebnisse der Konjunkturumfrage vom April 2021. Insgesamt 80 Prozent der befragten Unternehmen bewerten ihre Geschäftslage mit gut bzw. befriedigend. Während in Industriebereichen wie Nahrungsmittelwirtschaft, Verkehr oder Lagerei gute Geschäfte zu verzeichnen sind, ist die Lage im Gastgewerbe und im stationären Handel stark angespannt. Laut der IHK Cottbus sehen sich insgesamt 13 Prozent der Unternehmen im Gastgewerbe und neun Prozent im Handel von einer Insolvenz bedroht.
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Die IHK Cottbus teilte dazu mit:
Die anhaltende Pandemie hat eine spürbare Erholung der Gesamtwirtschaft in Südbrandenburg verhindert. Dennoch hat sich das Geschäftsklima gegenüber Jahresbeginn leicht verbessert. 80 Prozent der von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Cottbus befragten Unternehmen bewerten ihre Geschäftslage mit gut bzw. befriedigend. Dabei verläuft die Entwicklung innerhalb der Branchen konträr. Während in Industriebereichen wie Nahrungsmittelwirtschaft, Verkehr oder Lagerei gute Geschäfte zu verzeichnen sind, ist die Lage im Gastgewerbe und im stationären Handel stark angespannt. Für die kommenden Monate rechnen zwei Drittel der Unternehmen mit einem gleichbleibenden bzw. verbesserten Geschäftsverlauf. Der Blick in die Zukunft ist jedoch in allen Branchen von hoher Unsicherheit geprägt.
„Industrie und Baugewerbe, die Stützen der Wirtschaft in der aktuellen Krise, haben ihre Erwartungen nach unten korrigiert. Beide Branchen kämpfen zunehmend mit Problemen bei der Materialbeschaffung, im Zuliefererbereich sowie mit steigenden Preisen für Energie und Rohstoffe“, zeigt sich IHK-Hauptgeschäftsführer Marcus Tolle besorgt.
13 Prozent der Unternehmen im Gastgewerbe und neun Prozent im Handel sehen sich von einer Insolvenz bedroht. „Natürlich tut sich mit sinkenden Inzidenzen, einer höheren Impfquote und anstehenden Lockerungen endlich ein Lichtblick auf. Das Bangen um die Existenzen für Tourismusbetriebe und Einzelhändler bleibt jedoch solange keine langfristige Planbarkeit für ihre Geschäftstätigkeit zurückkehrt. Eigenkapital ist aufgebraucht, Nerven liegen blank und der Graben zwischen den laufenden und lahmgelegten Branchen wird immer größer. Der Unmut ist deutlich spürbar, dass die Krise vorwiegend auf ihren Schultern lastet“, ergänzt IHK-Hauptgeschäftsführer Marcus Tolle.
Hoffnungsvolle Investitions- und Beschäftigungspläne
Trotz der anhaltend schwierigen und unsicheren Lage plant ein Drittel der Unternehmen vor allem im Handel, bei den Dienstleistern und in der Industrie mehr Investitionen, z.B. in der Ersatzbeschaffung, für Rationalisierungsmaßnahmen und Produktinnovationen. Sie hoffen auf einen Aufschwung. Zudem versucht die Mehrheit der Unternehmen ihren Personalstand zu halten. 20 Prozent der Industrieunternehmen z. B. planen Neueinstellungen.
Risiken für die Wirtschaft
Als größte Hemmnisse stellen sich für Südbrandenburger Unternehmen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen dar, gefolgt von enormen Steigerungen bei den Energie- und Rohstoffpreisen, einer sinkenden Inlandsnachfrage und dem Fachkräftemangel. „Die Unternehmen kritisieren das Ungleichgewicht zwischen staatlichen Forderungen und ausbleibender Unterstützung sowie die hohe Bürokratie. Die Hälfte der Unternehmen wünscht sich eine schnellere und unbürokratischere Abwicklung von Fördermitteln“, so Marcus Tolle.
Entwicklung nach Branchen
Industrie
Die Industrie hat sich dank einer stabilen Inlandsnachfrage leicht erholt. Vor allem die Vorleistungsgüterproduzenten wie zum Beispiel Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren verbuchten gute Geschäfte. Indes verliefen Auslandsgeschäfte verhalten. Der Aufwärtstrend hält nicht an. Sorgen bereiten gestiegene Energie- und Rohstoffpreise, Probleme bei den Zulieferern und Lieferschwierigkeiten.
Bau
Das Baugewerbe hat seinen Wachstumskurs, wenn auch etwas abgeschwächt, fortgesetzt. Die Auftragsbücher sind gut gefüllt. Dennoch sind die Geschäftsaussichten äußerst gedämpft durch Probleme bei der Materialbeschaffung und enorme Preissteigerungen, Fachkräftemangel, Investitionsstau bei den öffentlichen Trägern und überdurchschnittlich lange Bearbeitungszeiten für Bauanträge.
Handel
Im Handel ist das Stimmungsbild zwiespältig. Großhändler, Baumärkte und der Online-Handel berichten von einer guten Lage. Den stationären Handel mit kleinen Facheinzelhändlern geht die Luft aus. Fast die Hälfte der Händler verzeichnen Umsatzrückgänge. Sie rechnen nicht mit einer schnellen wirtschaftlichen Erholung. Neben den Corona-Einschränkungen hemmen steigende Preise und Lieferprobleme die Entwicklung. Trotz der Lage plant die Mehrheit der Händler weiter mit ihrem Personalstand und höheren Investitionen.
Dienstleistungsgewerbe
Bei den Dienstleistern hat sich die Lage verbessert, wie z. B. für IT- und Finanzdienstleister oder im Verkehrssektor. Personenbezogene Dienstleister wie die Kreativ- und Erholungswirtschaft sind indes stark angeschlagen. Die Erwartungen aller Dienstleister sind zurückhaltend. Beschäftigung und Investitionen bleiben noch stabil.
Gastgewerbe
Der monatelange Stillstand im Gastgewerbe bedroht die Existenz vieler Unternehmen. 13 Prozent sehen einer Insolvenz ins Auge. Obwohl 58 Prozent der Unternehmen Eigenkapitalrückgang verzeichnen, bleibt die Investitionsbereitschaft v. a. in qualitätssteigernde Maßnahmen weiterhin hoch.
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Red. / Presseinfo