Rund 7,8 Millionen tun es bereits vegetarisch und 900.000 sind schon „extrem“ vegan (Zahlen vom Januar 2015, Quelle: vebu). Fleisch- und tierleidfrei glücklich ist Aufwärtstrend – ebenfalls der Anteil an veganer Ratgeberliteratur.
Doch wie zurecht finden in dieser schier unendlichen Vielfalt an Büchern, Blogs und sonstigen Informationsangeboten? Wir bleiben zunächst offline und stellen hier v-i-e-r Bücher vor.
Los geht’s mit Gabriele Leonie Bräutigams „WILDE GRÜNE KÜCHE“ (erschienen im Hans-Nietsch-Verlag im Frühjahr 2014; 19,90€) – zunächst kein rein veganes Kochbuch sondern vegan-vegetarisch. Gut geeignet also für den leichten Einstieg?
Gabriele Leonie Bräutigam ist zertifizierte Kräuterführerin, Selbstversorgerin und Naturgärtnerin und verspricht 50 Powersnacks aus 10 Wildkräutern. 50 vegetarische Wildkräuter-Rezepte fürs Picknick, fürs Büro, für den Balkon und den nächsten Grillabend, die in wenigen Minuten und oft auch als vegane und „To go“-Varianten zubereitet werden können – dies ergänzt durch einprägsame Porträts der „Top Ten“ der heimischen Wildkräuter – mit ausführlichem Teil zur Verwendung in der Küche und Sammelkalender.
Idee dahinter: Wildkräuter versorgen den Körper mit wertvollen Phytonährstoffen, die unserer Ernährung oft fehlen. Sie sind unsere heimischen „Powerfoods“ – ein geniales, im Rhythmus der Jahreszeiten ausgewogenes „Wohlfühlprogramm“ für Anti-Aging, Detox und Immunabwehr. Und nicht zuletzt sind sie kostenlos und schenken uns beim Sammeln ein wundervolles, entspannendes Naturerlebnis. Fazit: Relativ speziell, dafür aber unglaublich lehrreich. Nicht nur lassen schon die Bilder den Zahn tropfen, die Aufbereitung schon fast vergessener aber auch unterschätzter Zutaten ist eine Bereicherung für jede Küche. Und schmecken tun sie obendrein auch.
Einem ähnlichen Konzept geht Kirsten M. Mulachs „Das vegane Kochbuch meiner Oma“ (2015 erschienen bei Bassermann Inspiration; 16,99€) nach.
Besonders sympathisch ist hier zweierlei: Zum einen zeigt sie das vegan keinesfalls weithergeholt und etwas völlig Neues Unbekanntes ist: und zum anderen beginnt sie ihr Buch mit ihrer eigenen Geschichte und räumt ein, dass vegan nicht immer gleich gut geht – Lob für so viel Ehrlichkeit: Als Kirsten Mulach, die schon seit vielen Jahren vegan lebt, beim Verkauf des alten Familienhauses auf dem Dachboden das Kochbuch ihrer Oma fand, hielt sie einen Schatz in den Händen. Überrascht stellte sie fest, dass viele Gerichte darin vegan waren. Sie kochte die Speisen nach und entdeckte eine neue vegane Wirklichkeit: ohne Soja und Seitan, ohne Ersatz- und Fakeprodukte, ohne fettreiche, übersüßte oder importierte Fertigprodukte.
Stattdessen wird genommen, was Feld und Garten zu bieten haben. Frisch verarbeitet entstehen so Gerichte, die unvergleichlich gut und dabei ganz einfach zuzubereiten sind. Mit Omas Kochbuch kam Kirsten Mulach wieder zurück zum puren, echten Geschmack und zu mehr Vitalität. „Was der Bauer nicht kennt frisst er nicht“ – geht hier schon mal nicht, und so eignet sich dieses Buch für all jene, deren Küche ganz ohne Soja, Seitan, Powerfoods und Wundermischungen auskommen soll – oder sie haben eben jene kritischen Verwandten und wollen mal so richtig mit Vorurteilen aufräumen. Einziges Manko: es ist die gute alte Hausmannkost – viel Neues lernt man nicht.
Das vegan nicht immer zu jedem Lifestyle passt ist eines dieser Vorurteile, die man sich als Vollzeitarbeitnehmer UND Veganer ständig anhören muss: „WA-AAAAS? Du bist vegan? Dann kannste ja nur Salat essen.“ Ich schaue betreten auf mein veganes Mittagessen und sehe … KEINEN Salat. Ich entgegne „Sieht das aus wie Salat?“ … Nun für alle die, die diese Unterhaltung schon das eine oder andere Mal geführt haben und natürlich auch für jene, die gerne auch die tägliche Mittagspause vegan gestalten wollen aber nicht wissen wie – für die ist Patrick Bolks „Vegan im Job“ genau das Richtige (erschienen im Südwestverlag, 2015; 14,99€).
Schließlich stammt es von einem der es WISSEN MUSS: Der Autor Patrick Bolk ist nicht nur Betreiber und Chef-Redakteur des meistgelesenen Online-Magazins für veganen Lifestyle in Deutschland “Deutschlandistvegan” mit mehreren tausend Lesern täglich, sondern auch Herausgeber des erfolgreichen Ratgebers “Ab heute vegan” (Ventil Verlag) und somit ausgewiesener Experte für das Thema. Er betreibt außerdem den Nachhaltigkeits-Blog “Berlinbio” und hat 2009 den Bio-Gastroführer “Berlin is(s)t Bio” (Terra Verlag) veröffentlicht. Im Südwest Verlag ist übrigens auch “So geht vegan!” erschienen.
Sein Credo: Sich vegan zu ernähren muss nicht kompliziert sein! Vor allem wer stark im Berufsleben eingebunden ist und gleichzeitig versucht, vegan und gesund zu leben, der hat es scheinbar nicht leicht – dieses Buch beweist das Gegenteil! “Vegan im Job” zeigt, dass sich mit ein wenig Vorbereitung ein gesundes Frühstück genau so schnell zubereiten lässt wie ein ausgewogenes Mittagessen “to go” oder ein paar Energieriegel für den kleinen Hunger zwischendurch. Und auch am Abend kann man sich ganz flott ein Abendessen auf den Teller zaubern. Statt sich also auf die Schnelle mit fett-, zucker- und kohlenhydratreichem Fastfood zu versorgen, bietet dieses Buch köstliches veganes und gesundes Essen ohne Riesenaufwand, viele Rezeptideen zum Mitnehmen, Tricks zur geschickten Vorratshaltung sowie einen Wochenplaner für stressfreie Kochwochen. Toll vor allem auch die mehrseitige und vielfältige Einleitung in die Kombination aus Job und Vegan: Wir sind begeistert.
Dem quasi nahtlos schließt sich das Buch eines sozusagen Urgesteins der veganen Küche an: Björn Moschinskis „VEGAN Quick & Easy“ Nomen est Omen – es geht um schnell und leicht und vor allem lecker – und da wir hier ja von Björn Moschinski reden, steht das ja wohl außer Frage: Schnell und raffiniert sind beim ihm natürlich kein Widerspruch, wenn es um die vegane Küche geht. Björn Moschinski zeigt in seinem neuen Kochbuch leckere und gesunde Gerichte mit nur 30 Minuten Zubereitungszeit beweist in über 60 herzhaften und süßen Rezepten, dass vegan Genießen lecker, vielfältig, aber vor allem schnell zu kochen ist und begeistert damit auch alle, die zeitweilig eine Ernährungsalternative suchen.
Vegane Ratgeberliteratur – so vielfältig wie die Lebensweise selbst.
Was macht man also mit all diesen Möglichkeiten? Nun, heißer Tipp zum Schluss: Es gibt nicht „DIE“ vegane Lebensweise. Auch wenn das Einige immer gern postulieren. Einfach ausprobieren und den eigenen Weg finden – genügend Wegmarken und Markierungen gibt es jedenfalls und Umwelt und Tier freut es ebenso.
Vorabveröffentlichung. Erscheint gedruckt im Kulturmagazin BLICKLICHT, Cottbus-Lausitz, Ausgabe 11/2015.