Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist die wichtigste und umfassendste Form des Einkommensschutzes in Deutschland. Sie springt ein, wenn dein Krankenversicherungsschutz (gesetzliches Krankengeld oder eine private Krankentagegeldversicherung deiner privaten Krankenversicherung) ausläuft. Das ist der Fall, wenn festgestellt wird, dass du nicht mehr nur krank, sondern berufsunfähig bist.
Mit dieser Art der Absicherung versicherst du deinen letzten Beruf. Die Krankheit, die dich daran hindert, deinen Beruf auszuüben, ist unerheblich. Die meisten Versicherer zahlen, wenn du zu mindestens 50 Prozent berufsunfähig bist – nachgewiesen durch einen Arzt mit einer geschätzten Dauer der Berufsunfähigkeit von mehr als 6 Monaten.
Du erhältst so viel monatliche Invaliditätsrente, wie in der Police vereinbart ist. Wie viel du vorher verdient hast, spielt dabei keine Rolle. Viele Menschen verzichten aufgrund der Kosten auf den Abschluss einer doch so wichtigen Berufsunfähigkeitsversicherung. Das allgemeine Risiko für alle ist aber immer noch erschütternd: Fast jeder fünfte Arbeitnehmer wird aufgrund von gesundheitlichen Problemen ganz oder teilweise berufsunfähig. Besonders häufig betroffen sind Personen mit psychischen Vorerkrankungen.
Wie hoch sollte die Berufsunfähigkeitsrente sein?
Die Rente muss deine Lebenshaltungskosten decken, wenn du kein Einkommen und möglicherweise keine Ersparnisse hast. Berechne also, wie viel Geld du jeden Monat zum Leben brauchst.
Übliche feste Ausgaben sind:
- Miete
- Lebensmittel
- Kleidung
- Medikamente
- andere Versicherungen
- Altersvorsorge
- Auto
- eventuelle Zahlungen an Kinder und Ex-Partner
Als Faustregel gilt: Versichere 80 Prozent des Nettohaushalteinkommens.
Im Zweifelsfall solltest du auch damit auskommen können. Natürlich gilt: Je höher dein monatliches freies Kapital zum Sparen oder Investieren im Gegensatz zu den einfachen Lebensbedürfnissen ist, desto niedriger muss dein Prozentsatz der Einkommensabsicherung sein.
Die Höhe der Prämien hängt ab von:
- der versicherten monatlichen Rente
- den Jahren bis zum Renteneintritt
- Beruf
- Gesundheitszustand zum Zeitpunkt des Abschlusses
Die Preisunterschiede zwischen den einzelnen Berufsgruppen sind drastisch: Ein 35-jähriger Handwerker, der auf dem Bau arbeitet, zahlt für eine versicherte Rente von 1.500 € zwischen 200 und 400 € an Beiträgen pro Monat. Das bedeutet, dass sie für ihn fast unerschwinglich ist. Ein Manager hingegen, der hauptsächlich am Schreibtisch sitzt, zahlt nur 60 bis 150 € für die gleichen Leistungen.
Eine erschwingliche Berufsunfähigkeitsversicherung ist daher in Berufen mit einem vergleichsweise geringen Unfall- oder Krankheitsrisiko viel leichter zu finden. Und sie ist bei den monatlichen Beiträgen umso günstiger, je früher du sie abschließt.
Neben der eigenständigen Berufsunfähigkeitsversicherung oder der entsprechenden Zusatzversicherung, die an eine Kapital- oder Risikolebensversicherung gekoppelt ist, gibt es weitere Möglichkeiten, die eigene Arbeitsfähigkeit abzusichern: die Grundfähigkeitsversicherung, die Berufsunfähigkeitsrentenversicherung und die Absicherung gegen schwere Krankheiten, auch Dread-Disease-Versicherung genannt.
Alternativen zur Berufsunfähigkeitsversicherung
Es gibt eine Reihe anderer Versicherungsformen, die zum Beispiel bei Verlust von Grundfähigkeiten – zum Beispiel Sprechen, Hören, Gehen – zahlen. In der Regel zahlt diese Art von Versicherung auch in einem solchen Fall eine monatliche Rente aus, manche Versicherungen bieten auch Einmalzahlungen an.
Rechtsschutzversicherung
Die Rechtsschutzversicherung ist zwar keine Alternative zur Berufsunfähigkeitsversicherung, aber eine wichtige Erweiterung. Sie kann bei der Durchsetzung von Ansprüchen aus einer Berufsunfähigkeitsversicherung sehr hilfreich sein. Bei einem Vergleich der Rechtsschutzversicherungen sollten Verbraucher darauf achten, dass Rechtsstreitigkeiten mit Versicherungsgesellschaften zum leistungsumfang gehören.
Wenn Sie feststellen, dass Sie berufsunfähig werden und damit in Zukunft nicht mehr in der Lage sein werden, Ihren Beruf auszuüben, können Sie gegen Ihre Versicherungsgesellschaft Klage erheben und fordern, dass Ihnen die vereinbarte Rente gezahlt wird. In solchen Fällen kann eine Rechtsschutzversicherung sehr nützlich sein. Denn sie vermittelt Ihnen die notwendige Unterstützung bei der Durchsetzung Ihrer Rechte und sorgt dafür, dass Ihre Ansprüche so schnell wie möglich erfüllt werden.
Es gibt verschiedene Arten von Streitigkeiten, die durch eine Rechtsschutzversicherung abgedeckt werden. Zu den häufigsten gehören:
- Streitigkeiten mit der Versicherungsgesellschaft über die Höhe der Leistungen
- Streitigkeiten über die Bedingungen oder den Zeitpunkt der Leistungen
- Streitigkeiten mit Dritten über Ansprüche aus der Berufsunfähigkeitsversicherung
Wichtig ist zu beachten, dass die Rechtsschutzversicherung nicht für jede Art von Streitigkeit im Zusammenhang mit der Berufsunfähigkeitsversicherung helfen kann. Vielmehr muss es sich um eine ernsthafte Auseinandersetzung handeln, welche die Durchsetzung des Anspruches beeinträchtigen oder verhindern könnte.
Dread Disease Versicherung
Eine Alternative auf dem Markt ist die Dread-Disease-Versicherung. Sie zahlt – ähnlich wie eine Lebensversicherung – bei der Diagnose einer wirklich schweren Krankheit einen einmaligen Betrag aus, unabhängig davon, ob du weiterarbeiten kannst oder nicht.
Die Auszahlung erfolgt in der Regel als Pauschalbetrag und nicht als monatliche Rente (bei einigen Versicherungsgesellschaften ist dies jedoch möglich). Im Gegensatz zu einer Berufsunfähigkeitsrente bedeutet dies, dass das Geld irgendwann aufgebraucht sein kann, wenn du längerfristig nicht mehr arbeiten kannst.
Auf der anderen Seite hast du sofort einen großen Geldbetrag zur Verfügung, unabhängig davon, ob du voll arbeiten kannst oder nicht. Für bestimmte Berufe und Situationen kann eine solche Versicherung eine gute Ergänzung zu einer Berufsunfähigkeitsversicherung oder sogar eine Alternative als bester finanzieller Schutz sein.
Erwerbsunfähigkeitsversicherung
Diese Versicherung zahlt eine Rente, wenn du in einem beliebigen Beruf nur noch weniger als drei Stunden pro Tag arbeiten kannst. Die Höhe der Invaliditätsrente wird im Vertrag vereinbart. Die Versicherung, die der Berufsunfähigkeitsversicherung am ähnlichsten ist, ist die Erwerbsunfähigkeitsversicherung. Sie ist eine Notlösung für diejenigen, die keine Berufsunfähigkeitsversicherung bekommen oder sich die Beiträge nicht leisten können.
Eine Rente wird gezahlt, wenn der Versicherte aufgrund langfristiger körperlicher oder geistiger Einschränkungen bis zu drei Stunden pro Tag nicht mehr arbeiten kann. Bei der Berufsunfähigkeitsversicherung hingegen soll die vereinbarte Rente in Kraft treten, wenn der Versicherte zu 50 Prozent nicht mehr in seinem bisherigen Beruf arbeiten kann. Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung schützt nur die Fähigkeit, jeden Beruf auszuüben. Sie ist daher weniger kostspielig, da das Risiko für die Versicherungsgesellschaft deutlich geringer ist.
Ein 30-jähriger Architekt, der noch vier Stunden am Tag als Museumswärter arbeiten kann, ist also nicht berufsunfähig. Eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung würde ihn bei einer Reihe von Versicherungsgesellschaften nur 30-50 Euro pro Monat kosten und eine Rente von 1.000 Euro bieten.
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung kostet natürlich mehr. Die Höhe der Rate hängt in erster Linie von der Höhe der monatlichen Rente, dem Alter und dem Beruf des Versicherten sowie der Laufzeit des Vertrags ab.
Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung ist vor allem eine kostengünstige Basisvorsorge. Darüber hinaus eignet sie sich für Personen mit risikoreichen Berufen, die für eine klassische Berufsunfähigkeitsversicherung deutlich höhere Beiträge zahlen müssen oder gar keinen Berufsunfähigkeitsschutz bekommen können.
Grundfähigkeitsversicherung
Diese Art der Versicherung bietet eine noch rudimentärere Form der Absicherung. Sie tritt erst in Kraft, wenn elementare menschliche Fähigkeiten verloren gehen, wie z. B. Sehen, Sprechen und der Gebrauch der Hände sowie die Fähigkeit, Auto zu fahren oder Treppen zu steigen. Wider Erwarten sind es nicht Unfälle, sondern Krankheiten, die in der Regel zum Verlust bestimmter körperlicher Fähigkeiten führen.
Die Grundfähigkeitsrente ist nicht an die Frage gekoppelt, ob der Versicherte arbeiten kann. Wenn eine erblindete Person zum Beispiel einen neuen Job als Masseur/in oder Telefonist/in findet, wird die Rente oder das Kapital weiter ausgezahlt.
Das wäre bei den meisten Berufsunfähigkeits- und Erwerbsunfähigkeitsrentenversicherungen undenkbar. Bei einer guten Grundfähigkeitsversicherung erhält ein 35-Jähriger für monatliche Beiträge von rund 30 € eine monatliche Rente von 1.000 €.