„Keine teuren Noten werden gebraucht, reine Improvisation werde zu hören sein und nur vom Gefühl her angesetzte Musik“ – somit begrüßte der Gubener Kirchenmusiker Hansjürgen Vorrath die Gäste, die sich am „mystischen Nachmittag“ wie er sagte, auf den Weg zur Gubener Klosterkirche gemacht haben. Panflöte in Kombination mit Didgeridoo, Ocean Drum oder Kalimba dazu noch feinem und aus dem Herzen kommenden Obertongesang, kann man nicht alle Tage hören und genießen.Bei der Ankündigung meldete sich sogleich aus den Tiefen einer Besuchertasche ein Handy, auf welches Vorrath geschickt sagte: „Vergessen Sie nicht, nach dem Konzert Ihr Handy wieder anzuschalten“. Clever und mit einem Augenzwinkern – sehr freundlich diese Ansage.
Dann wurde es still in der großen Kirche und von irgendwoher kam ein Vogelgezwitscher. Der musikalische Künstler Dobrin Stanislawow zog von ganz hinten, langsam in sich selbst versunken, auf seiner Panflöte spielend an den langen Bankreihen vorbei, und zauberte auf den kleinsten Röhrchen dieser Flöte den unnachahmlichen Vogelgesang. Erst als er die tieferen Töne auf der Flöte anspielte, war eindeutig Panflötenmusik zu hören. Vor dem Altar hatte er zwei Stühle aufgebaut, worauf ein langes Didgeridoo lag, umgeben von einer großen Ozean Drum und diversen anderen kleine Instrumenten. Sympathisch begrüßte der Musiker nach seinem ersten improvisierten Stück die Zuhörer, die ihm kräftigen Applaus zollten. „Lassen Sie sich überraschen“ sagte der zu den Gästen, „ich überrasche mich auch manchmal selbst“. Er erzählte das seine Wurzeln auf dem Balkan liegen, und er deshalb auch oft in ungeraden Takten spiele. Anders, als wir Deutschen es gewohnt sind, was aber gerade diese Musik so spannend und anders macht. Die Hörer wurden dazu eingeladen „ihren Phantasien und Gedanken freien Lauf zu lassen“, eine Reise auf einen anderen Kontinent zu machen, oder einfach eine Reise zu sich selbst zu genießen. Die Instrumente die er vorstellte kamen aus Kolumbien oder Thailand. Dann griff er wieder zur Panflöte, setzte sich auf einen Stuhl, nahm zwischendurch die große Ozean Drum auf seinen Schoß, und bediente beide Instrumente im wundervollem Gleichklang. Irgendwie schien die Ozean Drum sich selbst zu drehen, aber es waren natürlich die geschickten Beine, die das große Instrument endlos zum schwingen und drehen brachte, und somit durch die unzähligen kleinen Stahlkugeln im Inneren den sanften Meereswellenklang auslösten. Später wurde das Konzert mit kräftigen Didgeridooklängen ergänzt, alle Instrumente harmonisierten auf angenehme Art und Weise, man wurde auf eine Reise mitgenommen, konnte die Augen schließen, Zeit und Raum vergessen. Diesen Instrumenten, die zu den Urinstrumenten der Menschheit zählen, fehlt nur ein Obertongesang, wie ihn Dobrin anschließend anstimmte.
Wie in einer anderen Sphäre wähnte man sich, als man diese Urklänge des menschlichen Körpers, live in dieser großen Kirche mit so ausgezeichneter Akustik zu hören bekam. Ein Obertongesang erzeugt man mit einer bestimmten Gesangstechnik, und in jedem von uns stecken diese Töne, nur braucht es erfahrene Anleitung, diese aus dem Körper zu entlocken. Nach den vielen Improvisationsstücken kamen anschließend noch Melodien von Johann Sebastian Bach auf der Panflöte zu Gehör, am Ende gar : „Der Mond ist aufgegangen“- war es während des Konzertes draußen doch Tatsache schon dunkel geworden. Die 80 Minuten sind wie im Fluge vergangenen und Dobrin Stanislawow lud die Gubener nach seinem Konzert ein, nach vorn zu kommen und sich die Instrumente anzuschauen, wofür sich die Gubener dafür nicht lange bitten ließen.
Dieser unvergessliche Sonntagnachmittag, mit einem äußerst sympathischen Musiker, wird vielen Besuchern wohl noch lange in guter Erinnerung bleiben.