Es ist wieder soweit: Viele Cottbuser, viele Gäste – und die Macher sowieso – trotzen Herbstwind und Regen, um zwischen Weltspiegel, Stadthalle, Kammerbühne und Gladhouse von Leinwand zu Leinwand zu eilen.
Filme, Filme, Filme – 140 davon, in drei Wettbewerben und zehn Programmsektionen.
Los geht es, mit der nun 23. Auflage des FilmFestivals Cottbus, erneut schon am Vorabend der eigentlichen Eröffnung, mit der 11. Cottbuser Filmschau. Die, ebenso, wie das Festival über seinen Untertitel „osteuropäisches“ hinausgewachsen ist, inzwischen ganz Brandenburg, Berlin und die sächsische Lausitz einbezieht.
Filmschaustart ist, besser: soll sein, am Montag, 4.11., ab 19 Uhr. Der bekannte Andrang mit bester Stimmung wird sicher dafür sorgen, dass es etwas später wird. Danach gibt es zwei Stunden mit 16 Kurzfilmen semiprofessioneller Filmemacher und Hobbyfilmer. Deren Thema ist „Heimat“, wie übrigens auch in der Sektion Specials des Filmfestivals mit der Filmreihe „Heimat | Domownja“.
In diesem neuen Format betont das Festival seine Verbindung zur zweisprachigen – von der sorbischen Geschichte und Kultur stark beeinflussten – Lausitz. Die hier gezeigten Beiträge thematisieren unter anderem die Veränderungen und den Verlust einstiger Heimatorte und ihrer kulturellen Traditionen, Bräuche und Geschichten. So zeigt die behutsame Dokumentation ABSCHIED VON HORNO den scheinbar normalen Alltag der Bewohner eines Dorfes, das bald Braunkohlebaggern weichen muss.
Ganz nah am Thema ist auch der Cottbuser Filmemacher Donald Saischowa – die diesjährige Filmreihe Location Lausitz widmet sich seinem künstlerischen Schaffen. Als Kameramann für die TV-Serie „Schätze der Welt – Erbe der Menschheit“ wurde Donald Saischowa über die Grenzen der Lausitz hinaus bekannt. Gezeigt wird in zwei Programmen ein Querschnitt seiner vielfältigen Aufnahmen. Zum Teil handelt es sich um wieder entdeckte Kurzfilme, im zweiten Kurzfilmprogramm AUSTRITT AUS DER FLÄCHE findet sich indes manch frühes Filmdokument über bekannte Lausitzer Künstler wie Fred Pötschke (…UND SO WIE MIT ANDEREN AUCH), Hans Scheuerecker (AUSTRITT AUS DER FLÄCHE) und Eberhard Krüger (BALANCEAKT).
Dies alles passiert dann nach der offiziellen Eröffnung des Festivals am 5.11. im Staatstheater und einer ersten langen Partynacht im Festivalclub „Scandale“. Ab 22 Uhr wird es dort in mehrfacher Hinsicht heiß. Ganz zuerst liegt das an drei Damen mit einem eigenen Welteroberungskonzept, den „Las Balkanieras“ aus Kroatien, Bosnien und Polen. Und sollten diese Schwächen zeigen, steht das DJ-Team „…miez Gärtner“ bereit.
Doch vor allabendlichen Höhepunkten im scandalösen Keller stehen die Filme im Fokus:
„Dikhen!“ – Lasst uns hinschauen, ist das Motto des 23. Cottbuser FilmFestivals.
“‘Dikhen!‘ heißt auf Romanes ‚Schaut hin!‘ – und genau das wollen wir tun. Wir wollen das Spannungsfeld zwischen Draufsicht und Selbstrepräsentation ausloten und diskutieren.”, skizziert Bernd Buder, Kurator der Filmreihe, den Ansatz des Programms. Der Fokus ergänzt dabei die oft klischeehaften Blicke zwischen Empathie und Fremdperspektive um die Eigendarstellung der Roma-Filmschaffenden. Diese äußern sich zuweilen sehr pointiert über “ihr Volk”. Insgesamt 12 Langfilme, 11 Kurzfilme und 12 Beiträge der „Mundi Romani“-Reihe zeigen im diesjährige Fokus individuelle Geschichten und kollektive Anekdoten aus Alltag und Kultur dieser großen übernationalen Minderheit.
Im Wettbewerb Spielfilm konkurrieren elf aktuelle osteuropäische Produktionen um den mit 20.000 Euro dotierten Hauptpreis sowie die gläserne Preisskulptur LUBINA, die in diesem Jahr zum 10. Mal verliehen wird. Während sich der Kurzfilmwettbewerb der Förderung junger Filmemacher widmet, bietet der U18 – Deutsch-Polnischer Wettbewerb Jugendfilm grenzüberschreitendes Kino für junge Erwachsene. Eine binationale Schülerjury kürt hier ihre Favoriten.
Die Suche der Programmreihe globalEAST nach osteuropäischen Einflüssen im internationalen Kino führt anlässlich des 200. Geburtstages des preußischen Australien-Forschers Ludwig Leichhardt in diesem Jahr auf den “fünften Kontinent”. Beim Versuch, diesen von Ost nach West zu durchqueren, verschwand der “australische Humboldt” aus der Lausitz auf einer Expedition vor 165 Jahren. Mit einer Mischung aus Sehnsucht und Neugier erkundet die Sektion osteuropäische Spuren in den uns scheinbar fremden Landschaften und Mentalitäten.
Die Retrospektive thematisiert im jährlichen Wechsel regionale Besonderheiten und lenkt 2013 den Blick auf die Kindheit im gesellschaftlichen Wandel. Jeder Beitrag fragt nach Erziehungsmethoden und -mängeln und den Auswirkungen indoktrinierter Erziehungswerte auf unsere Lebensrealitäten. Wie frei muss, kann oder darf ein Kind aufwachsen?
Die bewährten Sektionen Polskie Horyzonty und Russkiy Den zeigen die filmischen Höhepunkte aus Russland und Polen des vergangenen Kinojahres. In den Nationalen Hits werden Produktionen präsentiert, die in ihren Entstehungsländern kommerziell erfolgreich, im Ausland jedoch noch wenig bekannt sind. Und in der eingangs genannten Sektion Specials finden u.a. Hommagen an Juroren sowie Kooperationen mit befreundeten Filmfestivals ihren Platz, ebenso wie in der Reihe Location Lausitz.
Das Spektrum lädt zu Entdeckungen abseits des Mainstreams ein, und jeder Festivaltag hält mit dem Kinderprogramm ein spezielles Filmangebot auch für die jüngsten Besucher bereit. Der Höhepunkt ist in diesem Jahr die Weltpremiere eines Märchenklassikers von Hans Christian Andersen, das der Rundfunk Berlin-Brandenburg neu verfilmt hat.
Ein Jubiläum begeht in diesem Jahr der Ost-West-Koproduktionsmarkt connecting cottbus (coco), der im Rahmen des Filmfestivals stattfindet. Er feiert sein erfolgreiches 15. Bestehen. Allein von den letzten 173 gepitchten (vermittelten) Projekten wurden mehr als 60 realisiert und fünf fanden den Weg zu international einflussreichen Festivals.
Was ein großer Teil der Cottbuser leider auch nach 23 Jahren noch nicht bemerkt hat: Unsere Stadt ist Gastgeber einer Wirtschaftsplattform der Filmindustrie und eines Filmereignisses, die auf dem Weltmarkt der bewegten Bilder nicht nur angekommen sind, sondern einen festen und anerkannten Stand einnehmen. Und wer hat es erfunden: Einige Cottbuser Kunst- und Kulturfreaks, die nicht einfach den neuen Zonenrand bilden wollten und dabei einen neuen kulturellen Treff- und Mittelpunkt für Ost und West entstehen ließen. Großen Dank dafür!
Übernahme/Vorabveröffentlichung aus Kulturmagazin “BLICKLICHT”, Cottbus-Lausitz; Ausgabe November 2013, Autor: Jens Pittasch (unter Verwendung von Pressematerial des FilmFestival Cottbus)
(c) Blattwerk e.V.; www.kultur-cottbus.de, www.weltsicht.info“
Es ist wieder soweit: Viele Cottbuser, viele Gäste – und die Macher sowieso – trotzen Herbstwind und Regen, um zwischen Weltspiegel, Stadthalle, Kammerbühne und Gladhouse von Leinwand zu Leinwand zu eilen.
Filme, Filme, Filme – 140 davon, in drei Wettbewerben und zehn Programmsektionen.
Los geht es, mit der nun 23. Auflage des FilmFestivals Cottbus, erneut schon am Vorabend der eigentlichen Eröffnung, mit der 11. Cottbuser Filmschau. Die, ebenso, wie das Festival über seinen Untertitel „osteuropäisches“ hinausgewachsen ist, inzwischen ganz Brandenburg, Berlin und die sächsische Lausitz einbezieht.
Filmschaustart ist, besser: soll sein, am Montag, 4.11., ab 19 Uhr. Der bekannte Andrang mit bester Stimmung wird sicher dafür sorgen, dass es etwas später wird. Danach gibt es zwei Stunden mit 16 Kurzfilmen semiprofessioneller Filmemacher und Hobbyfilmer. Deren Thema ist „Heimat“, wie übrigens auch in der Sektion Specials des Filmfestivals mit der Filmreihe „Heimat | Domownja“.
In diesem neuen Format betont das Festival seine Verbindung zur zweisprachigen – von der sorbischen Geschichte und Kultur stark beeinflussten – Lausitz. Die hier gezeigten Beiträge thematisieren unter anderem die Veränderungen und den Verlust einstiger Heimatorte und ihrer kulturellen Traditionen, Bräuche und Geschichten. So zeigt die behutsame Dokumentation ABSCHIED VON HORNO den scheinbar normalen Alltag der Bewohner eines Dorfes, das bald Braunkohlebaggern weichen muss.
Ganz nah am Thema ist auch der Cottbuser Filmemacher Donald Saischowa – die diesjährige Filmreihe Location Lausitz widmet sich seinem künstlerischen Schaffen. Als Kameramann für die TV-Serie „Schätze der Welt – Erbe der Menschheit“ wurde Donald Saischowa über die Grenzen der Lausitz hinaus bekannt. Gezeigt wird in zwei Programmen ein Querschnitt seiner vielfältigen Aufnahmen. Zum Teil handelt es sich um wieder entdeckte Kurzfilme, im zweiten Kurzfilmprogramm AUSTRITT AUS DER FLÄCHE findet sich indes manch frühes Filmdokument über bekannte Lausitzer Künstler wie Fred Pötschke (…UND SO WIE MIT ANDEREN AUCH), Hans Scheuerecker (AUSTRITT AUS DER FLÄCHE) und Eberhard Krüger (BALANCEAKT).
Dies alles passiert dann nach der offiziellen Eröffnung des Festivals am 5.11. im Staatstheater und einer ersten langen Partynacht im Festivalclub „Scandale“. Ab 22 Uhr wird es dort in mehrfacher Hinsicht heiß. Ganz zuerst liegt das an drei Damen mit einem eigenen Welteroberungskonzept, den „Las Balkanieras“ aus Kroatien, Bosnien und Polen. Und sollten diese Schwächen zeigen, steht das DJ-Team „…miez Gärtner“ bereit.
Doch vor allabendlichen Höhepunkten im scandalösen Keller stehen die Filme im Fokus:
„Dikhen!“ – Lasst uns hinschauen, ist das Motto des 23. Cottbuser FilmFestivals.
“‘Dikhen!‘ heißt auf Romanes ‚Schaut hin!‘ – und genau das wollen wir tun. Wir wollen das Spannungsfeld zwischen Draufsicht und Selbstrepräsentation ausloten und diskutieren.”, skizziert Bernd Buder, Kurator der Filmreihe, den Ansatz des Programms. Der Fokus ergänzt dabei die oft klischeehaften Blicke zwischen Empathie und Fremdperspektive um die Eigendarstellung der Roma-Filmschaffenden. Diese äußern sich zuweilen sehr pointiert über “ihr Volk”. Insgesamt 12 Langfilme, 11 Kurzfilme und 12 Beiträge der „Mundi Romani“-Reihe zeigen im diesjährige Fokus individuelle Geschichten und kollektive Anekdoten aus Alltag und Kultur dieser großen übernationalen Minderheit.
Im Wettbewerb Spielfilm konkurrieren elf aktuelle osteuropäische Produktionen um den mit 20.000 Euro dotierten Hauptpreis sowie die gläserne Preisskulptur LUBINA, die in diesem Jahr zum 10. Mal verliehen wird. Während sich der Kurzfilmwettbewerb der Förderung junger Filmemacher widmet, bietet der U18 – Deutsch-Polnischer Wettbewerb Jugendfilm grenzüberschreitendes Kino für junge Erwachsene. Eine binationale Schülerjury kürt hier ihre Favoriten.
Die Suche der Programmreihe globalEAST nach osteuropäischen Einflüssen im internationalen Kino führt anlässlich des 200. Geburtstages des preußischen Australien-Forschers Ludwig Leichhardt in diesem Jahr auf den “fünften Kontinent”. Beim Versuch, diesen von Ost nach West zu durchqueren, verschwand der “australische Humboldt” aus der Lausitz auf einer Expedition vor 165 Jahren. Mit einer Mischung aus Sehnsucht und Neugier erkundet die Sektion osteuropäische Spuren in den uns scheinbar fremden Landschaften und Mentalitäten.
Die Retrospektive thematisiert im jährlichen Wechsel regionale Besonderheiten und lenkt 2013 den Blick auf die Kindheit im gesellschaftlichen Wandel. Jeder Beitrag fragt nach Erziehungsmethoden und -mängeln und den Auswirkungen indoktrinierter Erziehungswerte auf unsere Lebensrealitäten. Wie frei muss, kann oder darf ein Kind aufwachsen?
Die bewährten Sektionen Polskie Horyzonty und Russkiy Den zeigen die filmischen Höhepunkte aus Russland und Polen des vergangenen Kinojahres. In den Nationalen Hits werden Produktionen präsentiert, die in ihren Entstehungsländern kommerziell erfolgreich, im Ausland jedoch noch wenig bekannt sind. Und in der eingangs genannten Sektion Specials finden u.a. Hommagen an Juroren sowie Kooperationen mit befreundeten Filmfestivals ihren Platz, ebenso wie in der Reihe Location Lausitz.
Das Spektrum lädt zu Entdeckungen abseits des Mainstreams ein, und jeder Festivaltag hält mit dem Kinderprogramm ein spezielles Filmangebot auch für die jüngsten Besucher bereit. Der Höhepunkt ist in diesem Jahr die Weltpremiere eines Märchenklassikers von Hans Christian Andersen, das der Rundfunk Berlin-Brandenburg neu verfilmt hat.
Ein Jubiläum begeht in diesem Jahr der Ost-West-Koproduktionsmarkt connecting cottbus (coco), der im Rahmen des Filmfestivals stattfindet. Er feiert sein erfolgreiches 15. Bestehen. Allein von den letzten 173 gepitchten (vermittelten) Projekten wurden mehr als 60 realisiert und fünf fanden den Weg zu international einflussreichen Festivals.
Was ein großer Teil der Cottbuser leider auch nach 23 Jahren noch nicht bemerkt hat: Unsere Stadt ist Gastgeber einer Wirtschaftsplattform der Filmindustrie und eines Filmereignisses, die auf dem Weltmarkt der bewegten Bilder nicht nur angekommen sind, sondern einen festen und anerkannten Stand einnehmen. Und wer hat es erfunden: Einige Cottbuser Kunst- und Kulturfreaks, die nicht einfach den neuen Zonenrand bilden wollten und dabei einen neuen kulturellen Treff- und Mittelpunkt für Ost und West entstehen ließen. Großen Dank dafür!
Übernahme/Vorabveröffentlichung aus Kulturmagazin “BLICKLICHT”, Cottbus-Lausitz; Ausgabe November 2013, Autor: Jens Pittasch (unter Verwendung von Pressematerial des FilmFestival Cottbus)
(c) Blattwerk e.V.; www.kultur-cottbus.de, www.weltsicht.info“
Es ist wieder soweit: Viele Cottbuser, viele Gäste – und die Macher sowieso – trotzen Herbstwind und Regen, um zwischen Weltspiegel, Stadthalle, Kammerbühne und Gladhouse von Leinwand zu Leinwand zu eilen.
Filme, Filme, Filme – 140 davon, in drei Wettbewerben und zehn Programmsektionen.
Los geht es, mit der nun 23. Auflage des FilmFestivals Cottbus, erneut schon am Vorabend der eigentlichen Eröffnung, mit der 11. Cottbuser Filmschau. Die, ebenso, wie das Festival über seinen Untertitel „osteuropäisches“ hinausgewachsen ist, inzwischen ganz Brandenburg, Berlin und die sächsische Lausitz einbezieht.
Filmschaustart ist, besser: soll sein, am Montag, 4.11., ab 19 Uhr. Der bekannte Andrang mit bester Stimmung wird sicher dafür sorgen, dass es etwas später wird. Danach gibt es zwei Stunden mit 16 Kurzfilmen semiprofessioneller Filmemacher und Hobbyfilmer. Deren Thema ist „Heimat“, wie übrigens auch in der Sektion Specials des Filmfestivals mit der Filmreihe „Heimat | Domownja“.
In diesem neuen Format betont das Festival seine Verbindung zur zweisprachigen – von der sorbischen Geschichte und Kultur stark beeinflussten – Lausitz. Die hier gezeigten Beiträge thematisieren unter anderem die Veränderungen und den Verlust einstiger Heimatorte und ihrer kulturellen Traditionen, Bräuche und Geschichten. So zeigt die behutsame Dokumentation ABSCHIED VON HORNO den scheinbar normalen Alltag der Bewohner eines Dorfes, das bald Braunkohlebaggern weichen muss.
Ganz nah am Thema ist auch der Cottbuser Filmemacher Donald Saischowa – die diesjährige Filmreihe Location Lausitz widmet sich seinem künstlerischen Schaffen. Als Kameramann für die TV-Serie „Schätze der Welt – Erbe der Menschheit“ wurde Donald Saischowa über die Grenzen der Lausitz hinaus bekannt. Gezeigt wird in zwei Programmen ein Querschnitt seiner vielfältigen Aufnahmen. Zum Teil handelt es sich um wieder entdeckte Kurzfilme, im zweiten Kurzfilmprogramm AUSTRITT AUS DER FLÄCHE findet sich indes manch frühes Filmdokument über bekannte Lausitzer Künstler wie Fred Pötschke (…UND SO WIE MIT ANDEREN AUCH), Hans Scheuerecker (AUSTRITT AUS DER FLÄCHE) und Eberhard Krüger (BALANCEAKT).
Dies alles passiert dann nach der offiziellen Eröffnung des Festivals am 5.11. im Staatstheater und einer ersten langen Partynacht im Festivalclub „Scandale“. Ab 22 Uhr wird es dort in mehrfacher Hinsicht heiß. Ganz zuerst liegt das an drei Damen mit einem eigenen Welteroberungskonzept, den „Las Balkanieras“ aus Kroatien, Bosnien und Polen. Und sollten diese Schwächen zeigen, steht das DJ-Team „…miez Gärtner“ bereit.
Doch vor allabendlichen Höhepunkten im scandalösen Keller stehen die Filme im Fokus:
„Dikhen!“ – Lasst uns hinschauen, ist das Motto des 23. Cottbuser FilmFestivals.
“‘Dikhen!‘ heißt auf Romanes ‚Schaut hin!‘ – und genau das wollen wir tun. Wir wollen das Spannungsfeld zwischen Draufsicht und Selbstrepräsentation ausloten und diskutieren.”, skizziert Bernd Buder, Kurator der Filmreihe, den Ansatz des Programms. Der Fokus ergänzt dabei die oft klischeehaften Blicke zwischen Empathie und Fremdperspektive um die Eigendarstellung der Roma-Filmschaffenden. Diese äußern sich zuweilen sehr pointiert über “ihr Volk”. Insgesamt 12 Langfilme, 11 Kurzfilme und 12 Beiträge der „Mundi Romani“-Reihe zeigen im diesjährige Fokus individuelle Geschichten und kollektive Anekdoten aus Alltag und Kultur dieser großen übernationalen Minderheit.
Im Wettbewerb Spielfilm konkurrieren elf aktuelle osteuropäische Produktionen um den mit 20.000 Euro dotierten Hauptpreis sowie die gläserne Preisskulptur LUBINA, die in diesem Jahr zum 10. Mal verliehen wird. Während sich der Kurzfilmwettbewerb der Förderung junger Filmemacher widmet, bietet der U18 – Deutsch-Polnischer Wettbewerb Jugendfilm grenzüberschreitendes Kino für junge Erwachsene. Eine binationale Schülerjury kürt hier ihre Favoriten.
Die Suche der Programmreihe globalEAST nach osteuropäischen Einflüssen im internationalen Kino führt anlässlich des 200. Geburtstages des preußischen Australien-Forschers Ludwig Leichhardt in diesem Jahr auf den “fünften Kontinent”. Beim Versuch, diesen von Ost nach West zu durchqueren, verschwand der “australische Humboldt” aus der Lausitz auf einer Expedition vor 165 Jahren. Mit einer Mischung aus Sehnsucht und Neugier erkundet die Sektion osteuropäische Spuren in den uns scheinbar fremden Landschaften und Mentalitäten.
Die Retrospektive thematisiert im jährlichen Wechsel regionale Besonderheiten und lenkt 2013 den Blick auf die Kindheit im gesellschaftlichen Wandel. Jeder Beitrag fragt nach Erziehungsmethoden und -mängeln und den Auswirkungen indoktrinierter Erziehungswerte auf unsere Lebensrealitäten. Wie frei muss, kann oder darf ein Kind aufwachsen?
Die bewährten Sektionen Polskie Horyzonty und Russkiy Den zeigen die filmischen Höhepunkte aus Russland und Polen des vergangenen Kinojahres. In den Nationalen Hits werden Produktionen präsentiert, die in ihren Entstehungsländern kommerziell erfolgreich, im Ausland jedoch noch wenig bekannt sind. Und in der eingangs genannten Sektion Specials finden u.a. Hommagen an Juroren sowie Kooperationen mit befreundeten Filmfestivals ihren Platz, ebenso wie in der Reihe Location Lausitz.
Das Spektrum lädt zu Entdeckungen abseits des Mainstreams ein, und jeder Festivaltag hält mit dem Kinderprogramm ein spezielles Filmangebot auch für die jüngsten Besucher bereit. Der Höhepunkt ist in diesem Jahr die Weltpremiere eines Märchenklassikers von Hans Christian Andersen, das der Rundfunk Berlin-Brandenburg neu verfilmt hat.
Ein Jubiläum begeht in diesem Jahr der Ost-West-Koproduktionsmarkt connecting cottbus (coco), der im Rahmen des Filmfestivals stattfindet. Er feiert sein erfolgreiches 15. Bestehen. Allein von den letzten 173 gepitchten (vermittelten) Projekten wurden mehr als 60 realisiert und fünf fanden den Weg zu international einflussreichen Festivals.
Was ein großer Teil der Cottbuser leider auch nach 23 Jahren noch nicht bemerkt hat: Unsere Stadt ist Gastgeber einer Wirtschaftsplattform der Filmindustrie und eines Filmereignisses, die auf dem Weltmarkt der bewegten Bilder nicht nur angekommen sind, sondern einen festen und anerkannten Stand einnehmen. Und wer hat es erfunden: Einige Cottbuser Kunst- und Kulturfreaks, die nicht einfach den neuen Zonenrand bilden wollten und dabei einen neuen kulturellen Treff- und Mittelpunkt für Ost und West entstehen ließen. Großen Dank dafür!
Übernahme/Vorabveröffentlichung aus Kulturmagazin “BLICKLICHT”, Cottbus-Lausitz; Ausgabe November 2013, Autor: Jens Pittasch (unter Verwendung von Pressematerial des FilmFestival Cottbus)
(c) Blattwerk e.V.; www.kultur-cottbus.de, www.weltsicht.info“
Es ist wieder soweit: Viele Cottbuser, viele Gäste – und die Macher sowieso – trotzen Herbstwind und Regen, um zwischen Weltspiegel, Stadthalle, Kammerbühne und Gladhouse von Leinwand zu Leinwand zu eilen.
Filme, Filme, Filme – 140 davon, in drei Wettbewerben und zehn Programmsektionen.
Los geht es, mit der nun 23. Auflage des FilmFestivals Cottbus, erneut schon am Vorabend der eigentlichen Eröffnung, mit der 11. Cottbuser Filmschau. Die, ebenso, wie das Festival über seinen Untertitel „osteuropäisches“ hinausgewachsen ist, inzwischen ganz Brandenburg, Berlin und die sächsische Lausitz einbezieht.
Filmschaustart ist, besser: soll sein, am Montag, 4.11., ab 19 Uhr. Der bekannte Andrang mit bester Stimmung wird sicher dafür sorgen, dass es etwas später wird. Danach gibt es zwei Stunden mit 16 Kurzfilmen semiprofessioneller Filmemacher und Hobbyfilmer. Deren Thema ist „Heimat“, wie übrigens auch in der Sektion Specials des Filmfestivals mit der Filmreihe „Heimat | Domownja“.
In diesem neuen Format betont das Festival seine Verbindung zur zweisprachigen – von der sorbischen Geschichte und Kultur stark beeinflussten – Lausitz. Die hier gezeigten Beiträge thematisieren unter anderem die Veränderungen und den Verlust einstiger Heimatorte und ihrer kulturellen Traditionen, Bräuche und Geschichten. So zeigt die behutsame Dokumentation ABSCHIED VON HORNO den scheinbar normalen Alltag der Bewohner eines Dorfes, das bald Braunkohlebaggern weichen muss.
Ganz nah am Thema ist auch der Cottbuser Filmemacher Donald Saischowa – die diesjährige Filmreihe Location Lausitz widmet sich seinem künstlerischen Schaffen. Als Kameramann für die TV-Serie „Schätze der Welt – Erbe der Menschheit“ wurde Donald Saischowa über die Grenzen der Lausitz hinaus bekannt. Gezeigt wird in zwei Programmen ein Querschnitt seiner vielfältigen Aufnahmen. Zum Teil handelt es sich um wieder entdeckte Kurzfilme, im zweiten Kurzfilmprogramm AUSTRITT AUS DER FLÄCHE findet sich indes manch frühes Filmdokument über bekannte Lausitzer Künstler wie Fred Pötschke (…UND SO WIE MIT ANDEREN AUCH), Hans Scheuerecker (AUSTRITT AUS DER FLÄCHE) und Eberhard Krüger (BALANCEAKT).
Dies alles passiert dann nach der offiziellen Eröffnung des Festivals am 5.11. im Staatstheater und einer ersten langen Partynacht im Festivalclub „Scandale“. Ab 22 Uhr wird es dort in mehrfacher Hinsicht heiß. Ganz zuerst liegt das an drei Damen mit einem eigenen Welteroberungskonzept, den „Las Balkanieras“ aus Kroatien, Bosnien und Polen. Und sollten diese Schwächen zeigen, steht das DJ-Team „…miez Gärtner“ bereit.
Doch vor allabendlichen Höhepunkten im scandalösen Keller stehen die Filme im Fokus:
„Dikhen!“ – Lasst uns hinschauen, ist das Motto des 23. Cottbuser FilmFestivals.
“‘Dikhen!‘ heißt auf Romanes ‚Schaut hin!‘ – und genau das wollen wir tun. Wir wollen das Spannungsfeld zwischen Draufsicht und Selbstrepräsentation ausloten und diskutieren.”, skizziert Bernd Buder, Kurator der Filmreihe, den Ansatz des Programms. Der Fokus ergänzt dabei die oft klischeehaften Blicke zwischen Empathie und Fremdperspektive um die Eigendarstellung der Roma-Filmschaffenden. Diese äußern sich zuweilen sehr pointiert über “ihr Volk”. Insgesamt 12 Langfilme, 11 Kurzfilme und 12 Beiträge der „Mundi Romani“-Reihe zeigen im diesjährige Fokus individuelle Geschichten und kollektive Anekdoten aus Alltag und Kultur dieser großen übernationalen Minderheit.
Im Wettbewerb Spielfilm konkurrieren elf aktuelle osteuropäische Produktionen um den mit 20.000 Euro dotierten Hauptpreis sowie die gläserne Preisskulptur LUBINA, die in diesem Jahr zum 10. Mal verliehen wird. Während sich der Kurzfilmwettbewerb der Förderung junger Filmemacher widmet, bietet der U18 – Deutsch-Polnischer Wettbewerb Jugendfilm grenzüberschreitendes Kino für junge Erwachsene. Eine binationale Schülerjury kürt hier ihre Favoriten.
Die Suche der Programmreihe globalEAST nach osteuropäischen Einflüssen im internationalen Kino führt anlässlich des 200. Geburtstages des preußischen Australien-Forschers Ludwig Leichhardt in diesem Jahr auf den “fünften Kontinent”. Beim Versuch, diesen von Ost nach West zu durchqueren, verschwand der “australische Humboldt” aus der Lausitz auf einer Expedition vor 165 Jahren. Mit einer Mischung aus Sehnsucht und Neugier erkundet die Sektion osteuropäische Spuren in den uns scheinbar fremden Landschaften und Mentalitäten.
Die Retrospektive thematisiert im jährlichen Wechsel regionale Besonderheiten und lenkt 2013 den Blick auf die Kindheit im gesellschaftlichen Wandel. Jeder Beitrag fragt nach Erziehungsmethoden und -mängeln und den Auswirkungen indoktrinierter Erziehungswerte auf unsere Lebensrealitäten. Wie frei muss, kann oder darf ein Kind aufwachsen?
Die bewährten Sektionen Polskie Horyzonty und Russkiy Den zeigen die filmischen Höhepunkte aus Russland und Polen des vergangenen Kinojahres. In den Nationalen Hits werden Produktionen präsentiert, die in ihren Entstehungsländern kommerziell erfolgreich, im Ausland jedoch noch wenig bekannt sind. Und in der eingangs genannten Sektion Specials finden u.a. Hommagen an Juroren sowie Kooperationen mit befreundeten Filmfestivals ihren Platz, ebenso wie in der Reihe Location Lausitz.
Das Spektrum lädt zu Entdeckungen abseits des Mainstreams ein, und jeder Festivaltag hält mit dem Kinderprogramm ein spezielles Filmangebot auch für die jüngsten Besucher bereit. Der Höhepunkt ist in diesem Jahr die Weltpremiere eines Märchenklassikers von Hans Christian Andersen, das der Rundfunk Berlin-Brandenburg neu verfilmt hat.
Ein Jubiläum begeht in diesem Jahr der Ost-West-Koproduktionsmarkt connecting cottbus (coco), der im Rahmen des Filmfestivals stattfindet. Er feiert sein erfolgreiches 15. Bestehen. Allein von den letzten 173 gepitchten (vermittelten) Projekten wurden mehr als 60 realisiert und fünf fanden den Weg zu international einflussreichen Festivals.
Was ein großer Teil der Cottbuser leider auch nach 23 Jahren noch nicht bemerkt hat: Unsere Stadt ist Gastgeber einer Wirtschaftsplattform der Filmindustrie und eines Filmereignisses, die auf dem Weltmarkt der bewegten Bilder nicht nur angekommen sind, sondern einen festen und anerkannten Stand einnehmen. Und wer hat es erfunden: Einige Cottbuser Kunst- und Kulturfreaks, die nicht einfach den neuen Zonenrand bilden wollten und dabei einen neuen kulturellen Treff- und Mittelpunkt für Ost und West entstehen ließen. Großen Dank dafür!
Übernahme/Vorabveröffentlichung aus Kulturmagazin “BLICKLICHT”, Cottbus-Lausitz; Ausgabe November 2013, Autor: Jens Pittasch (unter Verwendung von Pressematerial des FilmFestival Cottbus)
(c) Blattwerk e.V.; www.kultur-cottbus.de, www.weltsicht.info“
Es ist wieder soweit: Viele Cottbuser, viele Gäste – und die Macher sowieso – trotzen Herbstwind und Regen, um zwischen Weltspiegel, Stadthalle, Kammerbühne und Gladhouse von Leinwand zu Leinwand zu eilen.
Filme, Filme, Filme – 140 davon, in drei Wettbewerben und zehn Programmsektionen.
Los geht es, mit der nun 23. Auflage des FilmFestivals Cottbus, erneut schon am Vorabend der eigentlichen Eröffnung, mit der 11. Cottbuser Filmschau. Die, ebenso, wie das Festival über seinen Untertitel „osteuropäisches“ hinausgewachsen ist, inzwischen ganz Brandenburg, Berlin und die sächsische Lausitz einbezieht.
Filmschaustart ist, besser: soll sein, am Montag, 4.11., ab 19 Uhr. Der bekannte Andrang mit bester Stimmung wird sicher dafür sorgen, dass es etwas später wird. Danach gibt es zwei Stunden mit 16 Kurzfilmen semiprofessioneller Filmemacher und Hobbyfilmer. Deren Thema ist „Heimat“, wie übrigens auch in der Sektion Specials des Filmfestivals mit der Filmreihe „Heimat | Domownja“.
In diesem neuen Format betont das Festival seine Verbindung zur zweisprachigen – von der sorbischen Geschichte und Kultur stark beeinflussten – Lausitz. Die hier gezeigten Beiträge thematisieren unter anderem die Veränderungen und den Verlust einstiger Heimatorte und ihrer kulturellen Traditionen, Bräuche und Geschichten. So zeigt die behutsame Dokumentation ABSCHIED VON HORNO den scheinbar normalen Alltag der Bewohner eines Dorfes, das bald Braunkohlebaggern weichen muss.
Ganz nah am Thema ist auch der Cottbuser Filmemacher Donald Saischowa – die diesjährige Filmreihe Location Lausitz widmet sich seinem künstlerischen Schaffen. Als Kameramann für die TV-Serie „Schätze der Welt – Erbe der Menschheit“ wurde Donald Saischowa über die Grenzen der Lausitz hinaus bekannt. Gezeigt wird in zwei Programmen ein Querschnitt seiner vielfältigen Aufnahmen. Zum Teil handelt es sich um wieder entdeckte Kurzfilme, im zweiten Kurzfilmprogramm AUSTRITT AUS DER FLÄCHE findet sich indes manch frühes Filmdokument über bekannte Lausitzer Künstler wie Fred Pötschke (…UND SO WIE MIT ANDEREN AUCH), Hans Scheuerecker (AUSTRITT AUS DER FLÄCHE) und Eberhard Krüger (BALANCEAKT).
Dies alles passiert dann nach der offiziellen Eröffnung des Festivals am 5.11. im Staatstheater und einer ersten langen Partynacht im Festivalclub „Scandale“. Ab 22 Uhr wird es dort in mehrfacher Hinsicht heiß. Ganz zuerst liegt das an drei Damen mit einem eigenen Welteroberungskonzept, den „Las Balkanieras“ aus Kroatien, Bosnien und Polen. Und sollten diese Schwächen zeigen, steht das DJ-Team „…miez Gärtner“ bereit.
Doch vor allabendlichen Höhepunkten im scandalösen Keller stehen die Filme im Fokus:
„Dikhen!“ – Lasst uns hinschauen, ist das Motto des 23. Cottbuser FilmFestivals.
“‘Dikhen!‘ heißt auf Romanes ‚Schaut hin!‘ – und genau das wollen wir tun. Wir wollen das Spannungsfeld zwischen Draufsicht und Selbstrepräsentation ausloten und diskutieren.”, skizziert Bernd Buder, Kurator der Filmreihe, den Ansatz des Programms. Der Fokus ergänzt dabei die oft klischeehaften Blicke zwischen Empathie und Fremdperspektive um die Eigendarstellung der Roma-Filmschaffenden. Diese äußern sich zuweilen sehr pointiert über “ihr Volk”. Insgesamt 12 Langfilme, 11 Kurzfilme und 12 Beiträge der „Mundi Romani“-Reihe zeigen im diesjährige Fokus individuelle Geschichten und kollektive Anekdoten aus Alltag und Kultur dieser großen übernationalen Minderheit.
Im Wettbewerb Spielfilm konkurrieren elf aktuelle osteuropäische Produktionen um den mit 20.000 Euro dotierten Hauptpreis sowie die gläserne Preisskulptur LUBINA, die in diesem Jahr zum 10. Mal verliehen wird. Während sich der Kurzfilmwettbewerb der Förderung junger Filmemacher widmet, bietet der U18 – Deutsch-Polnischer Wettbewerb Jugendfilm grenzüberschreitendes Kino für junge Erwachsene. Eine binationale Schülerjury kürt hier ihre Favoriten.
Die Suche der Programmreihe globalEAST nach osteuropäischen Einflüssen im internationalen Kino führt anlässlich des 200. Geburtstages des preußischen Australien-Forschers Ludwig Leichhardt in diesem Jahr auf den “fünften Kontinent”. Beim Versuch, diesen von Ost nach West zu durchqueren, verschwand der “australische Humboldt” aus der Lausitz auf einer Expedition vor 165 Jahren. Mit einer Mischung aus Sehnsucht und Neugier erkundet die Sektion osteuropäische Spuren in den uns scheinbar fremden Landschaften und Mentalitäten.
Die Retrospektive thematisiert im jährlichen Wechsel regionale Besonderheiten und lenkt 2013 den Blick auf die Kindheit im gesellschaftlichen Wandel. Jeder Beitrag fragt nach Erziehungsmethoden und -mängeln und den Auswirkungen indoktrinierter Erziehungswerte auf unsere Lebensrealitäten. Wie frei muss, kann oder darf ein Kind aufwachsen?
Die bewährten Sektionen Polskie Horyzonty und Russkiy Den zeigen die filmischen Höhepunkte aus Russland und Polen des vergangenen Kinojahres. In den Nationalen Hits werden Produktionen präsentiert, die in ihren Entstehungsländern kommerziell erfolgreich, im Ausland jedoch noch wenig bekannt sind. Und in der eingangs genannten Sektion Specials finden u.a. Hommagen an Juroren sowie Kooperationen mit befreundeten Filmfestivals ihren Platz, ebenso wie in der Reihe Location Lausitz.
Das Spektrum lädt zu Entdeckungen abseits des Mainstreams ein, und jeder Festivaltag hält mit dem Kinderprogramm ein spezielles Filmangebot auch für die jüngsten Besucher bereit. Der Höhepunkt ist in diesem Jahr die Weltpremiere eines Märchenklassikers von Hans Christian Andersen, das der Rundfunk Berlin-Brandenburg neu verfilmt hat.
Ein Jubiläum begeht in diesem Jahr der Ost-West-Koproduktionsmarkt connecting cottbus (coco), der im Rahmen des Filmfestivals stattfindet. Er feiert sein erfolgreiches 15. Bestehen. Allein von den letzten 173 gepitchten (vermittelten) Projekten wurden mehr als 60 realisiert und fünf fanden den Weg zu international einflussreichen Festivals.
Was ein großer Teil der Cottbuser leider auch nach 23 Jahren noch nicht bemerkt hat: Unsere Stadt ist Gastgeber einer Wirtschaftsplattform der Filmindustrie und eines Filmereignisses, die auf dem Weltmarkt der bewegten Bilder nicht nur angekommen sind, sondern einen festen und anerkannten Stand einnehmen. Und wer hat es erfunden: Einige Cottbuser Kunst- und Kulturfreaks, die nicht einfach den neuen Zonenrand bilden wollten und dabei einen neuen kulturellen Treff- und Mittelpunkt für Ost und West entstehen ließen. Großen Dank dafür!
Übernahme/Vorabveröffentlichung aus Kulturmagazin “BLICKLICHT”, Cottbus-Lausitz; Ausgabe November 2013, Autor: Jens Pittasch (unter Verwendung von Pressematerial des FilmFestival Cottbus)
(c) Blattwerk e.V.; www.kultur-cottbus.de, www.weltsicht.info“
Es ist wieder soweit: Viele Cottbuser, viele Gäste – und die Macher sowieso – trotzen Herbstwind und Regen, um zwischen Weltspiegel, Stadthalle, Kammerbühne und Gladhouse von Leinwand zu Leinwand zu eilen.
Filme, Filme, Filme – 140 davon, in drei Wettbewerben und zehn Programmsektionen.
Los geht es, mit der nun 23. Auflage des FilmFestivals Cottbus, erneut schon am Vorabend der eigentlichen Eröffnung, mit der 11. Cottbuser Filmschau. Die, ebenso, wie das Festival über seinen Untertitel „osteuropäisches“ hinausgewachsen ist, inzwischen ganz Brandenburg, Berlin und die sächsische Lausitz einbezieht.
Filmschaustart ist, besser: soll sein, am Montag, 4.11., ab 19 Uhr. Der bekannte Andrang mit bester Stimmung wird sicher dafür sorgen, dass es etwas später wird. Danach gibt es zwei Stunden mit 16 Kurzfilmen semiprofessioneller Filmemacher und Hobbyfilmer. Deren Thema ist „Heimat“, wie übrigens auch in der Sektion Specials des Filmfestivals mit der Filmreihe „Heimat | Domownja“.
In diesem neuen Format betont das Festival seine Verbindung zur zweisprachigen – von der sorbischen Geschichte und Kultur stark beeinflussten – Lausitz. Die hier gezeigten Beiträge thematisieren unter anderem die Veränderungen und den Verlust einstiger Heimatorte und ihrer kulturellen Traditionen, Bräuche und Geschichten. So zeigt die behutsame Dokumentation ABSCHIED VON HORNO den scheinbar normalen Alltag der Bewohner eines Dorfes, das bald Braunkohlebaggern weichen muss.
Ganz nah am Thema ist auch der Cottbuser Filmemacher Donald Saischowa – die diesjährige Filmreihe Location Lausitz widmet sich seinem künstlerischen Schaffen. Als Kameramann für die TV-Serie „Schätze der Welt – Erbe der Menschheit“ wurde Donald Saischowa über die Grenzen der Lausitz hinaus bekannt. Gezeigt wird in zwei Programmen ein Querschnitt seiner vielfältigen Aufnahmen. Zum Teil handelt es sich um wieder entdeckte Kurzfilme, im zweiten Kurzfilmprogramm AUSTRITT AUS DER FLÄCHE findet sich indes manch frühes Filmdokument über bekannte Lausitzer Künstler wie Fred Pötschke (…UND SO WIE MIT ANDEREN AUCH), Hans Scheuerecker (AUSTRITT AUS DER FLÄCHE) und Eberhard Krüger (BALANCEAKT).
Dies alles passiert dann nach der offiziellen Eröffnung des Festivals am 5.11. im Staatstheater und einer ersten langen Partynacht im Festivalclub „Scandale“. Ab 22 Uhr wird es dort in mehrfacher Hinsicht heiß. Ganz zuerst liegt das an drei Damen mit einem eigenen Welteroberungskonzept, den „Las Balkanieras“ aus Kroatien, Bosnien und Polen. Und sollten diese Schwächen zeigen, steht das DJ-Team „…miez Gärtner“ bereit.
Doch vor allabendlichen Höhepunkten im scandalösen Keller stehen die Filme im Fokus:
„Dikhen!“ – Lasst uns hinschauen, ist das Motto des 23. Cottbuser FilmFestivals.
“‘Dikhen!‘ heißt auf Romanes ‚Schaut hin!‘ – und genau das wollen wir tun. Wir wollen das Spannungsfeld zwischen Draufsicht und Selbstrepräsentation ausloten und diskutieren.”, skizziert Bernd Buder, Kurator der Filmreihe, den Ansatz des Programms. Der Fokus ergänzt dabei die oft klischeehaften Blicke zwischen Empathie und Fremdperspektive um die Eigendarstellung der Roma-Filmschaffenden. Diese äußern sich zuweilen sehr pointiert über “ihr Volk”. Insgesamt 12 Langfilme, 11 Kurzfilme und 12 Beiträge der „Mundi Romani“-Reihe zeigen im diesjährige Fokus individuelle Geschichten und kollektive Anekdoten aus Alltag und Kultur dieser großen übernationalen Minderheit.
Im Wettbewerb Spielfilm konkurrieren elf aktuelle osteuropäische Produktionen um den mit 20.000 Euro dotierten Hauptpreis sowie die gläserne Preisskulptur LUBINA, die in diesem Jahr zum 10. Mal verliehen wird. Während sich der Kurzfilmwettbewerb der Förderung junger Filmemacher widmet, bietet der U18 – Deutsch-Polnischer Wettbewerb Jugendfilm grenzüberschreitendes Kino für junge Erwachsene. Eine binationale Schülerjury kürt hier ihre Favoriten.
Die Suche der Programmreihe globalEAST nach osteuropäischen Einflüssen im internationalen Kino führt anlässlich des 200. Geburtstages des preußischen Australien-Forschers Ludwig Leichhardt in diesem Jahr auf den “fünften Kontinent”. Beim Versuch, diesen von Ost nach West zu durchqueren, verschwand der “australische Humboldt” aus der Lausitz auf einer Expedition vor 165 Jahren. Mit einer Mischung aus Sehnsucht und Neugier erkundet die Sektion osteuropäische Spuren in den uns scheinbar fremden Landschaften und Mentalitäten.
Die Retrospektive thematisiert im jährlichen Wechsel regionale Besonderheiten und lenkt 2013 den Blick auf die Kindheit im gesellschaftlichen Wandel. Jeder Beitrag fragt nach Erziehungsmethoden und -mängeln und den Auswirkungen indoktrinierter Erziehungswerte auf unsere Lebensrealitäten. Wie frei muss, kann oder darf ein Kind aufwachsen?
Die bewährten Sektionen Polskie Horyzonty und Russkiy Den zeigen die filmischen Höhepunkte aus Russland und Polen des vergangenen Kinojahres. In den Nationalen Hits werden Produktionen präsentiert, die in ihren Entstehungsländern kommerziell erfolgreich, im Ausland jedoch noch wenig bekannt sind. Und in der eingangs genannten Sektion Specials finden u.a. Hommagen an Juroren sowie Kooperationen mit befreundeten Filmfestivals ihren Platz, ebenso wie in der Reihe Location Lausitz.
Das Spektrum lädt zu Entdeckungen abseits des Mainstreams ein, und jeder Festivaltag hält mit dem Kinderprogramm ein spezielles Filmangebot auch für die jüngsten Besucher bereit. Der Höhepunkt ist in diesem Jahr die Weltpremiere eines Märchenklassikers von Hans Christian Andersen, das der Rundfunk Berlin-Brandenburg neu verfilmt hat.
Ein Jubiläum begeht in diesem Jahr der Ost-West-Koproduktionsmarkt connecting cottbus (coco), der im Rahmen des Filmfestivals stattfindet. Er feiert sein erfolgreiches 15. Bestehen. Allein von den letzten 173 gepitchten (vermittelten) Projekten wurden mehr als 60 realisiert und fünf fanden den Weg zu international einflussreichen Festivals.
Was ein großer Teil der Cottbuser leider auch nach 23 Jahren noch nicht bemerkt hat: Unsere Stadt ist Gastgeber einer Wirtschaftsplattform der Filmindustrie und eines Filmereignisses, die auf dem Weltmarkt der bewegten Bilder nicht nur angekommen sind, sondern einen festen und anerkannten Stand einnehmen. Und wer hat es erfunden: Einige Cottbuser Kunst- und Kulturfreaks, die nicht einfach den neuen Zonenrand bilden wollten und dabei einen neuen kulturellen Treff- und Mittelpunkt für Ost und West entstehen ließen. Großen Dank dafür!
Übernahme/Vorabveröffentlichung aus Kulturmagazin “BLICKLICHT”, Cottbus-Lausitz; Ausgabe November 2013, Autor: Jens Pittasch (unter Verwendung von Pressematerial des FilmFestival Cottbus)
(c) Blattwerk e.V.; www.kultur-cottbus.de, www.weltsicht.info“
Es ist wieder soweit: Viele Cottbuser, viele Gäste – und die Macher sowieso – trotzen Herbstwind und Regen, um zwischen Weltspiegel, Stadthalle, Kammerbühne und Gladhouse von Leinwand zu Leinwand zu eilen.
Filme, Filme, Filme – 140 davon, in drei Wettbewerben und zehn Programmsektionen.
Los geht es, mit der nun 23. Auflage des FilmFestivals Cottbus, erneut schon am Vorabend der eigentlichen Eröffnung, mit der 11. Cottbuser Filmschau. Die, ebenso, wie das Festival über seinen Untertitel „osteuropäisches“ hinausgewachsen ist, inzwischen ganz Brandenburg, Berlin und die sächsische Lausitz einbezieht.
Filmschaustart ist, besser: soll sein, am Montag, 4.11., ab 19 Uhr. Der bekannte Andrang mit bester Stimmung wird sicher dafür sorgen, dass es etwas später wird. Danach gibt es zwei Stunden mit 16 Kurzfilmen semiprofessioneller Filmemacher und Hobbyfilmer. Deren Thema ist „Heimat“, wie übrigens auch in der Sektion Specials des Filmfestivals mit der Filmreihe „Heimat | Domownja“.
In diesem neuen Format betont das Festival seine Verbindung zur zweisprachigen – von der sorbischen Geschichte und Kultur stark beeinflussten – Lausitz. Die hier gezeigten Beiträge thematisieren unter anderem die Veränderungen und den Verlust einstiger Heimatorte und ihrer kulturellen Traditionen, Bräuche und Geschichten. So zeigt die behutsame Dokumentation ABSCHIED VON HORNO den scheinbar normalen Alltag der Bewohner eines Dorfes, das bald Braunkohlebaggern weichen muss.
Ganz nah am Thema ist auch der Cottbuser Filmemacher Donald Saischowa – die diesjährige Filmreihe Location Lausitz widmet sich seinem künstlerischen Schaffen. Als Kameramann für die TV-Serie „Schätze der Welt – Erbe der Menschheit“ wurde Donald Saischowa über die Grenzen der Lausitz hinaus bekannt. Gezeigt wird in zwei Programmen ein Querschnitt seiner vielfältigen Aufnahmen. Zum Teil handelt es sich um wieder entdeckte Kurzfilme, im zweiten Kurzfilmprogramm AUSTRITT AUS DER FLÄCHE findet sich indes manch frühes Filmdokument über bekannte Lausitzer Künstler wie Fred Pötschke (…UND SO WIE MIT ANDEREN AUCH), Hans Scheuerecker (AUSTRITT AUS DER FLÄCHE) und Eberhard Krüger (BALANCEAKT).
Dies alles passiert dann nach der offiziellen Eröffnung des Festivals am 5.11. im Staatstheater und einer ersten langen Partynacht im Festivalclub „Scandale“. Ab 22 Uhr wird es dort in mehrfacher Hinsicht heiß. Ganz zuerst liegt das an drei Damen mit einem eigenen Welteroberungskonzept, den „Las Balkanieras“ aus Kroatien, Bosnien und Polen. Und sollten diese Schwächen zeigen, steht das DJ-Team „…miez Gärtner“ bereit.
Doch vor allabendlichen Höhepunkten im scandalösen Keller stehen die Filme im Fokus:
„Dikhen!“ – Lasst uns hinschauen, ist das Motto des 23. Cottbuser FilmFestivals.
“‘Dikhen!‘ heißt auf Romanes ‚Schaut hin!‘ – und genau das wollen wir tun. Wir wollen das Spannungsfeld zwischen Draufsicht und Selbstrepräsentation ausloten und diskutieren.”, skizziert Bernd Buder, Kurator der Filmreihe, den Ansatz des Programms. Der Fokus ergänzt dabei die oft klischeehaften Blicke zwischen Empathie und Fremdperspektive um die Eigendarstellung der Roma-Filmschaffenden. Diese äußern sich zuweilen sehr pointiert über “ihr Volk”. Insgesamt 12 Langfilme, 11 Kurzfilme und 12 Beiträge der „Mundi Romani“-Reihe zeigen im diesjährige Fokus individuelle Geschichten und kollektive Anekdoten aus Alltag und Kultur dieser großen übernationalen Minderheit.
Im Wettbewerb Spielfilm konkurrieren elf aktuelle osteuropäische Produktionen um den mit 20.000 Euro dotierten Hauptpreis sowie die gläserne Preisskulptur LUBINA, die in diesem Jahr zum 10. Mal verliehen wird. Während sich der Kurzfilmwettbewerb der Förderung junger Filmemacher widmet, bietet der U18 – Deutsch-Polnischer Wettbewerb Jugendfilm grenzüberschreitendes Kino für junge Erwachsene. Eine binationale Schülerjury kürt hier ihre Favoriten.
Die Suche der Programmreihe globalEAST nach osteuropäischen Einflüssen im internationalen Kino führt anlässlich des 200. Geburtstages des preußischen Australien-Forschers Ludwig Leichhardt in diesem Jahr auf den “fünften Kontinent”. Beim Versuch, diesen von Ost nach West zu durchqueren, verschwand der “australische Humboldt” aus der Lausitz auf einer Expedition vor 165 Jahren. Mit einer Mischung aus Sehnsucht und Neugier erkundet die Sektion osteuropäische Spuren in den uns scheinbar fremden Landschaften und Mentalitäten.
Die Retrospektive thematisiert im jährlichen Wechsel regionale Besonderheiten und lenkt 2013 den Blick auf die Kindheit im gesellschaftlichen Wandel. Jeder Beitrag fragt nach Erziehungsmethoden und -mängeln und den Auswirkungen indoktrinierter Erziehungswerte auf unsere Lebensrealitäten. Wie frei muss, kann oder darf ein Kind aufwachsen?
Die bewährten Sektionen Polskie Horyzonty und Russkiy Den zeigen die filmischen Höhepunkte aus Russland und Polen des vergangenen Kinojahres. In den Nationalen Hits werden Produktionen präsentiert, die in ihren Entstehungsländern kommerziell erfolgreich, im Ausland jedoch noch wenig bekannt sind. Und in der eingangs genannten Sektion Specials finden u.a. Hommagen an Juroren sowie Kooperationen mit befreundeten Filmfestivals ihren Platz, ebenso wie in der Reihe Location Lausitz.
Das Spektrum lädt zu Entdeckungen abseits des Mainstreams ein, und jeder Festivaltag hält mit dem Kinderprogramm ein spezielles Filmangebot auch für die jüngsten Besucher bereit. Der Höhepunkt ist in diesem Jahr die Weltpremiere eines Märchenklassikers von Hans Christian Andersen, das der Rundfunk Berlin-Brandenburg neu verfilmt hat.
Ein Jubiläum begeht in diesem Jahr der Ost-West-Koproduktionsmarkt connecting cottbus (coco), der im Rahmen des Filmfestivals stattfindet. Er feiert sein erfolgreiches 15. Bestehen. Allein von den letzten 173 gepitchten (vermittelten) Projekten wurden mehr als 60 realisiert und fünf fanden den Weg zu international einflussreichen Festivals.
Was ein großer Teil der Cottbuser leider auch nach 23 Jahren noch nicht bemerkt hat: Unsere Stadt ist Gastgeber einer Wirtschaftsplattform der Filmindustrie und eines Filmereignisses, die auf dem Weltmarkt der bewegten Bilder nicht nur angekommen sind, sondern einen festen und anerkannten Stand einnehmen. Und wer hat es erfunden: Einige Cottbuser Kunst- und Kulturfreaks, die nicht einfach den neuen Zonenrand bilden wollten und dabei einen neuen kulturellen Treff- und Mittelpunkt für Ost und West entstehen ließen. Großen Dank dafür!
Übernahme/Vorabveröffentlichung aus Kulturmagazin “BLICKLICHT”, Cottbus-Lausitz; Ausgabe November 2013, Autor: Jens Pittasch (unter Verwendung von Pressematerial des FilmFestival Cottbus)
(c) Blattwerk e.V.; www.kultur-cottbus.de, www.weltsicht.info“
Es ist wieder soweit: Viele Cottbuser, viele Gäste – und die Macher sowieso – trotzen Herbstwind und Regen, um zwischen Weltspiegel, Stadthalle, Kammerbühne und Gladhouse von Leinwand zu Leinwand zu eilen.
Filme, Filme, Filme – 140 davon, in drei Wettbewerben und zehn Programmsektionen.
Los geht es, mit der nun 23. Auflage des FilmFestivals Cottbus, erneut schon am Vorabend der eigentlichen Eröffnung, mit der 11. Cottbuser Filmschau. Die, ebenso, wie das Festival über seinen Untertitel „osteuropäisches“ hinausgewachsen ist, inzwischen ganz Brandenburg, Berlin und die sächsische Lausitz einbezieht.
Filmschaustart ist, besser: soll sein, am Montag, 4.11., ab 19 Uhr. Der bekannte Andrang mit bester Stimmung wird sicher dafür sorgen, dass es etwas später wird. Danach gibt es zwei Stunden mit 16 Kurzfilmen semiprofessioneller Filmemacher und Hobbyfilmer. Deren Thema ist „Heimat“, wie übrigens auch in der Sektion Specials des Filmfestivals mit der Filmreihe „Heimat | Domownja“.
In diesem neuen Format betont das Festival seine Verbindung zur zweisprachigen – von der sorbischen Geschichte und Kultur stark beeinflussten – Lausitz. Die hier gezeigten Beiträge thematisieren unter anderem die Veränderungen und den Verlust einstiger Heimatorte und ihrer kulturellen Traditionen, Bräuche und Geschichten. So zeigt die behutsame Dokumentation ABSCHIED VON HORNO den scheinbar normalen Alltag der Bewohner eines Dorfes, das bald Braunkohlebaggern weichen muss.
Ganz nah am Thema ist auch der Cottbuser Filmemacher Donald Saischowa – die diesjährige Filmreihe Location Lausitz widmet sich seinem künstlerischen Schaffen. Als Kameramann für die TV-Serie „Schätze der Welt – Erbe der Menschheit“ wurde Donald Saischowa über die Grenzen der Lausitz hinaus bekannt. Gezeigt wird in zwei Programmen ein Querschnitt seiner vielfältigen Aufnahmen. Zum Teil handelt es sich um wieder entdeckte Kurzfilme, im zweiten Kurzfilmprogramm AUSTRITT AUS DER FLÄCHE findet sich indes manch frühes Filmdokument über bekannte Lausitzer Künstler wie Fred Pötschke (…UND SO WIE MIT ANDEREN AUCH), Hans Scheuerecker (AUSTRITT AUS DER FLÄCHE) und Eberhard Krüger (BALANCEAKT).
Dies alles passiert dann nach der offiziellen Eröffnung des Festivals am 5.11. im Staatstheater und einer ersten langen Partynacht im Festivalclub „Scandale“. Ab 22 Uhr wird es dort in mehrfacher Hinsicht heiß. Ganz zuerst liegt das an drei Damen mit einem eigenen Welteroberungskonzept, den „Las Balkanieras“ aus Kroatien, Bosnien und Polen. Und sollten diese Schwächen zeigen, steht das DJ-Team „…miez Gärtner“ bereit.
Doch vor allabendlichen Höhepunkten im scandalösen Keller stehen die Filme im Fokus:
„Dikhen!“ – Lasst uns hinschauen, ist das Motto des 23. Cottbuser FilmFestivals.
“‘Dikhen!‘ heißt auf Romanes ‚Schaut hin!‘ – und genau das wollen wir tun. Wir wollen das Spannungsfeld zwischen Draufsicht und Selbstrepräsentation ausloten und diskutieren.”, skizziert Bernd Buder, Kurator der Filmreihe, den Ansatz des Programms. Der Fokus ergänzt dabei die oft klischeehaften Blicke zwischen Empathie und Fremdperspektive um die Eigendarstellung der Roma-Filmschaffenden. Diese äußern sich zuweilen sehr pointiert über “ihr Volk”. Insgesamt 12 Langfilme, 11 Kurzfilme und 12 Beiträge der „Mundi Romani“-Reihe zeigen im diesjährige Fokus individuelle Geschichten und kollektive Anekdoten aus Alltag und Kultur dieser großen übernationalen Minderheit.
Im Wettbewerb Spielfilm konkurrieren elf aktuelle osteuropäische Produktionen um den mit 20.000 Euro dotierten Hauptpreis sowie die gläserne Preisskulptur LUBINA, die in diesem Jahr zum 10. Mal verliehen wird. Während sich der Kurzfilmwettbewerb der Förderung junger Filmemacher widmet, bietet der U18 – Deutsch-Polnischer Wettbewerb Jugendfilm grenzüberschreitendes Kino für junge Erwachsene. Eine binationale Schülerjury kürt hier ihre Favoriten.
Die Suche der Programmreihe globalEAST nach osteuropäischen Einflüssen im internationalen Kino führt anlässlich des 200. Geburtstages des preußischen Australien-Forschers Ludwig Leichhardt in diesem Jahr auf den “fünften Kontinent”. Beim Versuch, diesen von Ost nach West zu durchqueren, verschwand der “australische Humboldt” aus der Lausitz auf einer Expedition vor 165 Jahren. Mit einer Mischung aus Sehnsucht und Neugier erkundet die Sektion osteuropäische Spuren in den uns scheinbar fremden Landschaften und Mentalitäten.
Die Retrospektive thematisiert im jährlichen Wechsel regionale Besonderheiten und lenkt 2013 den Blick auf die Kindheit im gesellschaftlichen Wandel. Jeder Beitrag fragt nach Erziehungsmethoden und -mängeln und den Auswirkungen indoktrinierter Erziehungswerte auf unsere Lebensrealitäten. Wie frei muss, kann oder darf ein Kind aufwachsen?
Die bewährten Sektionen Polskie Horyzonty und Russkiy Den zeigen die filmischen Höhepunkte aus Russland und Polen des vergangenen Kinojahres. In den Nationalen Hits werden Produktionen präsentiert, die in ihren Entstehungsländern kommerziell erfolgreich, im Ausland jedoch noch wenig bekannt sind. Und in der eingangs genannten Sektion Specials finden u.a. Hommagen an Juroren sowie Kooperationen mit befreundeten Filmfestivals ihren Platz, ebenso wie in der Reihe Location Lausitz.
Das Spektrum lädt zu Entdeckungen abseits des Mainstreams ein, und jeder Festivaltag hält mit dem Kinderprogramm ein spezielles Filmangebot auch für die jüngsten Besucher bereit. Der Höhepunkt ist in diesem Jahr die Weltpremiere eines Märchenklassikers von Hans Christian Andersen, das der Rundfunk Berlin-Brandenburg neu verfilmt hat.
Ein Jubiläum begeht in diesem Jahr der Ost-West-Koproduktionsmarkt connecting cottbus (coco), der im Rahmen des Filmfestivals stattfindet. Er feiert sein erfolgreiches 15. Bestehen. Allein von den letzten 173 gepitchten (vermittelten) Projekten wurden mehr als 60 realisiert und fünf fanden den Weg zu international einflussreichen Festivals.
Was ein großer Teil der Cottbuser leider auch nach 23 Jahren noch nicht bemerkt hat: Unsere Stadt ist Gastgeber einer Wirtschaftsplattform der Filmindustrie und eines Filmereignisses, die auf dem Weltmarkt der bewegten Bilder nicht nur angekommen sind, sondern einen festen und anerkannten Stand einnehmen. Und wer hat es erfunden: Einige Cottbuser Kunst- und Kulturfreaks, die nicht einfach den neuen Zonenrand bilden wollten und dabei einen neuen kulturellen Treff- und Mittelpunkt für Ost und West entstehen ließen. Großen Dank dafür!
Übernahme/Vorabveröffentlichung aus Kulturmagazin “BLICKLICHT”, Cottbus-Lausitz; Ausgabe November 2013, Autor: Jens Pittasch (unter Verwendung von Pressematerial des FilmFestival Cottbus)
(c) Blattwerk e.V.; www.kultur-cottbus.de, www.weltsicht.info“