Zwei Feste an einem Ort zur gleichen Zeit lassen sich besser organisieren, es ist für jeden nicht ganz so viel Arbeit. Davon ist auch Museumsdirektor Stefan Heinz ausgegangen, als er den 15. Geburtstag des Rubisko-Vereins mit dem jährlichen Museumsfest zusammenlegte (die RUNDSCHAU berichtete). Der Verein trug mit Trachtenschau und musikalischen Gratulanten zum Gelingen des Festes bei, die Museumsmitarbeiter mit ihren Angebote zum Mitmachen.
Gleich am Eingang probierten sich die Besucher beim Flachshecheln aus. Carola Zeidler erwies sich als Expertin und beantwortete immer wieder geduldig die gleichen Fragen. „Wie wird so ein Blaudruckrock hergestellt?“, wollte Brigitte Erd wissen. Carola Zeidler erklärte das aufwendige Verfahren vom Flachsanbau bis zur Wendeschürze, die sie trug. Die ist, heute ganz selten noch zu finden, von beiden Seiten bedruckt. Am hinteren Ausgang des Freilandmuseums führte Deborah Pischel die Besucher durch die beiden begehbaren Gurkenfässer. „In dem einen wird der Wirtschaftsfaktor Gurke dargestellt und in dem anderen die biologisch-klimatischen Zusammenhänge des Gurkenanbaus im Spreewald“, erklärt die neue wissenschaftliche Mitarbeiterin des Spreewaldmuseums. Sie kommt aus der Chemnitzer Gegend und hat hier eine Stelle gefunden und sich ganz schnell ins Gurkenthema eingearbeitet. Ganz neu ist auch Jenny Linke dabei. Sie leitet die Öffentlichkeitsarbeit in den OSL-Museen und stammt aus dem Elbe-Elsterkreis. Erfahrungen hat die junge Frau in einem Industriemuseum im Rheinland gesammelt. „Ich wollte wieder in die Heimat, in den Spreewald“, begründete sie ihren Ortswechsel.
Deborah Pischel betreut auch den Skulpturenpark, der hinter der Kulturscheune entsteht. Im Moment ist „Gurkus gigantus K.“ noch allein dort. Die vom Annenwalder Künstler Werner Kothe geschaffene Riesengurke bekommt demnächst den Drachen Plon als Nachbarn. Die von Burkhard Büttner 2011 geschaffene Figur „Der Plon ist nicht der Clown“ zieht vom Kirchplatz dorthin um.
Zu jedem Museumsfest auch eine thematische Neuerung oder Ergänzung der Angebote im Lehder Freilandmuseum, lautet die Devise von Museumsdirektor Stefan Heinz. „Diesmal haben wir uns auf die Landwirtschaft im Spreewald konzentriert“, erklärt er Besuchern des Kuhstalls. Wer wollte, konnte sich auch gleich auf den Schemel setzen und die Kuh melken. Die war aus Plastik, ihr Euter mit Wasser gefüllt, der Einfüllstutzen oben in der Gegend, wo normalerweise etwas rauskommt. So hatten die Besucher ihren Spaß und ihre (Negativ-)Erlebnisse. „Ich hätte gar nicht gedacht, wie schwer melken ist“, erzählt Grit Schönberg aus Halle. Erst nach mehreren Versuchen gelang es ihr, etwas Wasser den Zitzen zu entlocken. Museumschef Heinze zeigt mit dem Finger in Richtung Stalldecke und deutet den Besuchern an, wie es mit den Angeboten im Freilandmuseum weitergehen wird. „Hier richten wir den Heuboden ein, zum Schlafen und zum Übernachten – und mit Selbstversorgung.“ Das klingt wie ein Projekt zum 23. Museumsfest …
Draußen, vorm Stall, haben bayrische Gäste ihren Spaß mit dem preußischen Gendarmen. Harry Lierka muss sich von den Damen immer wieder und immer kräftiger am Schnauzbart ziehen lassen. „Wir wollten einfach nicht glauben, dass der echt ist. Der ist aber genauso echt und ehrlich, wie das ganze Freilandmuseum – eine Zeitreise ins Preußische. Für uns Bayern ist ja alles Nördliche Preußisch“, erklärt für die Campergruppe, die das erste Mal im Spreewald ist, Otto Klingler.