Die Stadt Cottbus will die Jugend- und Familienförderung künftig neu strukturieren und stärker auf präventive Ansätze ausrichten. Oberbürgermeister Tobias Schick sprach am Dienstag auf der wöchentlichen Pressekonferenz von einem „Paradigmenwechsel“. Hintergrund sind die im Haushalt vorgesehenen Kürzungen, die seit Wochen für Proteste und öffentliche Diskussionen sorgen. Mehr dazu im Video ->> Hier klicken
Neue Struktur und stärkere Ausrichtung auf Prävention
Nach Angaben der Stadt soll die Neuausrichtung dafür sorgen, dass Hilfen früher greifen und langfristig weniger kostenintensive Einzelfallmaßnahmen notwendig werden. „Wir wollen weder sparen, wenn es um Prävention geht, noch einfach weiterfinanzieren, wenn es keine Angebote gibt. Wir wollen Brücken bauen, um Angebote zu qualifizieren“, erklärte Schick. Ziel sei es, die Wirkung der vorhandenen Mittel zu erhöhen und gleichzeitig die steigenden Pflichtausgaben im Jugendbereich zu begrenzen.
Aktuell muss die Stadt Cottbus nach eigenen Angaben jährlich rund 45 Millionen Euro für Hilfen zur Erziehung aufbringen. Diese Ausgaben sind gesetzlich vorgeschrieben und in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Durch eine Neuordnung innerhalb des Haushalts sollen Mittel umgeschichtet und stärker in präventive Maßnahmen gelenkt werden. Insgesamt stehen nach Angaben der Verwaltung weiterhin rund 420.000 Euro für Maßnahmen bei freien Trägern zur Verfügung.
Kürzungen bleiben, sollen aber abgefedert werden
Die Stadt betonte heute, dass die beschlossenen Kürzungen „nicht vom Tisch“ seien, jedoch durch den neuen Ansatz abgefedert werden sollen. Den betroffenen Trägern sollen „Brücken gebaut“ werden, um ihre Angebote zu qualifizieren und künftig stärker auf Prävention auszurichten. Zudem sollen zusätzliche Fördermöglichkeiten erschlossen werden. Im Zuge der Neuordnung wurden auch Produktkonten im Haushalt neu geordnet. So wird die Schulsozialarbeit künftig nicht mehr über das Konto „Jugendförderung“ abgerechnet, bleibt aber in bisherigem Umfang bestehen. Der Status quo soll bis Ende des Schuljahres 2025/2026 erhalten bleiben.
Antrag AT 36/25 fordert Rücknahme der Kürzungen
Parallel dazu liegt der Antrag AT 36/25 des Jugendhilfeausschusses vor, der eine Rücknahme der Kürzungen fordert. Der Antrag sieht vor, die beschlossenen Einsparungen in der Mittelfristplanung zurückzustellen und die neu erarbeitete Jugendhilfeplanung als Grundlage der Haushaltsentscheidungen zu verwenden. Er befindet sich derzeit noch in der Beratung durch die zuständigen Fachausschüsse. Der Jugendhilfeausschuss begründet seinen Antrag damit, dass präventive Jugend- und Familienarbeit langfristig Kosten senke, weil dadurch weniger individuelle Hilfen nach dem SGB VIII notwendig würden. Die Antragsteller betonen, dass die aktuelle Jugendhilfeplanung unter breiter Beteiligung erarbeitet wurde und sich an den realen Bedarfen in den Stadtteilen orientiere.
Proteste und Petition für den Erhalt der Förderung
Bereits am 22. Oktober hatten dutzende Menschen und Akteure aus dem Bereich der Jugend- und Sozialarbeit vor dem Stadthaus demonstriert. Sie befürchten, dass die Kürzungen die Arbeit freier Träger und die Unterstützung von Kindern, Jugendlichen und Familien in der Stadt gefährden könnten. Zudem läuft eine Online-Petition unter dem Titel „Rettet die Jugendhilfe: Stoppt die Kürzungen in Cottbus. Die Initiatoren fordern, den Antrag AT 36/25 anzunehmen und die geplanten pauschalen Kürzungen in Höhe von 20 % sofort zurückzunehmen. In ihrem Aufruf betonen sie, dass Prävention sowohl schützt als auch Geld spart und dass Investitionen in offene Jugendarbeit und Familienbildung langfristig hohe Kosten in der Einzelfallhilfe vermeiden könnten.
Stadt betont Fortführung bestehender Angebote
Nach Angaben der Stadtverwaltung sollen die bestehenden Angebote der Jugend- und Familienförderung neu ausgerichtet und in ihrem präventiven Charakter fortgeführt werden. In Cottbus existieren derzeit elf selbstverwaltete Jugendclubs, darunter Einrichtungen in Sandow, Dissenchen und Schlichow. Diese sollen weiterhin unterstützt werden. Auch die Migrationssozialarbeit und die Familienförderung sollen fortgeführt und bedarfsgerecht angepasst werden. Schick erklärte, die Stadt setze auf eine zukunftsfähige Struktur, die präventive Angebote stärke: „Das Kind soll nicht sprichwörtlich erst in den Brunnen fallen. Das Kind soll oben bleiben, sonst wird es teuer – nicht nur für den Einzelnen, sondern für die Gesellschaft insgesamt.“
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Red. / Presseinformation





