Eigentlich spricht der Cottbuser Oberbürgermeister Tobias Schick (SPD) in seinen Berichten vor den Stadtverordneten über aktuelle Entwicklungen, Aufgaben, Problemlagen oder Veranstaltungshöhepunkte in der Stadt, doch diesmal äußerte er sich zusätzlich zu Vorwürfen gegen ihn und wehrte sich in persönlichen Worten gegen Gerüchte. „Erfolg produziert nicht ausschließlich Zufriedenheit und Zuversicht, sondern offenbar auch Neid und Missgunst“, sagte Schick. Er sprach von „sehr persönlichen Fragen“, die zum Teil „unter der Gürtellinie“ gewesen seien und sich aus Gerüchten oder gezielten Initiativen speisten. “Damit muss ein von den Bürgerinnen und Bürgern gewählter Oberbürgermeister umgehen, das gehört zum Job. Zumal, wenn Fehler gemacht worden sind. Da haben weder ich noch Denis Kettlitz irgendetwas beschönigt. Die Justiz wird ihre Einschätzungen geben und ihre Urteile fällen.” Am Ende ging Schick schließlich auch auf eine Spekulation ein, die in seine Privatsphäre eingreift.
Ermittlungen wegen Titelführung
Im Mittelpunkt steht ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Cottbus wegen des Verdachts auf Titelmissbrauch (wie bereits berichtet). Schick hatte in öffentlichen Darstellungen die Bezeichnung „Diplom-Verwaltungsbetriebswirt“ geführt, obwohl er nach einem berufsbegleitenden Studium an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie (VWA) Cottbus die Bezeichnung „Verwaltungs-Betriebswirt (VWA)“ nutzen darf. Eine anonyme Strafanzeige war Ende Juni bekannt geworden. Schick räumte damals einen formalen Fehler ein und korrigierte die Angaben auf seiner Internetseite. Das Verfahren läuft noch. Ob es zu einer Anklage kommt, ist derzeit offen.
Auch Schicks Büroleiter Denis Kettlitz ist in ein Verfahren einbezogen. Er war mit einem E-Roller unterwegs, bei dem der Versicherungsschutz abgelaufen war. BILD und BZ berichteten Mitte September außerdem, dass Kettlitz eine außertarifliche Zulage in geheimer Höhe zum Gehalt erhält.
In seiner Rede warf Schick einzelnen Medien vor, Gerüchte „begierig aufgegriffen“ zu haben. Stattdessen forderte er den direkten Dialog: „Und immer wieder verschanzen sich Leute hinter der Anonymität, um Gerüchte und verdrehte, vermeintliche Fakten zu streuen, die von Medien begierig aufgegriffen und öffentlich mit großen Fragezeichen versehen werden. Warum reden wir nicht von Angesicht zu Angesicht, wenn jemand etwas zu sagen oder zu fragen hat?
“Ich bin nicht schwul und das ist genauso gut, als wenn ich es wäre”
Wie sehr sich der Oberbürgermeister Gerüchten offenbar ausgesetzt sah, machte eine Aussage deutlich, mit der er auf vermeintliche Spekulationen einging, welche in seine Privatsphäre eingreifen: „Ich bin nicht schwul, und das ist genauso gut, als wenn ich es wäre.“ An die Adresse derer, die aus seiner Sicht Gerüchte streuen und gegen ihn arbeiten, sagte er, dass man ihn mit solchen Angriffen nicht „loskriegen“ oder „klein kriegen“ werde: „Ich mache meine Arbeit, für die ich von den Bürgerinnen und Bürgern gewählt worden bin.“
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Red.