Ende letzten Jahres sorgte die Idee der Stationierung einer Löschflugzeugstaffel auf dem Flugplatz Welzow für Aufsehen. Nach den gehäuften Waldbränden 2018 in der Region, die immer wieder nur mit Unterstützung von Bundespolizei- und Bundeswehrhelikoptern bekämpft werden konnten, wurde die Idee von Initiatoren vorgestellt. Vertreter der Unternehmen Frank-Air und Dresden Aerospace stellten ihr Konzept vor, das Land Brandenburg gab der Idee im Oktober 2018 eine Absage und sah keinen Bedarf. Die EU würde due Anschaffungskosten zu 90% und die Einsatzkosten zu 75% fördern. Das Projekt hatte es auch in die Liste der Kohlekommission geschafft, Gespräche mit Bürgermeistern, Fachabteilungen und Bundesministerien laufen nachwievor. Nun war der Europaparlamentsabgeordnete der CDU, Christian Ehler zusammen mit EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz, Christos Stylianides vor Ort um gemeinsam mit Wirtschaftsförderern und dem Präsidenten der Bundesanstalt des THW die Idee weiter zu erörtern.
Vor dem aktuellen Hintergrund verheerender Wald- und Flächenbrände, die Menschen und Natur in Europa und der Welt auch in diesem Sommer wieder betreffen, verständigten sich Ehler und Stylianides mit Fachleuten über Vorteile, die Löschflugzeuge gegenüber Hubschraubern und anderen Brandbekämpfungsmitteln bieten und wie sie das vorhandene Repertoire des Brand- und Katastrophenschutzes optimal ergänzen können.
Die Europäische Union unterstützt Anstrengungen, diese Fähigkeiten zu verbessern, Synergien zu nutzen und die multinationale Koordinierung zu verbessern, mit dem Programm RescEU. Löschflugzeuge anzuschaffen und an einem Standort wie Welzow über RescEU anzusiedeln, würde weder Deutschland noch Brandenburg vor hohe finanzielle Forderungen stellen. Das EU-Programm trägt bis zu 90% der Anschaffungs- und drei Viertel der Einsatzkosten.
„Die Voraussetzungen, die wir am Standort Welzow vorfinden, sind äußerst positiv. Das Flugfeld ist gut ausgestattet und der See als Wasserquelle direkt in der Nähe. Dennoch muss klar sein: am Ende liegt es an den Mitgliedsstaaten, ob und auf welche Weise sie sich bei RescEU beteiligen. Das wird nicht in Brüssel entschieden, es ist an Potsdam und Berlin, zu entscheiden“, so Kommissar Stylianides vor Ort.
Am richtigen Standort aufgestellt, betragen die Reaktionszeiten solcher Flugzeuge von der Alarmierung bis zum ersten Wasserablassen über einem Flächenbrand in zum Beispiel Brandenburg nur wenige Minuten. In rund 2 ½ Stunden wäre so gut wie jeder Einsatzraum in einem Radius von London bis Estland zu erreichen.
Um Brände auf großen Flächen wie Truppenübungsplätzen, die mit lebensgefährlichen Kampf- und Munitionsresten stark belastet sind, zu löschen, um weiträumig Glutnester zu bekämpfen oder tief vertrocknete Böden zu durchfeuchten, sind Löschflugzeuge das effektivste Mittel.
Gerade in der Lausitz, die sich großen Herausforderungen für die Zeit nach dem Kohleabbau gegenübersieht, sind darüber hinausgehende Möglichkeiten wertvoll:
An Standorten einer Löschflugzeugstaffel bedarf es einer entsprechenden Infrastruktur für die Flieger, das Boden-, das technische und das Verwaltungspersonal. Das bedeutet Arbeitsplätze.
Aus- und Fortbildungseinrichtungen lassen sich ebenso ansiedeln wie Innovationspotentiale für die Entwicklung und das Training für die Kombination verschiedener moderner Einsatzmittel: autonome Luft- und Landfahrzeuge zur Aufklärung von Brandherden, zur Personensuche, zur Einsatzunterstützung usw.
Mit ihrem milliardenschweren Forschungsrahmenprogramm Horizont 2020 unterstützt die Europäische Union Forscher, Wissenschaftler und Entwickler, um gute Lösungen von einer Idee zu einem Produkt oder einer Leistung zu bringen. Hiervon kann die Wissenschaftslandschaft in Brandenburg, natürlich auch in Sachsen, profitieren.
Im Oktober 2018 hatte das Land Brandenburg der Idee eine Absage erteilt, da man keinen Bedarf sah.
Foto: Peter Behrens, www.pixelio.de
pm/red