„Standortbestimmung Landwirtschaft“ beim Feldtag am Tagebau Welzow-Süd
Nach der ersten siebenjährigen Frucht-Rotationsfolge, die der wissenschaftlichen Empfehlung des Forschungsinstitutes für Bergbaufolgelandschaften (FIB) Finsterwalde folgte, haben die Landwirte der ARGE Drebkau-/Ressen Ackerflächen auf dem Kippengelände des Tagebaus Welzow-Süd entwickelt. Davon konnten 47 Hektar der Landwirtschaftsbetrieb Ressen-Lindchen und 51 Hektar die Landwirte GmbH Terpe/Proschim als gepachtete Betriebsflächen in ihren landwirtschaftlichen Bestand übernehmen. Über ihre Erfahrungen im Rekultivierungsprozess berichteten sie am, 27. Mai 2015, beim Feldtag „Standortbestimmung Landwirtschaft“ auf Gut Geisendorf und vor Ort auf den rekultivierten Flächen am Weinberg Wolkenberg.
„Eine solche Fläche auf ihrem Weg vom Kippenboden zum Ackerland zu begleiten, das ist für einen Landwirt ähnlich wie ein Kind aufzuziehen. Es verlangt am Anfang sehr viel Zuwendung und Mühe, ohne bereits einen Ernteertrag zu erzielen. Umso mehr freut man sich über jeden Entwicklungsschritt nach vorn“, sagt Dr. Martin Schultze von der ARGE Drebkau-Ressen. „Der erste Siebenjahreszyklus beginnt mit der Aussaat von Leguminosen, also einer Mischung von Hülsenfrüchtlern. Dann folgen Winterroggen, Winterweizen beziehungsweise Zwischenfrüchte und danach vier Jahre lang der Anbau von Luzerne, die nach dem Grünschnitt als Düngung auf den Flächen bleibt. In diesem Jahr können wir die Winterroggen-Ernte schon selbst einfahren und erwarten dabei einen recht guten Ertrag von den neuen Flächen.“
Bis zum Erreichen vorbergbaulicher Ackerwerte ist es jedoch ein weiter Weg, der 30 bis 40 Jahre dauern kann. Auf den Kippen von Welzow-Süd gehen ihn Bergleute, Landwirte und Wissenschaftler gemeinsam, um eine optimale Entwicklung zu garantieren. Das beginnt schon während des aktiven Bergbaus mit der Auswahl geeigneter Bodensubstrate, die im ersten Tagebauvorschnitt geborgen und gezielt an den neuen Standorten in einer mindestens zwei Meter dicken Schicht verkippt werden. Die Substrate werden bodengeologisch kartiert und bewertet. Die Empfehlungen des Standortkartierers Dr. Lothar Hanschke zur Bodenaufwertung werden durch Kalkung und Düngung umgesetzt.
Dr. Michael Haubold-Rosar vom FIB zog am Mittwoch eine erste Bilanz dieser Zusammenarbeit: „Alle Maßnahmen der landwirtschaftlichen Rekultivierung dienen in erster Linie der möglichst raschen Entwicklung der Bodenfruchtbarkeit. Das Monitoring der Boden- und Ertragsentwicklung auf den Kippenflächen belegt die Verbesserung der Wachstumsbedingungen für die Kulturpflanzen in den ersten Rekultivierungsjahren. Auf wertvollen Kippsubstraten sind zum Teil bereits beachtliche Erntemengen festzustellen. Die Zusammenarbeit aller Beteiligten steigert die Qualität der Rekultivierung.“
Durch die Vattenfall Europe Mining AG wurden bisher in den Tagebauen 19.626,6 Hektar Land in Anspruch genommen. Davon wurden 6.622,8 Hektar bereits wieder rekultiviert. Darunter befinden sich 1.780,2 Hektar Ackerflächen. In die Rekultivierung sind regionale Landwirte wie die Agrargenossenschaft Drebkau und die Landwirtschaftsbetrieb Ressen-Lindchen GmbH, die auf den Kippenflächen von Welzow-Süd als ARGE arbeiten, einbezogen. Auch weitere Projekte auf dem ehemaligen Bergbauareal wie die Bewirtschaftung und Ernte von Energiewald-Plantagen werden von regionalen Landwirten (Terpe/Proschim) gemeinsam betreut.
„Wir haben in der Rekultivierung an allen Tagebaustandorten fach- und ortskundige Partner aus der Landwirtschaft an unserer Seite und werden von erfahrenen Wissenschaftlern und Planungsbüros unterstützt“, schätzt Franziska Uhlig-May, Leiterin Rekultivierung bei Vattenfall, ein. „Das ist die beste Voraussetzung für die optimale Entwicklung und spätere Nutzung landwirtschaftlicher Böden auf den Kippen. Gerade weil der Tagebau durch den vorübergehenden oder auch dauerhaften Entzug von Nutz- und Bewirtschaftungsflächen in die Belange der Landwirtschaft eingreift, ist es uns wichtig, dass die betroffenen regionalen Bauern von Anfang an in den Prozess der Wiederherstellung geeigneter Ackerböden einbezogen werden.“
Quelle: Vattenfall GmbH