Beim Bau und der Erneuerung von Kraftwerken drohen massive Beschäftigungsverluste durch die fehlenden Investitionssicherheiten – angesichts der Umbrüche in der Energiepolitik und dem geplanten Verkauf der Vattenfall-Braunkohlesparte. 400 der insgesamt derzeit noch bundesweit 1111 Beschäftigten der Babcock Borsig Steinmüller (BBS) mit Hauptsitz in Oberhausen sollen ihren Arbeitsplatz verlieren.
Am BBS-Standort Peitz stehen von insgesamt 475 Arbeitnehmern 160 gewerbliche Mitarbeiter und weitere aus den Bereichen Einkauf, Technik, Verwaltung und Projektmanagement zur Disposition. Den Beschäftigten im Lausitzer Revier und der IG Metall sowie den Betriebsräten wurde dies am 28.08.2015 mitgeteilt.
Für Empörung sorgte die Ankündigung der Geschäftsführung, aus Kostengründen mehr als durch Kapazitätsanpassungen erforderlich Stammbeschäftigte abzubauen und künftig wesentlich mehr externe Leihkräfte einzusetzen. Hier sehen Betriebsrat und IG Metall massive Gefahren für die Qualität der zu erbringenden Arbeitsleistung und das Niveau der tariflichen Standards. Hier soll auf dem Rücken der Belegschaft ein zwei Klassen-System errichtet werden.
Betriebsrat kritisiert Hau-Ruck-Aktion der Geschäftsführung für schnelle Regelung
Obwohl bisher nicht alle möglichen Alternativen geprüft und mit Arbeitnehmervertretern besprochen wurden, will die Geschäftsführung die Verhandlungen mit einem Interessenausgleich und Sozialplan schon bis Ende Oktober 2015 abschließen. Dieser Druck beschädigt zusätzlich das angegriffene Betriebsklima, da viele Fragen unbeantwortet sind und offenbar der angestrebte Verkaufsprozess die Zeitschiene diktiert.
IG Metall unterstützt den Kampf um Erhalt der Arbeitsplätze
Betriebsräte und Belegschaften von BBS und BPT haben erklärt, dass sie diese Maßnahmen nicht kampflos hinnehmen werden. Die IG Metall Cottbus wird die Arbeitnehmer von Babcock Borsig Steinmüller aus Peitz aktiv unterstützen.
Die IG Metall und die Betriebsräte fordern das Unternehmen auf, z.B. mit Kurzarbeit statt Personalabbau auf die Auslastungseinbrüche zu reagieren, um Kompetenzen für neue strategische Ausrichtungen zu erhalten. Den eingeleiteten Verkaufsprozess will die Arbeitnehmerseite durch eine „Best-Owner-Vereinbarung“ zur Weiterentwicklung von Standorten und Arbeitsplätzen absichern.
Auch die Politik ist gefordert
Die Kompetenz in den Kraftwerkstechnologien in der Lausitz darf nicht dauerhaft verloren gehen. Deshalb erwarten die Betriebsräte und die IG Metall von der Bundespolitik Unterstützung. Entscheidend ist eine neue Planungssicherheit für anstehende Erneuerungen und Instandhaltungen im Bereich konventioneller Energietechnik. Daher fordert die IG Metall ein Förderprogramm zur Steigerung der Effizienz und der Umweltverträglichkeit älterer fossiler Kraftwerke! So können Energiewende und Sicherung der Arbeitsplätze miteinander verbunden werden.
Hintergrund (laut Wikipedia):
Die Babcock Borsig Steinmüller GmbH mit Hauptsitz in Oberhausen ist ein Unternehmen der Bilfinger Power Systems. Sie ist ein Dienstleister für die Energie erzeugende Industrie. Die Babcock Borsig Steinmüller GmbH beschäftigt 1.630 Mitarbeiter und 59 Auszubildende in Niederlassungen in Deutschland, Europa, Nahen Osten, Asien und Afrika.
Babcock Borsig Steinmüller ist in Deutschland an 13 Standorten vertreten. Neben dem Hauptsitz in Oberhausen gehören hier die Standorte Peitz, St. Ingbert, Voerde, Berlin, Heidelberg, Stuttgart, Lippendorf, Haidemühl, Schwarze Pumpe und Boxberg dazu. In Bremen ist außerdem die Tochtergesellschaft STS Steinmüller Siemers GmbH angesiedelt; am Standort Wolfen die Bilfinger Babcock Kraftwerkservice GmbH.
Quelle: IG Metall Südbrandenburg
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