Nach dem Jahr 2019, in dem die Straßenradsportlerin Trixi Worrack von einigen Unfällen geplagt wurde und dem Wettkampfjahr 2020, in dem Corona von März bis Juli Wettkampfstillstand verordnet hatte, will die 39-jährige in ihrem letzten Wettkampfjahr gesund, verletzungsfrei und erfolgreich durch die Saison fahren. Georg Zielonkowski hat mit der aus Dissen (Landkreis Spree-Neiße) stammenden Sportlerin telefoniert.
Interview mit Trixi Worrack
Hallo Trixi, wo erwische ich Sie gerade?
Wir sind hier an der spanischen Küste bei angenehmen 13 bis 15 Grad. Mit den Bildern aus Madrid mit Schnee und eisiger Kälte haben wir hier nichts zu tun – bloß gut auch!
Sie stehen vor ihrer letzten Saison, die Sie im dritten Jahr mit dem US-amerikanischen Profi-Team „Trek Segafredo“ bestreiten werden. Mussten Sie lange über das neue Vertragsangebot nachdenken?
Nein, überhaupt nicht. Ich habe mich gefreut, dass ich als knapp 40-jäührige noch einmal so ein Angebot bekommen habe und nun werde ich natürlich versuchen, dieses Vertrauen auch zu rechtfertigen.
Gibt es schon einen Plan der Rennen, die Sie für „Segafredo“ in 2021 fahren werden?
Im Groben steht dieser Plan, aber er wird im Jahresverlauf stets neu sortiert. Da geht es um aktuelle Situationen, auch um den derzeitigen Trainingsstand der Fahrerinnen. Fest steht zunächst einmal, dass ich mit einem Rennen in Valencia starten werde, auch der Klassiker Gent-Wevelgem am 28.März steht bei mir schon fest im Kalender. Wir sind ja 13 Fahrerinnen im Team, je sechs davon sind bei jedem Rennen am Start, so wird unser Feld stets neu zusammengestellt.
Die Sportliche Leiterin des Teams ist Ina-Yoko Teutenberg. Ist es hilfreich, eine ehemalige Teamkollegin aus dem weltmeisterlichen Vierer als Verantwortliche im Rennstall zu haben?
So ist es nicht, ich bin eine gleichrangige Fahrerin wie die anderen 12 Frauen auch. Da werde ich von unserer Sportlichen Leiterin keineswegs bevorzugt, nur weil wir früher einige Jahre miteinander in einer Mannschaft gestartet sind. Das erwarte ich auch überhaupt nicht, dass man mich besser bewertet.
Ihr Rennstall ist das eine, die Wettbewerbe im Nationalteam das andere. In diesem Jahr finden die von 2020 nachzuholenden Olympischen Sommerspiele in Tokio statt. Wie groß sind ihre Hoffnungen, dabei zu sein?
Zunächst einmal muss ich ja ehrlicherweise sagen, dass ich mir in diesem Jahr Olympische Spiele nicht vorstellen kann. In so vielen Ländern grassiert dieser Virus. Da soll es in gar nicht so langer Zeit das Treffen der Sportler aus aller Welt geben? Ich mag daran echt nicht glauben. Aber wenn es die Spiele gibt, wäre ich natürlich gern dabei, wären es doch zum Abschluss meiner Laufbahn die fünften Olympischen Spiele, eine großartige Bilanz wie ich finde. Aber – und das ist das Wichtigste, ich muss mich mit meinen Leistungen dem BDR für eine Nominierung aufdrängen. Nur weil ich schon viermal bei Olympia war, wird mir niemand den Bonus geben, automatisch zum fünften Mal dabei zu sein. Auch aus diesem Grund ist mein letztes Profijahr recht anspruchsvoll.
Und dann? Was kommt danach?
Dann werde ich ab Januar des kommenden Jahres arbeiten gehen. Es gibt da auch schon eine Möglichkeit, die mir aufgezeigt wurde, wofür ich auch sehr dankbar bin. Der Thüringische Radsportverband in Erfurt hat bei mir angefragt, ob ich als Landestrainerin im Olympiastützpunkt anfangen will. Natürlich reizt diese Aufgabe, die mich auch wirklich ehrt.
Bedeutet dieser Schritt den endgültigen Abschied von ihrer beschaulichen Heimat am Rande des Spreewaldes?
Ich wohne ja mit meiner Frau Scarlett schon einige Jahre in Erfurt. Darum bin ich eher selten daheim in Dissen. Klar Weihnachten waren wir auch für zwei, drei Tage da, und da habe ich übrigens auch Eberhard Pöschke, die gute Seele meines Heimatvereins RK Endspurt 09 Cottbus, besucht. Ihm wünsche ich an dieser Stelle, dass es ihm bald wieder besser geht und er richtig gesund wird. Letztes Jahr im August zur Hochzeit meines Bruders waren wir auch in meinem Heimatdorf. Was sehr schön war, denn da haben ich ganz viele alte Bekannte und Freunde getroffen, das habe ich genossen. Aber sonst ist unser Lebensmittelpunkt derzeit tatsächlich in Erfurt.
Was wird dann aus ihrem Haus, dass Sie ja seit 2006 immer nur in kleinen Schritten Jahr um Jahr weitergebaut haben?
Es ist immer noch nicht fertig, drum besteht da erst einmal keine Eile. Aber wenn es dann fertig ist, hat es Platz für unsere Familie. Denn schon bald sind wir zu dritt, da meine Frau Scarlett im April unser Kind erwartet. Sie können sich vorstellen, dass wir beide schon ganz gespannt sind, und voller Vorfreude. Wenn wir dann eine komplette Familie sind, werden wir später auch überlegen, was die bessere Variante ist: Erfurt oder Dissen. Es muss ja auch arbeitsmäßig für uns beide passen. Aber im Moment gibt es diese Überlegungen nicht, wir lassen diese Entscheidung rankommen, erst einmal gehen andere Sachen vor, mein letztes Profijahr und unsere kleine Familie.
Na dann Trixi – alle guten Wünsche für Eure Familie, große sportliche Erfolge und beste Gesundheit für alle!
Vielen Dank, ebenfalls beste Grüße in die Lausitz und bleibt auch ihr alle schön gesund!
Foto: Gemeinsam mit Doppelweltmeister Roger Kluge bei eine Ehrungsveranstaltung des RK Endspurt 09 Cottbus