Eine Krebserkrankung verändert alles, beim Erkrankten, bei seinen Freunden und bei seiner Familie. Wie soll man damit leben? Diese Frage ist Gegenstand von Lutz Hübners Theaterstück „Nellie Goodbye“. In Senftenberg es feinfühlig und zu Herzen gehend von Samia Chancrin inszeniert worden. Erzählt wird die Geschichte von fünf Jugendlichen, von ihren Sehnsüchten, von Freundschaft, Liebe und Verrat. Für die Band bestehend aus dem Gesangsstar Nellie (Marianne Helene Jordan), Cora (Marlene Hoffmann), Tina (Hanka Mark), Jonny (Sebastian Volk) und Danny (Johannes May) an einem Bandwettbewerb teilzunehmen, um berühmt zu werden. Sie proben jeden Tag und werden nominiert. Alles ist wunderbar. Dann bricht Nellie bei einer Probe zusammen. Cora schleppt ihre Freundin zum Arzt. Die Ungewissheit legt die Nerven im Proberaum blank. Und dann kommt die Gewissheit die Sängerin hat einen Gehirntumor. Der gemeinsame Traum wird zwischen kleinen Streitereien aufgerieben. Der Tumor dringt in die geschlossene Welt des Proberaums ebenso unverhofft ein wie kurz zuvor in Nellies Kopf. Er stellt die Band vor eine Zerreißprobe und drückt jeden einzelnen an die Wand. Der Text des Songs, den Nellies Freund Jonny geschrieben hat, in dem es u. a. heißt, in meiner Welt sehe ich Gespenster und alles ist leer, ist plötzlich blutige Realität. Was soll nun werden? Der Traum vom Sieg beim Wettbewerb ist immer noch da. Aber dürfen sie ihn ohne Nellie weiter träumen? Alle haben Angst und sind hilflos. Damit setzt sich jeder auf eine ganz spezifische Weise auseinander. Cora ist eine echte Freundin, die Nelly auf all ihren Wegen begleitet und mit Ihr durch die Hölle geht. Sie kommt ans Ende ihrer Kräfte und braucht Trost. Den findet sie bei Jonny, einen Menschen auf der Suche nach einem wahrhaftigen Leben ist. Tina singt Nellies Lieder ganz toll, aber mit schlechten Gewissen. Danny, der Bandleader und Arrangeur ist ein Zweckoptimist, der Sehnsucht nach Liebe und Erkennung hat und Nellie verführt. Die Nellie wird von der wunderbaren Schauspielerin Marianne Helene Jordan verkörpert. Sie zeigt alle Facetten der Person. Die Entwicklung der Sängerin vom lustigen aufmüpfigen Mädchen zur einsamen von der Krankheit gekennzeichnet Frau wird sensibel vorgeführt. Man ist zu Tränen gerührt, wenn man sieht, wie Nelly zur Band zurückkehrt, um Ihre Rechte kämpft, die Bandkollegen anklagt und ihnen wieder verzeiht. Sie will singen, aber kann nicht mehr, denn der Tumor hat auch Teile ihres Gehirns zerstört. Sie geht weg und kommt wieder und verabschiedet von der Band. Tränen fließen, nicht nur bei den Musikern, sondern auch beim Publikum. Ja, es eben nicht einfach im Angesicht des Todes weiterzuleben. Menschen, die an Gott glauben haben es da leichter. Die Inszenierung ist bedrückend und zugleich ein wunderbares Theatererlebnis. Die live gespielte Musik war mitreißend und kommentierte die Handlung. Komponiert wurde sie vom musikalischen Leiter Jan Maihorn. Die tiefgründigen Songtexte schrieb Samia Chancrin. Die Musik war wunderbar, das Premierenpublikum applaudierte solange bis die Band eine Zugabe spielte. Die Senftenberger Schauspieler sind begnadete Sänger und Spieler.
Termine für weitere Vorstellungen und Karten gibt es unter www.theater-senftenberg.de
Foto: Steffen Rasche