Imker aus dem Spreewald nutzten einen von der Bürgerstiftung Kulturlandschaft Spreewald initiierten Informationsabend, um Neuigkeiten aus Forschung und Praxis zu erfahren.
Professor Randolf Menzel, ein Berliner Neurologe, referierte im Lübbenauer Haus für Mensch und Natur zum Thema „Wie Bienen navigieren und wie sie durch Pestizide gestört werden“. Mehr oder weniger fassungslos folgten die Imker seinen Ausführungen, die mehr denn je den Unterschied zwischen ökologischer und intensiv betriebener Landwirtschaft deutlich machten. „Schon geringste Dosen der Pflanzen- und Insektengifte beeinflussen das Nervensystem der Bienen. Sie verlieren die Orientierung und benötigen wesentlich mehr Zeit, ihren Stock wiederzufinden – falls sie ihn finden“, führte der Professor aus. Bei seinen Experimenten trugen die Bienen kleine Antennen. Dadurch konnte ihr (Irr-)Flug aufgezeichnet werden. Im Zusammenhang mit den verabreichten Dosen, die denen in der Landwirtschaft gebräuchlichen Ausbringungswerten entspricht, wurde deutlich, was den Befruchtungsinsekten angetan wird. „Der Energieverbrauch der Bienen steigt, viele erreichen nicht mehr ihr Ziel und verenden unterwegs“, erklärte der Berliner Forscher so manches schwächer werdende Bienenvolk. „Dabei haben wir andere Insekten gar nicht erforscht. Wir wissen nicht, wie Wildbienen, Hummeln und andere Befruchter auf die Gifte reagieren“, ergänzte er. Auch Pflanzengifte, wie das gern gebrauchte, weil angeblich biologisch abbaubare Roundup, haben die gleiche Wirkung, wenn die Bienen in Kontakt mit den Stäuben kommen. Ein wenig beruhigte die Tatsache, dass es im Spreewaldraum mit seiner kleinteiligen und deshalb auch oft ökologisch betriebenen Landwirtschaft, weniger Bienenverluste durch Insektengifte gibt.
Dem zweiten Vortrag sahen die über 30 Imker nicht nur deshalb voller Spannung und Sorge entgegen. Es ging um die Qualität des Spreewaldhonigs, den Birgit-Lichtenberg Kraag vom Länderinstitut für Bienenkunde für sie beprobt hatte. Die von 44 Spreewaldimkern eingereichten 267 Honige wurden im Hohen Neuendorfer Institut analysiert und bewertet. Jeweils 500 Pollen wurden ausgezählt und daraus der prozentuale Anteil einzelner Arten ermittelt. „Alles zusammengefasst ergibt sich das Bild, dass der 2014er Spreewaldhonig ein Kornblumenhonig ist. Ein Umstand, der in anderen Regionen Neid erzeugt“, führte die Biologin aus. Er gilt als der Schmackhafteste, keine andere Region weist diese Pollendichte auf. Daneben gibt es auch noch Spezialitäten bei einigen Imkern, wie den Spargelblüten- und den Esskastanienhonig, die einen entsprechend hohen Pollenanteil haben. Giftrückstände konnten zur Erleichterung der Imker in keiner Probe nachgewiesen werden. Auch der befürchtete Anteil von Ambrosiapollen war nicht nachweisbar. Der späte Blühtermin der allergenen Pflanze hat vermutlich keine Auswirkungen, „da der Sommerhonig dann schon in den Gläsern ist“, so Birgit Lichtenberg-Kraag.
Erich Schwiderski folgte voller Spannung den Ausführungen. Der 87-Jährige hatte schon als Junge in seiner ostpreußischen Heimat Bienen gezüchtet. Das gelegentlich von ihm beobachtete Bienensterben führt auch er auf den Gifteinsatz zurück. Auch der Radduscher Imker Erwin Jänchen sieht es so: „Meine Beobachtungen decken sich mit dem vom Professor bewiesenen Fakten. Ansonsten war 2014 ein durchschnittlich gutes Honigjahr – ich bin zufrieden.“
Karl Friedrich Petschick hat sich die geballte Imkerintelligenz geschickt für seine Zwecke nutzbar gemacht. Der Neuntklässler des Luckauer Gymnasiums hat einen Fragebogen ausgelegt. „Die Ergebnisse nutze ich für meine Facharbeit in Biologie“, strahlt er, ohne schon das Ergebnis zu kennen. „So leicht und so kompetent komme ich nie wieder an das Wissen der Imker heran.“
Peter Becker