Das Volk hat entschieden. Viele derer, die immer die hehren Werte der Demokratie hochhalten, haben allerdings ein Problem mit der Entscheidung der Wählerinnen und Wähler. Schuldige werden gesucht und wurden bereits gestern in der Sendung „Hart aber fair“ ausgemacht. Die Schuldigen sind also die Medien. In sich zu gehen und selbstkritisch darüber nachzudenken, ob die eigene Politik eine der Ursachen sein könnte, ist offenbar auch ein Problem.
In meinem Wahlkampf habe ich beim Werben um Unterstützungsunterschriften und danach mit etwa 1.000 Bürgerinnen und Bürgern gesprochen. Zu meinem Erstaunen wurde ich nur drei Mal nach meiner Einstellung zur Flüchtlingsproblematik gefragt. Kernthemen waren die Arbeitswelt und im Zusammenhang damit die Rente. Die ausufernden befristeten Arbeitsverträge, der Niedriglohnsektor, Leiharbeit, Werksverträge und das perfide System HARTZ IV waren die Bereiche, die die Menschen überwiegend beschäftigten. Junge Menschen am Beginn des Berufslebens, die Generationen derer Eltern und Großeltern machen sich Gedanken um die befristeten Arbeitsverträge, die eine vernünftige Zukunftsplanung unmöglich machen.
… und dann gab es das sogenannte TV-Duell. Eine geschlagene Stunde wurde das Thema Flüchtlinge und deren Rückführung in epischer Breite behandelt. Positionen der ‘bekämpften’ Partei wurden übernommen. Dieses Konzept hat aber nicht funktioniert, um den Zulauf zu der geschmähten Partei zu verhindern.
Das Thema Arbeitswelt kam tatsächlich auch vor …. vier Minuten lang.
So ist es, wenn man von der Bevölkerung so weit entfernt ist und sich für die tatsächlichen Sorgen nicht interessiert.
Wie viele Wählerinnen und Wähler, die den etablierten Parteien den Rücken gekehrt haben, für eine Partei oder gegen andere Parteien gestimmt haben, vermag ich nicht zu sagen. Am Ergebnis ändert es jedoch nichts. Es sollte die Parteien aufhorchen und in sich gehen lassen … und über eigene Fehler nachdenken.
Falls jetzt irgendein Politiker beginnt, die Wähler zu beschimpfen, ist das der falsche Weg.
Die Politiker sollten endlich zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger handeln und öfters an einem Strang ziehen. Bei den Podiumsdiskussionen während des Wahlkampfes waren wir Direktkandidaten uns bei vielen Sachthemen einig. Das sollte auch im Bundestag nicht vergessen werden.
Nur gute Politik für die Bürgerinnen und Bürger ist die Lösung. Über 2.250 Stimmen habe ich im gesamten Wahlkreis Cottbus – Spree-Neiße = 1,75% erzielt. Haben sich dafür über 4 Monate Wahlkampf gelohnt?
Natürlich hat sich das gelohnt, zumindest aus meiner Sicht. Werde ich irgendwann gefragt: “Was hast Du getan?”, muss ich nicht mit einem hilflosen Schulterzucken dastehen. Das ist mir wichtig.
Über 13.000 Leser haben meine Wahlwebseite aufgerufen, mit über 1.000 Bürgerinnen und Bürgern habe ich gesprochen und diskutiert. Ich hatte keine Partei hinter mir und nur ein schmales Wahlkampfbudget … nicht mehr als eine der Parteien für eine Volksbelustigung mit Freibier ausgegeben hat.
Bin ich nun ein Narr, ein Exot oder was auch immer? Nein .. Ich bin Vollblutdemokrat und akzeptiere die Entscheidung der Bürgerinnen und Bürger.
Beschimpfungen gegen irgendwen werden Sie von mir nicht hören oder lesen.
In Zukunft werden Sie wieder häufiger von mir hören …. mit spitzer Feder.