„Warum sind die Leute in der Lausitz so aggressiv und selbst die Landesregierung so zynisch, wenn es um das Thema Braunkohle geht“ wurde ich gefragt. Die Frage ließ mir keine Ruhe und ich begann mich selbst zu fragen und Antworten zu suchen.
Hier ein Versuch, Antworten zu finden.
Szene 1
Draußen donnert und blitzt es, das Kind ruft: „Mama, ich habe Angst!“„Du brauchst keine Angst zu haben“ tröstet die Mutter.
Und gut ist…wirklich??? »Hab doch keine Angst« ist gemäß dem Psychoanalytiker Paul Watzlawick aber eine »paradoxe Aufforderung«, die nicht funktionieren kann und keinen Sinn macht. Denn sie setzt als Lösung voraus, was das Problem ist: die Willensfreiheit, die von der Angst erstickt wird. So kommt das Kind aus der Angst nicht heraus.
Szenenwechsel (2)
„Mama, meine Füße sind kalt“ sagte das Kind und die Mutter weiß was hilft und macht dem Kind ein warmes Fußbad und gibt ihm ein Paar warme Socken. Alles ist gut oder gibt es Einwände?
Warum fällt es uns mit nicht-objektiven Sachverhalten wie der Angst so schwer, damit umzugehen? Viele wissen scheinbar nicht mehr, was hilft, so wie die Mutter. Was ist passiert, dass wir es scheinbar verlernt oder nie gelernt haben und was hat das ganze mit der Lausitz zu tun?
Szenenwechsel (3)
„Von Mitgefühl wird keiner satt, ich kann mir damit nichts kaufen und meine Wohnung wird davon auch nicht warm“ lautet der Einwand derer, die oft das Wort „Wertschöpfung“ in den Mund nehmen, die Unternehmer. Es lohnt sich die Begriffe Unternehmer und Wertschöpfung einmal soziologisch zu betrachten. Der Ökonom Joseph Schumpeter bezeichnete den Kapitalismus, und damit den Kapitalisten, einst als die “schöpferischen Zerstörer”. Das im Endeffekt fast alles menschliches Handeln eine Art „schöpferischer Zerstörung“ ist erlebt jeder, der je einen Garten umgegraben, sein Haus renoviert oder ein leere Blatt bedruckt oder beschrieben hat. Das, was vorher war, ist zerstört. In einem schöpferischen Akt ist etwas Neues entstanden, ein zutiefst menschliches Grundgefühl und Grundbedürfnis, im Endeffekt auch sinnstiftend. Dauerhaft „schöpfen“ kann man jedoch nur, wenn eine Quelle stets für Nachschub sorgt.
Damit sind wir in der Lausitz angekommen, denn die (Wert)Schöpfung hier gleicht dem ausschöpfen einer Wasserzisterne. Da nichts nachströmt ist irgendwann ist Schluss, die Lausitz ist dann im wahrsten Sinne des Worte erschöpft. Der Hinweis und der Stolz in der Brust auf die Leistungen der Rekultivierung weichen bei mir der Dankbarkeit , dass die Natur nicht so nachtragend ist, über vieles Gras wachsen lässt und dass das Wasser sich immer seinen Platz sucht.
Szenenwechsel (4)
Viele in der Lausitz und in Brandenburg sind beunruhigt. Die einen fürchten um ihre Heimat, andere um die Sicherheit der geplanten Kohlendioxid-Endlager, andere um ihren Arbeitsplatz. Und wie wird darauf reagiert? Dem Heimatlosen sollen angeblich goldene Türklinken Halt geben, den Anderen wird eine Speicherabgabe versprochen und das unterirdisch alles dicht und sicher sein wird und den Dritten, dass es mit der Braunkohle so bleibt wie es ist.
„Ihr braucht keine Angst zu haben, alles ist sicher“ ist der Grundtenor des Versuches der Beruhigung. Doch wir haben die Erfahrung des Versagens der Sicherheitsversprechen bei Rente, Fukushima, Finanzen, Klima, Loveparade in Duisburg, Tagebaukippen und Asse…. Man hat das Gefühl, dass diese Sicherheitsversprechen selbst nur ein Ausdruck eigener Hilflosigkeit sind. Die Ängstlichen sind keine Memmen oder Zukunftsverweigerer mehr, sondern Rechthaber.
An dieser Stelle ein Hinweis an das Wirtschaftsministerium. Ängste lassen sich auch nicht durch strategische Kommunikation abschaffen.
Szenenwechsel (5)
Mitleid und Mitgefühl sind grundlegende Merkmale des Menschseins. Der Mensch ist das einzige Lebewesen, was seine verstorbenen Angehörigen bestattet. Die Verminderung von Leid war und ist ein dynamischer Motor für den Erfindungsreichtum, vom Rad bis zur Narkose. Das Leid selbst lässt sich nicht abschaffen, die Religionen vertrösten auf später und die Versuche bisher gescheiterter Ideologien haben noch mehr Leid geschaffen. Es ging ihnen mehr um die Sache als um den Menschen. Aus den leidvollen Erfahrungen der letzten Kriege und Diktaturen ist die Europäische Gemeinschaft entstanden, ein internationales Bestreben der friedlichen Koexistenz.
Es gibt Dinge, die man nicht ändern kann, man kann nur die Folgen minimieren. Mit Naturgewalten, wie Erbeben und Tsunamies, können die Menschen besser umgehen, als mit menschengemachtem Leid. Bei durch Menschen verursachtem Leid stellt sich immer automatisch die Frage nach den Verantwortlichen und dem „Warum“. Leider ist kaum noch jemand bereit, Schuld einzugestehen und die Verantwortung zu übernehmen. Sie wird delegiert, verleugnet, gerechtfertigt. Darin liegt (ein kulturell bedingtes???) versagen der Verantwortlichen und Politik, was den Bürger wütend macht. Im Endeffekt wird die Schuld an ihm abgeladen, er wollte doch den Wohlstand, er wollte doch den billigen Strom, gute Rendite…Mit Rechtfertigung ist keinem wirklich geholfen und es wird von keine Veränderung damit geben.
„Ich liebe euch doch alle“ sagen die einen, andere bezeichnen sich als „Partner der Region“, in dem sie von dem Geld Zustimmung erkaufen, dass ihnen durch post-diktatorische Gesetze (Bergrecht, Förderabgabebefreiung) subventioniert wird und von dem, was sie von den Bürgern durch überhöhte Strompreise vorher abgenommen haben. Es darf sich ja nichts ändern. Die Stadt Beeskow jedoch will das Geld von Vattenfall nicht, sie will ihren Bürgern Leid ersparen. Mein Mitgefühl mit dem Vater, der seine CCS-Tochter, die „Carbon Storage GmbH & Co.KG“, nicht einmal mir einer üppigen Mitgift an den Bürger bringen kann. Man setzt lieber auf Zwangsheirat und weiß die Politik auf seiner Seite. Der Lausitzer selbst hat sich an einiges gewöhnt und manche haben sich scheinbar über Generationen den Vater schön gesoffen. Das dem Beeskower Bürgermeister jedoch die Verantwortung und Mitschuld am Klimawandel vorgeworfen wird, ist die Folge des zynischen Umgangs mit unsrer nicht nachhaltigen Wirtschaftsweise.
Szenenwechsel (6) und Schluss
Mitgefühl oder Mitleid. Das Mitgefühl hat sich etwas etabliert, es erlaubt sozusagen das äußern von Emotionen ohne von ihnen berührt zu sein. Das Mitleid, so wir ansatzweise dazu fähig sind behalten wir und für Ereignisse und Menschen innerhalb unsrer Gruppe vor. Im „Tatort“ wird ein Mord an einem Polizisten für die Ermittler immer intensiver und emotionaler dargestellt und gelöst, er war ja schließlich „Einer von uns“. So wie die Freiheit kann auch das Mitleid den anderen nicht außen vor lassen, wenn Globalisierung und Vernetzung ihn uns nahe bringen. Im Endeffekt sitzen wir hier auf der Erde alle in einem Boot. Auf der Ebene des Mitleids bleibt keiner der Beteiligten unberührt und unverändert. Doch sich berühren lassen oder gar verändern?? Dies verunsichert und macht Angst, die Angst frisst sich fest…womit ich wieder beim Anfang wäre.
Lassen wir uns jedoch aufeinander ein, es macht uns menschlicher. Es kann das Motiv unseres Handelns, die Art unseres Wirtschaftens, unsere Identität und unsere Werte hinterfragen.
Die Gier soll gut sein; Verringerung von Leid ist aber als Motiv, nicht nur angesichts von Klima- und Finanzkrise, besser.
Obwohl Mitleid nichts nützt, hilft es…auch der Lausitz.
Erlauben wir es uns, uns selbst und der Lausitz, sich zu verändern, menschlicher zu werden.
Ein Lausitzer
Literatur dazu:
(1) Artikel in der “Zeit”
(2) Buch Jeremy Rifkin „Die emphatische Zivilisation“, Campus Verlag
(3) Film „Avatar“
„Warum sind die Leute in der Lausitz so aggressiv und selbst die Landesregierung so zynisch, wenn es um das Thema Braunkohle geht“ wurde ich gefragt. Die Frage ließ mir keine Ruhe und ich begann mich selbst zu fragen und Antworten zu suchen.
Hier ein Versuch, Antworten zu finden.
Szene 1
Draußen donnert und blitzt es, das Kind ruft: „Mama, ich habe Angst!“„Du brauchst keine Angst zu haben“ tröstet die Mutter.
Und gut ist…wirklich??? »Hab doch keine Angst« ist gemäß dem Psychoanalytiker Paul Watzlawick aber eine »paradoxe Aufforderung«, die nicht funktionieren kann und keinen Sinn macht. Denn sie setzt als Lösung voraus, was das Problem ist: die Willensfreiheit, die von der Angst erstickt wird. So kommt das Kind aus der Angst nicht heraus.
Szenenwechsel (2)
„Mama, meine Füße sind kalt“ sagte das Kind und die Mutter weiß was hilft und macht dem Kind ein warmes Fußbad und gibt ihm ein Paar warme Socken. Alles ist gut oder gibt es Einwände?
Warum fällt es uns mit nicht-objektiven Sachverhalten wie der Angst so schwer, damit umzugehen? Viele wissen scheinbar nicht mehr, was hilft, so wie die Mutter. Was ist passiert, dass wir es scheinbar verlernt oder nie gelernt haben und was hat das ganze mit der Lausitz zu tun?
Szenenwechsel (3)
„Von Mitgefühl wird keiner satt, ich kann mir damit nichts kaufen und meine Wohnung wird davon auch nicht warm“ lautet der Einwand derer, die oft das Wort „Wertschöpfung“ in den Mund nehmen, die Unternehmer. Es lohnt sich die Begriffe Unternehmer und Wertschöpfung einmal soziologisch zu betrachten. Der Ökonom Joseph Schumpeter bezeichnete den Kapitalismus, und damit den Kapitalisten, einst als die “schöpferischen Zerstörer”. Das im Endeffekt fast alles menschliches Handeln eine Art „schöpferischer Zerstörung“ ist erlebt jeder, der je einen Garten umgegraben, sein Haus renoviert oder ein leere Blatt bedruckt oder beschrieben hat. Das, was vorher war, ist zerstört. In einem schöpferischen Akt ist etwas Neues entstanden, ein zutiefst menschliches Grundgefühl und Grundbedürfnis, im Endeffekt auch sinnstiftend. Dauerhaft „schöpfen“ kann man jedoch nur, wenn eine Quelle stets für Nachschub sorgt.
Damit sind wir in der Lausitz angekommen, denn die (Wert)Schöpfung hier gleicht dem ausschöpfen einer Wasserzisterne. Da nichts nachströmt ist irgendwann ist Schluss, die Lausitz ist dann im wahrsten Sinne des Worte erschöpft. Der Hinweis und der Stolz in der Brust auf die Leistungen der Rekultivierung weichen bei mir der Dankbarkeit , dass die Natur nicht so nachtragend ist, über vieles Gras wachsen lässt und dass das Wasser sich immer seinen Platz sucht.
Szenenwechsel (4)
Viele in der Lausitz und in Brandenburg sind beunruhigt. Die einen fürchten um ihre Heimat, andere um die Sicherheit der geplanten Kohlendioxid-Endlager, andere um ihren Arbeitsplatz. Und wie wird darauf reagiert? Dem Heimatlosen sollen angeblich goldene Türklinken Halt geben, den Anderen wird eine Speicherabgabe versprochen und das unterirdisch alles dicht und sicher sein wird und den Dritten, dass es mit der Braunkohle so bleibt wie es ist.
„Ihr braucht keine Angst zu haben, alles ist sicher“ ist der Grundtenor des Versuches der Beruhigung. Doch wir haben die Erfahrung des Versagens der Sicherheitsversprechen bei Rente, Fukushima, Finanzen, Klima, Loveparade in Duisburg, Tagebaukippen und Asse…. Man hat das Gefühl, dass diese Sicherheitsversprechen selbst nur ein Ausdruck eigener Hilflosigkeit sind. Die Ängstlichen sind keine Memmen oder Zukunftsverweigerer mehr, sondern Rechthaber.
An dieser Stelle ein Hinweis an das Wirtschaftsministerium. Ängste lassen sich auch nicht durch strategische Kommunikation abschaffen.
Szenenwechsel (5)
Mitleid und Mitgefühl sind grundlegende Merkmale des Menschseins. Der Mensch ist das einzige Lebewesen, was seine verstorbenen Angehörigen bestattet. Die Verminderung von Leid war und ist ein dynamischer Motor für den Erfindungsreichtum, vom Rad bis zur Narkose. Das Leid selbst lässt sich nicht abschaffen, die Religionen vertrösten auf später und die Versuche bisher gescheiterter Ideologien haben noch mehr Leid geschaffen. Es ging ihnen mehr um die Sache als um den Menschen. Aus den leidvollen Erfahrungen der letzten Kriege und Diktaturen ist die Europäische Gemeinschaft entstanden, ein internationales Bestreben der friedlichen Koexistenz.
Es gibt Dinge, die man nicht ändern kann, man kann nur die Folgen minimieren. Mit Naturgewalten, wie Erbeben und Tsunamies, können die Menschen besser umgehen, als mit menschengemachtem Leid. Bei durch Menschen verursachtem Leid stellt sich immer automatisch die Frage nach den Verantwortlichen und dem „Warum“. Leider ist kaum noch jemand bereit, Schuld einzugestehen und die Verantwortung zu übernehmen. Sie wird delegiert, verleugnet, gerechtfertigt. Darin liegt (ein kulturell bedingtes???) versagen der Verantwortlichen und Politik, was den Bürger wütend macht. Im Endeffekt wird die Schuld an ihm abgeladen, er wollte doch den Wohlstand, er wollte doch den billigen Strom, gute Rendite…Mit Rechtfertigung ist keinem wirklich geholfen und es wird von keine Veränderung damit geben.
„Ich liebe euch doch alle“ sagen die einen, andere bezeichnen sich als „Partner der Region“, in dem sie von dem Geld Zustimmung erkaufen, dass ihnen durch post-diktatorische Gesetze (Bergrecht, Förderabgabebefreiung) subventioniert wird und von dem, was sie von den Bürgern durch überhöhte Strompreise vorher abgenommen haben. Es darf sich ja nichts ändern. Die Stadt Beeskow jedoch will das Geld von Vattenfall nicht, sie will ihren Bürgern Leid ersparen. Mein Mitgefühl mit dem Vater, der seine CCS-Tochter, die „Carbon Storage GmbH & Co.KG“, nicht einmal mir einer üppigen Mitgift an den Bürger bringen kann. Man setzt lieber auf Zwangsheirat und weiß die Politik auf seiner Seite. Der Lausitzer selbst hat sich an einiges gewöhnt und manche haben sich scheinbar über Generationen den Vater schön gesoffen. Das dem Beeskower Bürgermeister jedoch die Verantwortung und Mitschuld am Klimawandel vorgeworfen wird, ist die Folge des zynischen Umgangs mit unsrer nicht nachhaltigen Wirtschaftsweise.
Szenenwechsel (6) und Schluss
Mitgefühl oder Mitleid. Das Mitgefühl hat sich etwas etabliert, es erlaubt sozusagen das äußern von Emotionen ohne von ihnen berührt zu sein. Das Mitleid, so wir ansatzweise dazu fähig sind behalten wir und für Ereignisse und Menschen innerhalb unsrer Gruppe vor. Im „Tatort“ wird ein Mord an einem Polizisten für die Ermittler immer intensiver und emotionaler dargestellt und gelöst, er war ja schließlich „Einer von uns“. So wie die Freiheit kann auch das Mitleid den anderen nicht außen vor lassen, wenn Globalisierung und Vernetzung ihn uns nahe bringen. Im Endeffekt sitzen wir hier auf der Erde alle in einem Boot. Auf der Ebene des Mitleids bleibt keiner der Beteiligten unberührt und unverändert. Doch sich berühren lassen oder gar verändern?? Dies verunsichert und macht Angst, die Angst frisst sich fest…womit ich wieder beim Anfang wäre.
Lassen wir uns jedoch aufeinander ein, es macht uns menschlicher. Es kann das Motiv unseres Handelns, die Art unseres Wirtschaftens, unsere Identität und unsere Werte hinterfragen.
Die Gier soll gut sein; Verringerung von Leid ist aber als Motiv, nicht nur angesichts von Klima- und Finanzkrise, besser.
Obwohl Mitleid nichts nützt, hilft es…auch der Lausitz.
Erlauben wir es uns, uns selbst und der Lausitz, sich zu verändern, menschlicher zu werden.
Ein Lausitzer
Literatur dazu:
(1) Artikel in der “Zeit”
(2) Buch Jeremy Rifkin „Die emphatische Zivilisation“, Campus Verlag
(3) Film „Avatar“
„Warum sind die Leute in der Lausitz so aggressiv und selbst die Landesregierung so zynisch, wenn es um das Thema Braunkohle geht“ wurde ich gefragt. Die Frage ließ mir keine Ruhe und ich begann mich selbst zu fragen und Antworten zu suchen.
Hier ein Versuch, Antworten zu finden.
Szene 1
Draußen donnert und blitzt es, das Kind ruft: „Mama, ich habe Angst!“„Du brauchst keine Angst zu haben“ tröstet die Mutter.
Und gut ist…wirklich??? »Hab doch keine Angst« ist gemäß dem Psychoanalytiker Paul Watzlawick aber eine »paradoxe Aufforderung«, die nicht funktionieren kann und keinen Sinn macht. Denn sie setzt als Lösung voraus, was das Problem ist: die Willensfreiheit, die von der Angst erstickt wird. So kommt das Kind aus der Angst nicht heraus.
Szenenwechsel (2)
„Mama, meine Füße sind kalt“ sagte das Kind und die Mutter weiß was hilft und macht dem Kind ein warmes Fußbad und gibt ihm ein Paar warme Socken. Alles ist gut oder gibt es Einwände?
Warum fällt es uns mit nicht-objektiven Sachverhalten wie der Angst so schwer, damit umzugehen? Viele wissen scheinbar nicht mehr, was hilft, so wie die Mutter. Was ist passiert, dass wir es scheinbar verlernt oder nie gelernt haben und was hat das ganze mit der Lausitz zu tun?
Szenenwechsel (3)
„Von Mitgefühl wird keiner satt, ich kann mir damit nichts kaufen und meine Wohnung wird davon auch nicht warm“ lautet der Einwand derer, die oft das Wort „Wertschöpfung“ in den Mund nehmen, die Unternehmer. Es lohnt sich die Begriffe Unternehmer und Wertschöpfung einmal soziologisch zu betrachten. Der Ökonom Joseph Schumpeter bezeichnete den Kapitalismus, und damit den Kapitalisten, einst als die “schöpferischen Zerstörer”. Das im Endeffekt fast alles menschliches Handeln eine Art „schöpferischer Zerstörung“ ist erlebt jeder, der je einen Garten umgegraben, sein Haus renoviert oder ein leere Blatt bedruckt oder beschrieben hat. Das, was vorher war, ist zerstört. In einem schöpferischen Akt ist etwas Neues entstanden, ein zutiefst menschliches Grundgefühl und Grundbedürfnis, im Endeffekt auch sinnstiftend. Dauerhaft „schöpfen“ kann man jedoch nur, wenn eine Quelle stets für Nachschub sorgt.
Damit sind wir in der Lausitz angekommen, denn die (Wert)Schöpfung hier gleicht dem ausschöpfen einer Wasserzisterne. Da nichts nachströmt ist irgendwann ist Schluss, die Lausitz ist dann im wahrsten Sinne des Worte erschöpft. Der Hinweis und der Stolz in der Brust auf die Leistungen der Rekultivierung weichen bei mir der Dankbarkeit , dass die Natur nicht so nachtragend ist, über vieles Gras wachsen lässt und dass das Wasser sich immer seinen Platz sucht.
Szenenwechsel (4)
Viele in der Lausitz und in Brandenburg sind beunruhigt. Die einen fürchten um ihre Heimat, andere um die Sicherheit der geplanten Kohlendioxid-Endlager, andere um ihren Arbeitsplatz. Und wie wird darauf reagiert? Dem Heimatlosen sollen angeblich goldene Türklinken Halt geben, den Anderen wird eine Speicherabgabe versprochen und das unterirdisch alles dicht und sicher sein wird und den Dritten, dass es mit der Braunkohle so bleibt wie es ist.
„Ihr braucht keine Angst zu haben, alles ist sicher“ ist der Grundtenor des Versuches der Beruhigung. Doch wir haben die Erfahrung des Versagens der Sicherheitsversprechen bei Rente, Fukushima, Finanzen, Klima, Loveparade in Duisburg, Tagebaukippen und Asse…. Man hat das Gefühl, dass diese Sicherheitsversprechen selbst nur ein Ausdruck eigener Hilflosigkeit sind. Die Ängstlichen sind keine Memmen oder Zukunftsverweigerer mehr, sondern Rechthaber.
An dieser Stelle ein Hinweis an das Wirtschaftsministerium. Ängste lassen sich auch nicht durch strategische Kommunikation abschaffen.
Szenenwechsel (5)
Mitleid und Mitgefühl sind grundlegende Merkmale des Menschseins. Der Mensch ist das einzige Lebewesen, was seine verstorbenen Angehörigen bestattet. Die Verminderung von Leid war und ist ein dynamischer Motor für den Erfindungsreichtum, vom Rad bis zur Narkose. Das Leid selbst lässt sich nicht abschaffen, die Religionen vertrösten auf später und die Versuche bisher gescheiterter Ideologien haben noch mehr Leid geschaffen. Es ging ihnen mehr um die Sache als um den Menschen. Aus den leidvollen Erfahrungen der letzten Kriege und Diktaturen ist die Europäische Gemeinschaft entstanden, ein internationales Bestreben der friedlichen Koexistenz.
Es gibt Dinge, die man nicht ändern kann, man kann nur die Folgen minimieren. Mit Naturgewalten, wie Erbeben und Tsunamies, können die Menschen besser umgehen, als mit menschengemachtem Leid. Bei durch Menschen verursachtem Leid stellt sich immer automatisch die Frage nach den Verantwortlichen und dem „Warum“. Leider ist kaum noch jemand bereit, Schuld einzugestehen und die Verantwortung zu übernehmen. Sie wird delegiert, verleugnet, gerechtfertigt. Darin liegt (ein kulturell bedingtes???) versagen der Verantwortlichen und Politik, was den Bürger wütend macht. Im Endeffekt wird die Schuld an ihm abgeladen, er wollte doch den Wohlstand, er wollte doch den billigen Strom, gute Rendite…Mit Rechtfertigung ist keinem wirklich geholfen und es wird von keine Veränderung damit geben.
„Ich liebe euch doch alle“ sagen die einen, andere bezeichnen sich als „Partner der Region“, in dem sie von dem Geld Zustimmung erkaufen, dass ihnen durch post-diktatorische Gesetze (Bergrecht, Förderabgabebefreiung) subventioniert wird und von dem, was sie von den Bürgern durch überhöhte Strompreise vorher abgenommen haben. Es darf sich ja nichts ändern. Die Stadt Beeskow jedoch will das Geld von Vattenfall nicht, sie will ihren Bürgern Leid ersparen. Mein Mitgefühl mit dem Vater, der seine CCS-Tochter, die „Carbon Storage GmbH & Co.KG“, nicht einmal mir einer üppigen Mitgift an den Bürger bringen kann. Man setzt lieber auf Zwangsheirat und weiß die Politik auf seiner Seite. Der Lausitzer selbst hat sich an einiges gewöhnt und manche haben sich scheinbar über Generationen den Vater schön gesoffen. Das dem Beeskower Bürgermeister jedoch die Verantwortung und Mitschuld am Klimawandel vorgeworfen wird, ist die Folge des zynischen Umgangs mit unsrer nicht nachhaltigen Wirtschaftsweise.
Szenenwechsel (6) und Schluss
Mitgefühl oder Mitleid. Das Mitgefühl hat sich etwas etabliert, es erlaubt sozusagen das äußern von Emotionen ohne von ihnen berührt zu sein. Das Mitleid, so wir ansatzweise dazu fähig sind behalten wir und für Ereignisse und Menschen innerhalb unsrer Gruppe vor. Im „Tatort“ wird ein Mord an einem Polizisten für die Ermittler immer intensiver und emotionaler dargestellt und gelöst, er war ja schließlich „Einer von uns“. So wie die Freiheit kann auch das Mitleid den anderen nicht außen vor lassen, wenn Globalisierung und Vernetzung ihn uns nahe bringen. Im Endeffekt sitzen wir hier auf der Erde alle in einem Boot. Auf der Ebene des Mitleids bleibt keiner der Beteiligten unberührt und unverändert. Doch sich berühren lassen oder gar verändern?? Dies verunsichert und macht Angst, die Angst frisst sich fest…womit ich wieder beim Anfang wäre.
Lassen wir uns jedoch aufeinander ein, es macht uns menschlicher. Es kann das Motiv unseres Handelns, die Art unseres Wirtschaftens, unsere Identität und unsere Werte hinterfragen.
Die Gier soll gut sein; Verringerung von Leid ist aber als Motiv, nicht nur angesichts von Klima- und Finanzkrise, besser.
Obwohl Mitleid nichts nützt, hilft es…auch der Lausitz.
Erlauben wir es uns, uns selbst und der Lausitz, sich zu verändern, menschlicher zu werden.
Ein Lausitzer
Literatur dazu:
(1) Artikel in der “Zeit”
(2) Buch Jeremy Rifkin „Die emphatische Zivilisation“, Campus Verlag
(3) Film „Avatar“
„Warum sind die Leute in der Lausitz so aggressiv und selbst die Landesregierung so zynisch, wenn es um das Thema Braunkohle geht“ wurde ich gefragt. Die Frage ließ mir keine Ruhe und ich begann mich selbst zu fragen und Antworten zu suchen.
Hier ein Versuch, Antworten zu finden.
Szene 1
Draußen donnert und blitzt es, das Kind ruft: „Mama, ich habe Angst!“„Du brauchst keine Angst zu haben“ tröstet die Mutter.
Und gut ist…wirklich??? »Hab doch keine Angst« ist gemäß dem Psychoanalytiker Paul Watzlawick aber eine »paradoxe Aufforderung«, die nicht funktionieren kann und keinen Sinn macht. Denn sie setzt als Lösung voraus, was das Problem ist: die Willensfreiheit, die von der Angst erstickt wird. So kommt das Kind aus der Angst nicht heraus.
Szenenwechsel (2)
„Mama, meine Füße sind kalt“ sagte das Kind und die Mutter weiß was hilft und macht dem Kind ein warmes Fußbad und gibt ihm ein Paar warme Socken. Alles ist gut oder gibt es Einwände?
Warum fällt es uns mit nicht-objektiven Sachverhalten wie der Angst so schwer, damit umzugehen? Viele wissen scheinbar nicht mehr, was hilft, so wie die Mutter. Was ist passiert, dass wir es scheinbar verlernt oder nie gelernt haben und was hat das ganze mit der Lausitz zu tun?
Szenenwechsel (3)
„Von Mitgefühl wird keiner satt, ich kann mir damit nichts kaufen und meine Wohnung wird davon auch nicht warm“ lautet der Einwand derer, die oft das Wort „Wertschöpfung“ in den Mund nehmen, die Unternehmer. Es lohnt sich die Begriffe Unternehmer und Wertschöpfung einmal soziologisch zu betrachten. Der Ökonom Joseph Schumpeter bezeichnete den Kapitalismus, und damit den Kapitalisten, einst als die “schöpferischen Zerstörer”. Das im Endeffekt fast alles menschliches Handeln eine Art „schöpferischer Zerstörung“ ist erlebt jeder, der je einen Garten umgegraben, sein Haus renoviert oder ein leere Blatt bedruckt oder beschrieben hat. Das, was vorher war, ist zerstört. In einem schöpferischen Akt ist etwas Neues entstanden, ein zutiefst menschliches Grundgefühl und Grundbedürfnis, im Endeffekt auch sinnstiftend. Dauerhaft „schöpfen“ kann man jedoch nur, wenn eine Quelle stets für Nachschub sorgt.
Damit sind wir in der Lausitz angekommen, denn die (Wert)Schöpfung hier gleicht dem ausschöpfen einer Wasserzisterne. Da nichts nachströmt ist irgendwann ist Schluss, die Lausitz ist dann im wahrsten Sinne des Worte erschöpft. Der Hinweis und der Stolz in der Brust auf die Leistungen der Rekultivierung weichen bei mir der Dankbarkeit , dass die Natur nicht so nachtragend ist, über vieles Gras wachsen lässt und dass das Wasser sich immer seinen Platz sucht.
Szenenwechsel (4)
Viele in der Lausitz und in Brandenburg sind beunruhigt. Die einen fürchten um ihre Heimat, andere um die Sicherheit der geplanten Kohlendioxid-Endlager, andere um ihren Arbeitsplatz. Und wie wird darauf reagiert? Dem Heimatlosen sollen angeblich goldene Türklinken Halt geben, den Anderen wird eine Speicherabgabe versprochen und das unterirdisch alles dicht und sicher sein wird und den Dritten, dass es mit der Braunkohle so bleibt wie es ist.
„Ihr braucht keine Angst zu haben, alles ist sicher“ ist der Grundtenor des Versuches der Beruhigung. Doch wir haben die Erfahrung des Versagens der Sicherheitsversprechen bei Rente, Fukushima, Finanzen, Klima, Loveparade in Duisburg, Tagebaukippen und Asse…. Man hat das Gefühl, dass diese Sicherheitsversprechen selbst nur ein Ausdruck eigener Hilflosigkeit sind. Die Ängstlichen sind keine Memmen oder Zukunftsverweigerer mehr, sondern Rechthaber.
An dieser Stelle ein Hinweis an das Wirtschaftsministerium. Ängste lassen sich auch nicht durch strategische Kommunikation abschaffen.
Szenenwechsel (5)
Mitleid und Mitgefühl sind grundlegende Merkmale des Menschseins. Der Mensch ist das einzige Lebewesen, was seine verstorbenen Angehörigen bestattet. Die Verminderung von Leid war und ist ein dynamischer Motor für den Erfindungsreichtum, vom Rad bis zur Narkose. Das Leid selbst lässt sich nicht abschaffen, die Religionen vertrösten auf später und die Versuche bisher gescheiterter Ideologien haben noch mehr Leid geschaffen. Es ging ihnen mehr um die Sache als um den Menschen. Aus den leidvollen Erfahrungen der letzten Kriege und Diktaturen ist die Europäische Gemeinschaft entstanden, ein internationales Bestreben der friedlichen Koexistenz.
Es gibt Dinge, die man nicht ändern kann, man kann nur die Folgen minimieren. Mit Naturgewalten, wie Erbeben und Tsunamies, können die Menschen besser umgehen, als mit menschengemachtem Leid. Bei durch Menschen verursachtem Leid stellt sich immer automatisch die Frage nach den Verantwortlichen und dem „Warum“. Leider ist kaum noch jemand bereit, Schuld einzugestehen und die Verantwortung zu übernehmen. Sie wird delegiert, verleugnet, gerechtfertigt. Darin liegt (ein kulturell bedingtes???) versagen der Verantwortlichen und Politik, was den Bürger wütend macht. Im Endeffekt wird die Schuld an ihm abgeladen, er wollte doch den Wohlstand, er wollte doch den billigen Strom, gute Rendite…Mit Rechtfertigung ist keinem wirklich geholfen und es wird von keine Veränderung damit geben.
„Ich liebe euch doch alle“ sagen die einen, andere bezeichnen sich als „Partner der Region“, in dem sie von dem Geld Zustimmung erkaufen, dass ihnen durch post-diktatorische Gesetze (Bergrecht, Förderabgabebefreiung) subventioniert wird und von dem, was sie von den Bürgern durch überhöhte Strompreise vorher abgenommen haben. Es darf sich ja nichts ändern. Die Stadt Beeskow jedoch will das Geld von Vattenfall nicht, sie will ihren Bürgern Leid ersparen. Mein Mitgefühl mit dem Vater, der seine CCS-Tochter, die „Carbon Storage GmbH & Co.KG“, nicht einmal mir einer üppigen Mitgift an den Bürger bringen kann. Man setzt lieber auf Zwangsheirat und weiß die Politik auf seiner Seite. Der Lausitzer selbst hat sich an einiges gewöhnt und manche haben sich scheinbar über Generationen den Vater schön gesoffen. Das dem Beeskower Bürgermeister jedoch die Verantwortung und Mitschuld am Klimawandel vorgeworfen wird, ist die Folge des zynischen Umgangs mit unsrer nicht nachhaltigen Wirtschaftsweise.
Szenenwechsel (6) und Schluss
Mitgefühl oder Mitleid. Das Mitgefühl hat sich etwas etabliert, es erlaubt sozusagen das äußern von Emotionen ohne von ihnen berührt zu sein. Das Mitleid, so wir ansatzweise dazu fähig sind behalten wir und für Ereignisse und Menschen innerhalb unsrer Gruppe vor. Im „Tatort“ wird ein Mord an einem Polizisten für die Ermittler immer intensiver und emotionaler dargestellt und gelöst, er war ja schließlich „Einer von uns“. So wie die Freiheit kann auch das Mitleid den anderen nicht außen vor lassen, wenn Globalisierung und Vernetzung ihn uns nahe bringen. Im Endeffekt sitzen wir hier auf der Erde alle in einem Boot. Auf der Ebene des Mitleids bleibt keiner der Beteiligten unberührt und unverändert. Doch sich berühren lassen oder gar verändern?? Dies verunsichert und macht Angst, die Angst frisst sich fest…womit ich wieder beim Anfang wäre.
Lassen wir uns jedoch aufeinander ein, es macht uns menschlicher. Es kann das Motiv unseres Handelns, die Art unseres Wirtschaftens, unsere Identität und unsere Werte hinterfragen.
Die Gier soll gut sein; Verringerung von Leid ist aber als Motiv, nicht nur angesichts von Klima- und Finanzkrise, besser.
Obwohl Mitleid nichts nützt, hilft es…auch der Lausitz.
Erlauben wir es uns, uns selbst und der Lausitz, sich zu verändern, menschlicher zu werden.
Ein Lausitzer
Literatur dazu:
(1) Artikel in der “Zeit”
(2) Buch Jeremy Rifkin „Die emphatische Zivilisation“, Campus Verlag
(3) Film „Avatar“