Eines vorab: das sorbische Nationalensemble hat sich dem aktuellen Weltgeschehen angepasst. So läuft auf allen Kanälen der Medienlandschaft die große Hochzeit von Prinz Harry und seine jetzigen Ehefrau Meghan. Eigentlich läuft es schon zu viel, sodass man das Wort „Hochzeit“ kaum noch hören kann.
Auch in diesem Jahr verwandelte sich der Burger Schlossberg mit seinem imposanten Bismarckturm wieder in eine spektakuläre Open-Air-Bühne, auf der die Geschichte des sagenumwobenen Serbski Kral (dt. der „Wendenkönig“) seine Fortsetzung finden sollte.
Am Eingang der großen Festwiese angekommen, noch schnell ein Programmheft geholt: und was muss ich da lesen? Der Titel der diesjährigen Geschichte lautet „Die Hochzeit“. Nun ja, davon hatten wir ja an diesem Wochenende noch nicht genug.
Die Geschichte beginnt einige Jahre nach dem letzten Teil („die Hoffnung“ 2017). Woda, die einst junge hübsche Tochter des Wassermannes ist nicht nur die Mutter von Wakapan, den sie mit dem Schlangenkönig gezeugt hat, sondern auch von Juro, welcher der einzige Sohn des letzten Wendenkönigs „Prebislaw“ ist. Beide Söhne wollen Wendenkönig sein. Der Legende nach kann jedoch nur der das Volk regieren, der die Wendenkrone besitzt und die liegt irgendwo im Moor versteckt.
Um den Krieg zwischen dem Herzog von Polen und Kaiser Heinrich II zu beenden, verbündet sich Wakapan mit der schwarzen Zauberin Wurlawa. Sie ändern den Inhalt eines Briefes, in dem es heißt, dass die Friedensgespräche nur weitergeführt würden, wenn der polnische Herzog seine Tochter Kinga dem Sohn des Schlangenkönigs verspräche.
Die beiden zeitreisenden Lutkis Jorko und Jolka berichten Juro von den Plänen Wakapans. Damit Juro beweisen kann, dass er der rechtmäßige Serbski Kral ist, muss er die Krone finden. Mit seiner verlobten Wanka überlistet er die schwarze Zauberin Wurlawa und lässt das Sumpfgebiet mit ihrer Hilfe trockenlegen.
Die Spreewälder Sagennacht hat sich in diesem Jahr mit dem Sorbischen National Ensemble und Unterstützung des Volkstheater Bautzen selbst übertroffen. Eine hervorragende Mischung aus traditionellen und zeitgenössischen Tänzen, sowie unterhaltsamer Musik. Hier wechselte das Ensemble in diesem Jahr zu moderneren Tönen, teils rockig und poppig. Die Gesänge auf den Punkt gebracht, verlor das Stück dennoch nicht an der nötigen Tradition zur sorbisch/wendischen Geschichte. An dieser Stelle sollte den Machern Andreas Pabst (Musik und musikal. Leitung), Liana Bertok (Musik), Urs Alexander Schleiff (Regie), Jewa-Marja Cornakec (Libretto, Dramaturgie) und Mia Facchinelli (Choreographie) ein ganz großer Applaus zugesprochen werden. Sie haben mit der diesjährigen Spreewälder Sagennacht die Messlatte dieser Inszenierung sehr hoch angesiedelt. Da freut man sich heute schon auf eine Fortsetzung im kommenden Jahr.
Vielleicht bekommen wir dann ja eine echte Spreewälder Hochzeit zu sehen?
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