Ich habe Angst vor Nähe, scheue Berührungen, gehe leise meine Wege, mache mich unsichtbar.
Verwildert, ohne Wärme aufgezogen; schlaflos, auf der Suche nach Sternschnuppen.
Mutter brach sich ein Bein , eine Thrombose wanderte zum Herzen, Schluss.
Andacht in der Dorfkirche. Ein grober Stein auf dem Grab, irgendwo in Mecklenburg.
Asyl im Heim, danach Kloster.
Hinter der Frömmigkeit, abgeschnürte Herzen.
Nach dem Abendmahl schminkten sich die Nonnen, stellten sich ein Leben “draußen” vor.
Herr vergib uns unsere Sünden!
Zum Bibulibustag habe ich in Neuzelle, dem überladenen Barocktempel der Zisterzienser, ein Licht angezündet; eins von den runden Dinger, die 50 Cent kosten und angeblich Wünsche erfüllen.
Die meisten Kerzen wurden von Frauen hingestellt, andächtig, als sähen sie das Paradies schon vor sich
Unterdessem, ringsum, an mächtige Pfeilern geschmiegt, bliesen pausbäckige Enge auf ihren Schalmeien; streckten sich hager geschnitzte Körper in Pein.
Im Garten:
es riecht nach Früchten und Blumen, nach Wind nach Meer. Ich liege in der Hängematte unter dem Birnbaum und beobachte ein brütendes Rotschwänzchen …
Wie laut es ist :
Schafsgeblöcke, Hahngekrähe, Froschgequake, Vögelzwitschern.
Die Natur scheint außer Rand und Band, die Luft schmeckt würzig – ach, zöge doch nicht alles so schnell vorbei!
Mutter steht am Gartentor, der Fremde sagt:
zieh dein rotes Kleid an, hol den Koffer, wir wollen gehen; beeil dich, der Zug wartet. Das Mädel wird schon zurecht kommen. Lass ihr was zu essen da und ruf im Heim an, damit es geholt wird und ein Dach über den Kopf hat.
In den Schlaf muss sie sich alleine wiegen …