Die Überwindung der Sprachbarriere und die Verbesserung der Mobilität für die Asylsuchenden und Flüchtlinge in dem Wohngebiet am Flugplatz Finsterwalde/Schacksdorf sind die prioritären Aufgaben, die beim Arbeitskreis zur „Willkommenskultur in Finsterwalde – Flüchtlingsunterbringung und Flüchtlingsbetreuung“ am 25. Februar in Finsterwalde definiert wurden. Zum zweiten Mal kamen auf Einladung der Stadt Finsterwalde etwa 40 Akteure zusammen, um über die anstehenden Themen der Flüchtlingshilfe in Finsterwalde zu sprechen. Zuvor hatte der Landkreis Elbe-Elster die Stadt Finsterwalde darüber informiert, dass es schon im März zu einer weiteren Belegung in dem Wohngebiet kommen wird. Weitere 66 Menschen werden nach Sanierung weiterer Wohnungen untergebracht. Gegenwärtig leben 52 Asylsuchende dort.
Der erste Beigeordnete und Kämmerer im Landkreis Elbe-Elster, Peter Hans, berichtete über den Stand der Flüchtlingsbetreuung im Landkreis. Für das Jahr 2015 hat der Landkreis eine Quote von 510 aufzunehmenden Menschen zu erfüllen. Das Wohngebiet auf dem Flugplatz sei optimal für die Unterbringung der Menschen, kommentierte Katrin Bradke, Sachgebietsleiterin für zentrale Aufgaben beim Landkreis Elbe-Elster. Einige der Akteure aus der Initiative „Finsterwalder zeigen Mitgefühl und Toleranz“, die von Beginn an die Menschen aktiv begleitet und unterstützt, sehen die Standortwahl nach wie vor kritisch. Die Menschen hätten ein Mobilitätsproblem bei Arztbesuchen und bei Einkäufen. Auch sei die Frage nicht geklärt, wie der 15-jährige Junge, derzeit das einzige schulpflichtige Kind, nach Massen in die Schule käme. Zudem sei man darüber verwundert, dass der vom Landkreis eingesetzte Sozialarbeiter kein Auto für Fahrdienste besäße. Mangelnde Mobilität erschwere die Teilnahme am Vereinsleben und damit auch die Integration. Eine kurzfristige Lösung bot Pfarrer Markus Herrbruck von der evangelischen Kirchgemeinde an, indem er den Kleintransporter der Gemeinde für Fahrdienste zur Nutzung anbot. Mit der Schaffung eines Fahrradverleihs soll das Mobilitätsproblem außerdem etwas verbessert werden.
Bei der Frage der dezentralen Unterbringung bot der Geschäftsführer der Wohnungsgesellschaft, René Junker, seine Unterstützung an. Zwei Wohnungen seien bereits vom Landkreis für die Unterbringung von Asylsuchenden angemietet worden. Weitere würden zur Verfügung stehen, auch sei eine soziale Betreuung im Rahmen der Möglichkeiten der WGF denkbar.
Als ein weiteres Handicap für die Versorgung und die Integration der Menschen wurde die Sprachbarriere benannt, vor allem auch bei Arztbesuchen. Die Finsterwalder Initiative hilft von Beginn an mit Maik Dietrich, einem Schüler mit sehr guten Russischkenntnissen. Er gibt den russischsprechenden Asylsuchenden Deutschunterricht. Weiteren wird während gemeinsamer Nachmittage praktische Sprachhilfe im Rahmen von Spielen und gemeinsamen Aktivitäten angeboten.
Eike Belle, Geschäftsführerin des Jobcenters Elbe-Elster unterstützte das Anliegen einer zügigen sprachlichen Integration. Das sei Grundvoraussetzung für alle jene Asylbewerber, die das Aufenthaltsrecht und damit den Anspruch auf Leistungsbezug beim Jobcenter erhielten. Ohne Sprachkenntnisse seien die Menschen auf dem Arbeitsmarkt nicht vermittelbar, betonte sie. Ein Deutschkurs für alle Lernwilligen sei an der Volkshochschule in Vorbereitung, informierte Katrin Bradke.
Peter Hans verwies auf die eingeschränkten Möglichkeiten, die dem Landkreis zur Verfügung stünden. Ein Sozialarbeiter müsse sich um 120 Asylsuchende kümmern. Da sei das Maß der Hilfe sehr eingeschränkt. Von der Politik erhoffe er sich einen Schlüssel von 1 zu 80.
Gastgeber Bürgermeister Jörg Gampe sagte nochmals ausdrücklich Dank für die große Hilfsbereitschaft, die unter den Finsterwaldern herrscht. Vor allem die Arbeit der jungen Menschen in der Initiative sei sehr bemerkenswert, ebenso die vielfältige Unterstützung aus privater Hand. Sein Dank richtete sich im Besonderen an die jugendlichen Organisatoren und Mitwirkenden des Benefizkonzertes am 20. Februar im Sängerstadt-Gymnasium.
Problematisch sei allerdings auch die Frage der ärztlichen Versorgung, betonte Jörg Gampe. Man dürfe die Ärzte und deren Patienten nicht überfordern. Auch er sehe in dieser Frage die Politik in der Pflicht.
Ein nächstes Zusammentreffen des Arbeitskreises wurde für den Monat April vereinbart.
Erster Beigeordneter im Landkreis Elbe-Elster, Peter Hans (M.), Eike Belle, Geschäftsführerin des Jobcenters Elbe-Elster (l) und Katrin Bradke, Sachgebietsleiterin für zentrale Aufgaben beim Landkreis Elbe-Elster (r.)
Quelle & Fotos: Stadt Finsterwalde