Nachrichten über den Hausarrest für den russischen Regisseur Kyrill Srebrennikov oder die andauernde Haftstrafe für den ukrainischen Filmemacher Oleg Sentsov bestimmen die Wahrnehmung über die Situation von Filmschaffenden in verschiedenen Ländern Osteuropas. Derartige Meldungen zeigen, dass Filmschaffende in den Ländern der Östlichen Partnerschaft und Russland weiterhin unter Druck stehen.
Vor diesem Hintergrund laden das FilmFestival Cottbus und das Odesa International Film Festival am 17. und 18. Juli 2018 in Odesa sowie im November in Cottbus zum wiederholten Male zu einem Netzwerktreffen mit Filmfestivals, Filmemachern und Journalisten aus Armenien, Aserbaidschan, Belarus, Georgien, der Republik Moldau, der Ukraine und Russland ein. Die zivilgesellschaftliche und politische Kultur sowie die kultur- und geopolitischen Voraussetzungen in und zwischen diesen Ländern könnten dabei kaum unterschiedlicher und widersprüchlicher sein. Die Länder der Östlichen Partnerschaft und Russland stehen ganz verschiedenen Herausforderungen gegenüber, wenn es um die Auseinandersetzung mit zivilgesellschaftlichen Themen und das kritische Hinterfragen der politischen Kultur geht. Die Netzwerktreffen „Filmfestivals zwischen zivilgesellschaftlichen Werten und Politik“ in Odesa und Cottbus sind dabei eine wichtige Plattform zum Austausch. In Odesa findet dieser im Rahmen einer Konferenz, bei Filmvorführungen und einem Journalisten-Workshop statt.
„Die Konferenz bietet den teilnehmenden Filmfestivals, Filmemachern und Journalisten die Gelegenheit, sich über den unterschiedlichen Umgang mit zivilgesellschaftlichen Fragestellungen in ihren Ländern auszutauschen“, erläutert Bernd Buder, Programmdirektor des FilmFestival Cottbus. Die Netzwerkteilnehmer widmen sich dem Thema „Zensurversuche und öffentlicher Druck durch populistische Akteure aus dem vorpolitischen Raum” sowie der Marktkonzentration russischer Verleiher, die internationale Filme ausschließlich in russischer Sprache zur Verfügung stellen. „Die erste Auflage des Projektes, die 2017 ebenfalls in Odesa und Cottbus stattfand, zeigte den immensen Bedarf der Teilnehmer, sich zu diesen Themen auszutauschen. Vor allem Fragen nach dem praktischen Umgang mit den angesprochenen Problemen und der Wunsch nach einer nachhaltigen gegenseitigen, vertrauensvollen Unterstützung standen und stehen im Vordergrund“, ergänzt Bernd Buder.
Flankiert wird das Netzwerktreffen von öffentlichen Filmvorführungen, in deren Anschluss die Filmemacher mit dem Publikum diskutieren. „Mit der Vorführung und Diskussion von Filmen werden die Filmschaffenden zu Multiplikatoren des zivilgesellschaftlichen Diskurses, indem sie öffentlich Herausforderungen und Perspektiven erörtern“, sagt Julia Sinkyevich, Leiterin des Odesa International Film Festival.
Ein Workshop für junge Filmkritiker aus den beteiligten Ländern, die beispielhaft über die Konferenz und die in diesem Rahmen gezeigten Filme berichten, ergänzt erstmalig das Programm. Julia Sinkyevich betont: „Es ist wichtig, unabhängigen Filmjournalismus in den Ländern der Östlichen Partnerschaft und Russland zu fördern und die Journalisten zu ermutigen. Der Workshop ermöglicht ihnen ein länderübergreifendes Netzwerk zu bilden und sich auszutauschen.“
Das Netzwerktreffen „Filmfestivals zwischen zivilgesellschaftlichen Werten und Politik“ findet im Rahmen des diesjährigen 28. FilmFestival Cottbus (6.-11.11.2018) seine Fortsetzung. Das Projekt wird organisiert vom FilmFestival Cottbus in Zusammenarbeit mit dem Odesa International Film Festival (13.-21.07.2018) und wird unterstützt vom Auswärtigen Amt.
Teilnehmende Filmfestivals: Golden Apricot Yerevan International Film Festival, Minsk International Film Festival „Listabad“, Tbilisi International Film Festival, International Documentary Film Festival CRONOGRAF, Russian Open (International) Documentary Film Festival „Artdocfest“, Odesa International Film Festival, FilmFestival Cottbus sowie ein Festival-Initiatorin aus Aserbaidschan
pm/red
Foto: Goethe