Vor rund 500 Zuschauern, hat der LHC Cottbus am Samstagabend das Oberligaheimspiel gegen den Grünheider SV gewonnen. Entstand, nach hoch-spannenden 60 Minuten, war 26:24 für die Gastgeber. Beide Teams überzeugten mit großen Kämpferherzen, die Vielzahl von technischen Fehlern auf beiden Seiten sorgte phasenweise für ein atemberaubendes Auf und Ab. Was für graue Haare auf den Trainerbänken sorgte, begeisterte die Zuschauer umso mehr. Angetrieben von zahlreichen Trommeln und rund 60 lautstarken Grünheidern, entwickelte sich auf und neben der Platte, von Beginn an Stadionatmosphäre. Neben dem Gästefanklub sorgten dafür auch zahlreiche „Nordwand-Aktivisten“ des FC Energie Cottbus, die nach dem heiß-ersehnten Heimsieg gegen Erfurt, eine alte Tradition wiederbelebten und nach den Fußballern, auch den Handballern den Cottbuser-Rücken stärkten. Der LHC Cottbus bedankt sich an dieser Stelle bei den Anhängern beider Teams, für die faire und lautstarke Unterstützung aller Sportler.
Der Sportliche-Leiter des LHC Cottbus und Trainer der Oberliga-Herren, Marcel Linge, bewertete die Spielleistung seines Teams und die derzeitige Situation, im Namen des Trainerteams um Dieter Sklenar, Falk Fürstenberg und Berater Peter Melzer.
Eine hochklassige Partie war es nicht, dafür umso unterhaltsamer für die Zuschauer. Wie sehen es mit einem Tag Abstand die Trainer. Seid ihr enttäuscht vom nicht so guten Auftritt der Mannschaft?
Nein, letztlich hat die Mannschaft ja die nötige Nervenstärke gezeigt, um in einem ganz engen Spiel den Sieg an sich reißen zu können. Aber in der Tat, wir sind nicht zufrieden, weil wir nicht an die Leistung gegen Lichtenrade anknüpfen konnten. Zudem, haben die Jungs eine sehr große Zahl technischer Fehler produziert. Dazu war die Quote beim Torabschluss unterirdisch. Das Team hat auch gegen Grünheide wieder seine großen Qualitäten in den Ring geworfen – niemals aufgeben, zusammenhalten, Kampfgeist und Moral zeigen. Damit machen die Jungs uns als Trainer, den Verein und die Fans stolz. Doch so etwas wie gegen Grünheide geht schnell schief, Tony Mudrick und Florian Berndt haben in entscheidenen Phasen wichtige Bälle pariert. Damit haben sie die Verantwortung für ihre sehr nachlässig verteidigenden Mitspieler übernommen und haben uns im Spiel gehalten. Diese Abwehr ging phasenweise gar nicht, das steht nun im Training wieder ganz oben an. Aber: Für das Publikum war es genial, ich wurde auch am Sonntag ständig darauf angesprochen, wie genial-spannend es war. Es war zum Teil unerträglich spannend, chaotisch und wild – es hat geknistert in der Lausitzarena.
Zum Spiel. Nach sehr ordentlichen ersten 20 Minuten kam plötzlich ein Bruch ins Spiel der LHC-Mannschaft – einen vorentscheidenden Vorsprung habt ihr in dieser Phase verspielt?
Ja. Wir sind gut gestartet und wir haben uns zeitig absetzen können. Der Bruch im Spiel hatte dann mehrere Gründe. Nicht gut mitgespielt hat uns die zeitige Verletzung von Nick Widera – er fehlte uns dann als Schütze im Rückraum und am Siebenmeter. Diese Lücke musste dann Robert Takev schließen, was ihm an diesem Tag einfach nicht gut gelungen ist. Zudem sind wir auf beiden Außenbahnen nicht mit gelernten Außenbahnspielern besetzt – die Jungs machen es immer besser, es kostet immer sehr viel Kraft. Infolge der notwendigen Umstellungen sind wir dann aus dem Takt geraten. Dass die Grünheider gerade auf den Halben und im Zentrum sehr blockstarke Spieler haben, hat es uns noch schwerer gemacht, zum Torerfolg zu kommen. Stachowiak, Breu und Kassler haben höherklassige Erfahrungen gesammelt, das macht die gute Grünheider-Mannschaft noch stärker. Aber für alle Teams gilt, in der Oberliga-Ostsee-Spree musst du auf diesem Niveau ausgeglichen besetzt sein, um die Dinger auch gegen die stärksten Kontrahenten zu ziehen. Wir waren nicht mehr ausgeglichen besetzt, deshalb hätten wir das Spiel durchaus verlieren können.
Würdet ihr einen Spieler aus der Cottbuser-Mannschaft hervorheben?
Nein. Es war im Ganzen eine nicht immer technisch-taktisch, aber stets mannschaftlich starke Leistung. Wir haben vor der Saison erneut zahlreiche Schüler in den Kader eingebaut, es ist toll zu sehen, wie die „Kleinen“ mitziehen. Alex Takev zum Beispiel, kann als 18-Jähriger unbelastet in jedes Match gehen, er hat dann gegen Grünheide gerade in der Schlussphase viel Verantwortungsbewusstsein gezeigt, hat seine Stärken im Eins-gegen-Eins ausgespielt und war erfolgreich vom Punkt. Wir haben zwei absolute Leistungsträger in die 2.Liga abgegeben und einen weiteren in die 3.Liga. Dazu müssen wir nun bereits auf zwei langzeitverletzte Spieler verzichten. Unsere Neuzugänge sind ausschließlich Abiturienten aus dem A-Junioren-Jahrgang. Das ist nun mal der Cottbuser-Weg – aber wie schon in vielen Jahren zuvor, die Jungs machen es gut.
Man konnte insgesamt von beiden Teams, speziell aber vom LHC den Eindruck gewinnen, als fehle es an der nötigen Ruhe im Spielaufbau?
Scheinbar kann man diesen Eindruck gewinnen, ich wurde auch am Sonntag häufiger darauf angesprochen. Aber wir haben mit Meier, Takev oder Michling erfahrene Spieler, die sich die Würfe wohl überlegt in wichtigen Situationen nehmen oder die Situationen herausspielen. Gegen Grünheide sind wir nach meiner Meinung nicht an fehlender Ruhe bei dem Versuch gescheitert, noch besser zu spielen. Die Trefferquote war einfach grausig, dafür gibt’s dann auch keine Argumente mehr. Phasen in denen sich die Mannschaft zu sicher fühlt, weil beispielsweise mit Kassler ein wichtiger Grünheider den Feldverweis erhalten hatte, man selbst etwa in doppelter Überzahl spielt oder einfach nicht gradlinig genug agiert – schnell entsteht der Eindruck fehlender Ruhe. Die Gründe liegen oft woanders.
Grünheide hatte sich im Verlauf der Partie gesteigert, an sich geglaubt und kräftig zugepackt. Das Match war dann auch bis zum Abpfiff offen. Liegt eine harte Gangart des Gegners dem LHC Cottbus nicht?
Wir sind dafür anfällig, in der Tat. Aber grundsätzlich ist das der Handball, den ich auch von meiner Mannschaft öfter sehen möchte. Angriffe abwehren, Freiwürfe statt Gegentore produzieren, dem Gegner die Lust und die Kraft für sein eigenes Spiel entziehen. Daran arbeiten wir im Training, und wir müssen ja am Samstag in Ludwigsfelde ran. Ein Team, das uns auf Augenhöhe begegnet – Ausgang völlig offen. Die Ludwigsfelder zeichnen sich stets als kampfstarke und hoch-engagierte Truppe aus – vorbildlich in dieser Liga. Dort werden unsere Jungs als einer noch schwierigeren Prüfung unterzogen. Es wird schwer für uns.