Die neue Spielzeit des Staatstheaters Cottbus bietet fünfzehn Premieren, davon zehn im Großen Haus, acht Philharmonische und zahlreiche Sonderkonzerte sowie vielfältige kammermusikalische Aktivitäten. Zwanzig Mal gastieren das Opern- und das Ballettensemble im Rahmen des Brandenburgischen Theaterverbunds in Potsdam, Frankfurt/Oder und Brandenburg an der Havel. Vier Gastspiele führen die Theaterkünstler und Musiker nach Palma de Mallorca, Ludwigshafen, Friedrichshafen und nach Fulda. Ein engagiertes Rahmenprogramm mit vielen theater- und musikpädagogischen Projekten, auch in Kooperation mit der BTU Cottbus-Senftenberg, ergänzt das Angebot.
Im November 2014 jährt sich zum 25. Mal der Fall der Mauer, im Herbst des folgenden Jahres der Tag der Deutschen Einheit. Das Schauspiel beschäftigt sich aus diesem Grund mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Deutschlands. Unter dem thematischen Schwerpunkt „Deutschland – Wunder und Wunden“ spiegeln Inszenierungen der Sparte im Lebensgefühl vor dem Ersten Weltkrieg (DIE RATTEN von Gerhart Hauptmann), in den Kämpfen während und nach Abschluss des Zweiten (WOLOKOLAMSKER CHAUSSEE von Heiner Müller) und in der Zeit vor und nach 1989 Probleme und Fragen unserer Gegenwart. Vielfältig sind dabei die Mittel: Sie reichen von einer Stückentwicklung auf der Basis von Gesprächen mit Cottbuser Bürgern (COTTBUS-PROJEKT von Harald Fuhrmann und Christiane Wiegand) über einen Theaterabend mit Live-Musik (SONNENALLEE nach dem gleichnamigen Film von Leander Haußmann) und eine bissige Gegenwartskomödie ICH HABE BRYAN ADAMS GESCHREDDERT des gebürtigen Cottbusers Oliver Bukowski bis zum Doppelabend aus Doku-Drama (DAS HIMBEERREICH von Andres Veiel) und Science-Fiction-Soap (ALLES GOLD WAS GLÄNZT von Mario Salazar), bei dem Schauspieldirektor Mario Holetzeck den Themenschwerpunkt seiner Sparte bereits im Titel aufgreift: DEUTSCHLAND – WUNDER UND WUNDEN.
Auch die Oper führt die Auseinandersetzung mit den großen Zäsuren in der europäischen und deutschen Geschichte weiter, die in der laufenden Spielzeit mit Beethovens FIDELIO im ehemaligen Zuchthaus Cottbus beginnt. Im antiken Mythos sucht sie nach den Gründen, die Menschen daran hindern, den Kreislauf aus Schuld und Vergeltung zu durchbrechen; eine Suche, die angesichts der aktuellen politischen Entwicklungen in der Ukraine ungemein an Dringlichkeit gewinnt (ELEKTRA von Richard Strauss). Puccinis Prinzessin TURANDOT kann diesem Teufelskreis entkommen – dank der Liebe, und auch Händels Zauberin ALCINA verliert durch Liebe ihre oft genug missbrauchte Macht, zugleich jedoch – ein sehr dialektischer Schachzug des Komponisten – die Kraft für jene phantastische Lebensintensität, die ihrem Zauberreich bis dahin eigen war.
Vor 60 Jahren, am 13.7.1954, starb die mexikanische Malerin Frida Kahlo. In Leben und Werk der bekanntesten Künstlerin Lateinamerikas bilden sich – nicht zuletzt durch Kahlos Unterstützung für den russischen Revolutionär Leo Trotzki – die politischen und künstlerischen Widersprüche des 20. Jahrhunderts beispielhaft ab. Das Ballettensemble eröffnet die neue Spielzeit mit einer Hommage auf Kahlo eröffnen (FRIDA KAHLO von Undine Werchau). Für den zweiten Tanzabend der neuen Saison lässt es sich von Tschaikowskis „Schwanensee“ inspirieren (SCHWANENSEELE von Gundula Peuthert).
Der Konzertplan der kommenden Saison gewährt in den Abonnements- und Sonderkonzerten gern gehörten Werken beliebter Komponisten breiten Raum. GMD Evan Christ stellt jeweils einen Komponisten ins Zentrum der neuen Philharmonischen Konzerte – mit einer Ausnahme: im 3. Konzert bieten der Dirigent und seine Musiker dem Cottbuser Publikum unter dem Titel „Pasiones Mediterráneas“ ein Programm, mit dem sie im Oktober 2014 das Festival MúsicaMallorca in Palma de Mallorca eröffnen. Natürlich wird in diesem wie in allen anderen Konzerten die Uraufführung eines Auftragswerkes nicht fehlen. Am 15.2.2015 schließlich laden das Philharmonische Orchester, Mitglieder des Opernensembles und die Singakademie Cottbus e.V. alle Cottbuser Bürger zu einem Gedenkkonzert auf dem Hauptbahnhof ein, das die Erinnerung an die Bombardierung der Stadt Cottbus vor 70 Jahren mit dem Bekenntnis zu einem toleranten und gewaltfreien Miteinander heute verbindet.
Das Programm der Theaterscheune bereichern zwei neue Projekte, mit denen sich die Ströbitzer Spielstätte weiter profilieren kann: Das Schauspiel steuert einen herrlich komischen Salto Mortale zum Thema Emanzipation bei (DER DRESSIERTE MANN von John von Düffel); das Ströbitzer Salonorchester „Gold und Silber“, eine Spielvereinigung von Musikern des Philharmonischen Orchesters, präsentiert Tonfilmschlager und Schnulzen aus dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts.