Mit großer Mehrheit stimmten die Stadtverordneten der Stadt Cottbus gestern für den Kauf von 74,9% der Anteile an den Stadtwerken Cottbus von der DKB. Dafür müssen insgesamt 26 mio. Euro aufgebracht werden, aufgeteilt in drei Päckchen.
Eines der Päckchen soll die GWC kaufen, Bedenken wonach sich Auswirkungen auf die Wohnungsbaugesellschaft ergeben könnten, wurden von Geschäftsführer Torsten Kunze klar mit “Nein” beantwortet. Der Anteil der GWC ist bei einer Eigenkapitalquote im dreistelligen Millionenbereich gering “und hat keine Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit, Mieter oder Investitionen der Gesellschaft.” sagte er auf Nachfrage.
Die Stadtverordneten waren sich in der Stadtwerkeangelegenheit erstaunlich einig, selbst Fraktionsvertreter die sonst kaum anwesend sind oder mit Enthaltungen bei der Stimmabgabe glänzen, stimmten für den Ankauf. Die Stadt nutzt einen Teil zurückgestellter Gelder aus den bisherigen 25,1% Anteil an den Stadtwerken, sowie Gewinnerwartungen der Gesellschaft für 2014 und 2015 um die restlichen Anteile zu kaufen.
Drei Gutachter bescheinigten dem Unternehmen eine sehr gute Ausgangslage und Oberbürgermeister Frank Szymanski ging noch einmal auf die Entwicklung der letzten 15 Jahre, seit dem Neubau des Heizkraftwerks ein. Zwei Sanierungsphasen und der Verkauf der Anteile an die DKB, um das Unternehmen vor der Insolvenz zu retten, waren notwendig, bis das Heizkraftwerk ordentlich lief und die Unternehmensstruktur an die neuen Verhältnisse angepasst war. Seit 2011 werfen die Stadtwerke Gewinne ab. Der geforderte Kaufpreis von 26 mio. Euro wurde durch die Gutachter als fair bestätigt und die Rentabilität des Kaufs laut Gutachter über die Jahre gesehen erwiesen. “So gewinnt die Stadt den größtmöglichen Einfluss auf die Strategie bei der Wärme- und Stromerzeugung in der Stadt. Weiterhin sind Querverweise zu anderen städtischen Gesellschaften möglich, etwa beim Verlustausgleich.” so die Gutachter. Bis 2040 soll das HKW nun fit sein, da die Technik (Befeuerung durch Wirbelschichtbraunkohle) mittlerweile durch firmeneigene Mitarbeiter beherrscht wird. Anfangs hatte das neue HKW etliche störungsbedingte Stillstände und brachte die Gesellschaft damit an den Rand der Insolvenz. Theoretisch erzeugt das HKW mehr als 100% des verbrauchten Stroms im Versorgungsgebiet der Stadtwerke. Der Heizenergiebedarf durch Fernwärme kann etwa zu 50% gedeckt werden. Weiterhin verfügen die Stadtwerke Cottbus über 500 EE-Anlagen, die zu Spitzenzeiten allein den Bedarf der Stadt decken können. “Aus technischer Sicht gibt es keine Beanstandungen und Problem. Die Kombination mit der Kraf-Wärme-Kopplung machen das HKW zu einem sehr umweltfreundlichen Kraftwerk” sagte Herbert Freischlad einer der Gutachter von EEB Enerko.
Befeuert wird das Kraftwerk mit Braunkohle. Hier ist aus wirtschaftlicher Sicht vielleicht zu Kurz gegriffen worden, zumindest wurde aber keine Nachfrage seitens der Stadtverordneten gestellt. Die Wirtschaftlichkeitsberechnungen der Gutachter gehen anscheinend von den Erzeugungkosten Stand heute aus. Was aber passiert mit der Rentabilität, wenn die CO2 Zertifikate teurer werden oder weitere Abgaben auf die weitgehend befreite Lausitzer Braunkohle fällig werden, oder gar ein vorzeitiger Ausstieg oder Reduzierung beschlossen wird? Es war in der Sitzung zwar von Risikoabschätzungen die Rede, doch niemand ging konkret auf steigende Erzeugungspreise ein.
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