Kartenspielen hat eine alte Tradition in Polen. Bereits im 15. Jahrhundert entwickelte die Region unter deutschen und österreich-ungarischen Einflüssen eine eigene Spielkultur und beteiligte sich an der europäischen Spielkartenproduktion. Bis heute sind sowohl regional als auch international populäre Kartenspiele ein fester Bestandteil der polnischen Freizeitlandschaft und könnten auch die deutsche Spielkultur bereichern.
Regionale Kartenspiele mit Tradition
Baśka und Kop sind schnelle Stichspiele, die vom populären Schafkopf aus Deutschland abgeleitet sind. Beide werden üblicherweise mit dem französischen Blatt aus einem Kartensatz von nur 16 Karten gespielt. Dieser wird aus den Zehnen, Damen und Buben der 4 Farben zusammengestellt. Gespielt wird mit 4 Personen, wobei jeweils 2 Spieler, welche die schwarzen Damen besitzen, als Partner agieren. Nachdem Verteilen aller 16 Karten, müssen die Spieler reizen. Dabei können die Spieler den Spielwert verdoppeln, als Besitzer der beiden schwarzen Damen eine “Hochzeit” mit einem Buben wünschen sowie unterschiedliche Varianten des Solospiels ansagen. Beim Baśka hat der Spieler, der alle 4 Damen besitzt, automatisch gewonnen. Unterschiede zwischen Baśka und Kop gibt es außerdem bei der Wertung der einzelnen Runden.
Spannend ist auch das polnische Kartenspiel Kuku. Hier verteilt der Kartengeber den Spielern 3 und sich selbst 4 Karten. Dann gibt der Geber seine vierte Karte im Uhrzeigersinn an den nächsten Spieler weiter. Diese Karte wird so lange weitergereicht, bis ein Spieler eine Kartenkombination bildet und “Kuku” ausruft, um die Runde als Gewinner zu verlassen. Falls keine Kombination zusammengestellt werden kann, wird die Karte beiseitegelegt und eine Neue vom Stapel gezogen. Die Person, die als Letzte die Runde verlässt, gilt als Verlierer des Spiels und wird auf unterschiedlicher Art und Weise bestraft. Um der Bestrafung zu entkommen, muss sie eine Kartenfolge des Mitspielers richtig erraten.
Weiterhin gehört Kasztelan, Kaschlan oder im deutschsprachigen Raum als Kurrhahn bekannte Kartenspiel zu den regional populären Kartenspielen Polens. Dieses ähnelt dem russischen Durak. Gespielt wird mit einem Skatblatt, um wie bei Kuku den Verlierer des Spiels zu ermitteln. Jeder Spieler bekommt fünf Karten. Dann werden abwechselnd nach vorbestimmten Regeln die gleichwertigen Karten abgelegt, die Hände vom Stapel in der Mitte des Tisches aufgefüllt und gestochen, bis der Stapel geleert ist. Dann folgt die Endphase. Hier müssen die Spieler alle Karten in ihrer Hand loswerden. Wem dies als Letztes nicht gelingt, verliert das Spiel.
Internationale Kartenspiele beliebt in Polen
Das Interesse für das Zocken beschränkt sich in Polen nicht nur auf lokale Kartenspiele, sondern auch auf international beliebte Alternativen. Hoch populär ist zum Beispiel das Poker. Der Sieg von Chris Moneymaker bei der Weltmeisterschaft 2003 nach einer Online-Qualifikation löste in vielen Ländern einen Pokerboom aus und vergrößerte weltweit die Fangemeinde für das Traditionsspiel aus den USA. Seitdem erfreut vor allem die Variante Texas Hold’em bei Online-Plattformen immer größerer Beliebtheit, die nicht nur Gameplay, sondern auch Informationen zu Pokerstrategien, Turnieren und Profispielern anbieten – so auch in Polen. Die Variante wird mit einem Standarddeck aus 52 Karten gespielt. Zu Beginn verteilt der Dealer jeden Spieler zwei Handkarten. Anschließend legt er zuerst drei Karten, dann in den nächsten beiden Runden jeweils eine weitere Karte offen auf dem Tisch. Aus der Kombination der Hand- und Gemeinschaftskarten müssen die Spieler gemäß der Regelungen der Blattrangfolge das bestmögliche Blatt zusammenstellen, um die das Spiel zu gewinnen.
An polnischen Tischen wird auch gerne Canasta gezockt. Das Kartenspiel aus Uruguay wurde in den 1950er Jahren neben Bridge weltweit das am häufigsten gespielte Kartenspiel und hat bis heute kaum etwas an seiner Popularität eingebüßt. Obwohl viele Varianten des Spiels existieren, besagt das offizielle Regelwerk, dass Canasta mit zwei französischen Decks und vier Joker gespielt wird. Die Zahl der Spieler können variieren. Bei zwei Spielern werden 15, bei vier Spielern bzw. zwei Paaren 11 Handkarten verteilt. Ziel des Spiels in einer Runde ist das Bilden eines Satzes aus sieben Karten, das sogenannte Canasta. Gewonnen hat das Spiel, wer zuerst beim Zweierspiel 3000 Punkte oder beim Teamspiel 5000 Punkte erreicht hat. Ausgelegte Karten sind dabei Pluspunkte, auf der Hand behaltene Karten Minuspunkte.
Damit sind Poker und Canasta zwei Kartenspiele, die sowohl in Polen als auch in Deutschland ein Teil der Spielkultur sind. Weniger bekannt sind jedoch polnische Kartenspiele, die einfache Spielregeln und schnelles Gameplay versprechen. Wer seinen Freunden am Spieleabend alternative Kartenspiele mit hohem Spaßfaktor bieten möchte, sollte einen Blick auf die Spielregeln Baśka, Kop, Kuku und Kasztelan werfen und gleichzeitig eine weitere Verbindung zur Kultur und Alltag des Nachbarlandes aufbauen.