Berührend und unvergesslich: Die Geschichte von Willy Blum und seiner Familie. Blum war sechzehn Jahre alt, als er in Auschwitz Birkenau ermordet wurde. Von ihm blieb nur ein Name auf einer Liste, neben dem durchgestrichenen Namen Jerzy Zweigs, der durch Bruno Apitz‘ Roman „Nackt unter Wölfen“ weltberühmt wurde.
Über Willy Blum und seine Familie wusste man bislang nichts. Die Autorin Annette Leo hat sich auf die Suche gemacht und erzählt in ihrem neuen Buch „Das Kind auf der Liste“ die Geschichte der Familie Blum und zugleich auch die Geschichte des Verschweigens einer Opfergruppe in der Nachkriegszeit: die der Sinti und Roma.
Von Willy Blum gibt es nur ein Foto: Es zeigt ihn 1930 im Alter von knapp zwei Jahren auf dem Arm seiner Schwester Anna im Kreis seiner Familie. Ganz links posiert mit Zigarre in der Hand Aloys Blum, der Theaterdirektor. Die Blums und ihre Gehilfen stehen vor einem Wohnwagen des dazugehörigen Marionettentheaters. Die Sintofamilie Blum lebte damals seit mehreren Generationen in Deutschland, arbeitete als Schausteller und zog von Ort zu Ort, um ihre Kunst vorzuführen. Im Dritten Reich erlebten die Blums schnell Schikanen der Nazis. 1936 wurden Wandermarionettenspieler, in der Fachschaft Puppenspiel der Reichstheaterkammer zwangsorganisiert, aufgefordert, einen Nachweis ihrer „arischen Abstammung“ zu erbringen. Die Blums erhielten Gewerbeverbot, zogen sich in die Provinz, nach Hoyerswerda, zurück und lebten dort als Schausteller. 1942 schließlich wurde die Familie nach Auschwitz deportiert, wo Willy Blum 1944 umgebracht wird.
Annette Leo stellt ihr Buch am 28. März, um 19.00 Uhr, im Mitteldeutschen Marionettentheatermuseum Bad Liebenwerda vor. Eintritt 8,00 Euro, ermäßigt 6,00 Euro. Um Voranmeldung unter Tel. 035341 12455 oder E-Mail kreismuseumbadliebenwerda@
Foto: Museumsverbund Elbe-Elster
pm/red