Das Staatstheater Cottbus lädt am 3. Dezember um 19.30 Uhr zur Premiere von “FEINSTOFF. Vier Versuche mit Seide” in die Kammerbühne. Autor Lars Werner verwebt im Werk sechs Jahrhunderte Cottbuser Geschichte zu einem Stück über Strukturwandel, Macht und Maulbeerbäume.
Das Staatstheater Cottbus teilte dazu mit:
In seinem Auftragswerk für das Staatstheater Cottbus verwebt der Autor Lars Werner sechs Jahrhunderte Cottbuser Geschichte zu einem Stück über Strukturwandel, Macht und Maulbeerbäume. Rafael Ossami Saidy bringt „FEINSTOFF. Vier Versuche mit Seide“ am 3. Dezember 2021 in der Kammerbühne (Wernerstr. 60) zur Uraufführung.
Als Strippenzieher der Erzählung erschafft ein Stadtplaner die verschiedenen Szenen, die jeweils Ausschnitt einer Epoche sind. Auf seinen Prolog, einem sinnlichen Spiel aus Form und Materialität, folgt das erste Kapitel, das chronologisch der „Zweite Versuch mit Seide“ ist: Im Jahr 1943 versteckt sich Petr, ein sorbischer Lehrer, vor den Nationalsozialisten in der Wand seiner Cottbuser Schule – wie eine Raupe in ihrem Kokon verpuppt er sich darin. Er und die sorbische Schülerin Maren leisten Widerstand, indem sie den für die Produktion der Seide notwendigen Prozess des Kokonkochens durchbrechen und dadurch den Seidenertrag verringern, der für die Fallschirme deutscher Soldaten benötigt wird.
Mit der jungen Frau Charlotte geht es 1776 vom Cottbuser Waisenhaus an den Hof von Friedrich II. in Potsdam. Der „Erste Versuch mit Seide“, ist eine Geschichte über das Streben nach besseren Lebensumständen und der Verwirklichung langgehegter Träume. Als Autorin von „Morus Alba“, dem Stück im Stück, übt Charlotte Kritik an der von Friedrich II. geliebten, aber der Bevölkerung aufgezwungenen Seidenproduktion. Doch nicht nur der Missmut der Menschen, sondern die Kraft der Natur in Form eines Vulkanausbruchs bereiten den Seidenbauideen in Preußen ein Ende.
Wieder in Cottbus, im Jahr 1983, beunruhigen die Aktionen der Umweltgruppe „Morus Alba“ die Staatssicherheit. In einem Verhör werden die Kräfte zwischen Staat und Individuum gemessen, sodass die vom Stadtplaner geschaffene Situation ins Wanken gerät. Seine Erzählung bekommt Risse, die im „Vierten Versuch mit Seide“ schließlich so tief sind, dass er die Kontrolle darüber verliert. Drei junge Cottbuser*innen übernehmen am Ufer des versumpften Ostsee schließlich die Erzählung. Es ist das Jahr 2154 und im Winter herrschen drückende 43°C.
Die Inszenierung von Rafael Ossami Saidy, 1990 in Berlin geboren, und seinem Team hebt die Cottbuser Geschichte(n) in den Vordergrund. Sie fokussieren jene widerspenstigen Menschen, die die Geschichte vergessen hat. In der Gesamtkomposition aus Musik, Bühnenarrangement und virtuosem Rollenwechsel als Spielprinzip entsteht ein dichtes Geflecht verschiedener Ebenen. Ossami Saidy erschafft mit den Spieler*innen einen Seiden-Versuch nach dem anderen. Dabei destillieren sie heraus, dass der Machtanspruch der Figuren gegenüber ihrer Umwelt stets ein Ablaufdatum hat.
Ausgehend von dem Aspekt des Klimawandels geht Bühnen- und Kostümbildnerin Susanne Brendel mit vorhandenen Objekten um. Statt neu zu produzieren, bearbeitet sie Bestehendes und kreiert daraus eine mehrdimensionale Bühnen-Landschaft, aus der die verschiedenen Zeiten entstehen.
Der Autor Lars Werner, 1988 in Dresden geboren, schreibt Theaterstücke und Hörspiele. Er ist Mitbegründer der Berliner Ringtheaters. Für sein Stück „Weißer Raum“ erhielt er 2018 den Kleist-Förderpreis. Seit 2021 ist er Stipendiat am Nationaltheater Mannheim im neu gegründeten Institut für Digitaldramatik. In der Recherchephase zu FEINSTOFF hat er sich an den verschiedenen Orten in Cottbus intensiv mit der Geschichte der Region befasst.
Es spielen: Sophie Bock, Thomas Harms, Johannes Scheidweiler, Susann Thiede
Premiere am Freitag, 3. Dezember 2021, 19.30 Uhr, Kammerbühne
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Red. / Presseinfo