Der Senat der BTU Cottbus-Senftenberg votierte vor gut einer Woche gegen den einzigen verbliebenden Kandidaten für das Amt des BTU Präsidenten, Hans-Hennig von Grünberg. Nach einem Jahr des Findungsprozesses muss er nun neu gestartet werden. “Dennoch legen wir die Hände nicht in den Schoß und warten nicht, bis ein neuer Präsident gewählt ist” stellte Professorin Christiane Hipp, die derzeit amtierende Präsidentin, klar. “Es bleibt nichts stehen, wir haben viel zu tun und es macht viel Freude, mit den gerade entstehenden Forschungsinstituten und Initiativen der BTU, die im letzten Jahr spruchreif geworden sind sowie den neu berufenen Kollegen und Kolleginnen unsere Rolle im Strukturwandel der Lausitz auszufüllen und die Zukunft voranzutreiben.” ergänzt sie.
Tatsächlich ist unter der Interimspräsidentin, die sich als auf die jeweiligen Situationen eingestellte Moderatorin versteht, viel passiert im Jahr 2019. Die Studierendenzahlen sind erstmals seit der Zwangsfusion 2013 und starken Rückgängen stabil geblieben. Das DLR-Institut für dekarbonisierte Industrieprozesse hat sich in Cottbus angesiedelt und ist bereits mit fünf Mitarbeitern vor Ort. Darüber hinaus nimmt das Fraunhofer-Institut für Energieinfrastruktur und Geothermie am 1.12.2019 seine Arbeit auf und das Bundesinstitut Kompetenzzentrum für energieintensive Industrien ist ebenfalls bereits mit fünf Mitarbeiten vor Ort. Alle drei Einrichtungen sollen in den kommenden Jahren auf- und ausgebaut werden und sind im Rahmen des anstehenden Strukturwandels entstanden.
Darüber hinaus hat die BTU Erfolge im Bundesprogramm zur innovativen Hochschule erzielt. Durch die sogenannte “kleine Exzellenzinitiative” hat die BTU Cottbus-Senftenberg zusammen mit der TH Wildau das Projekt Innovation Hub 13 gestartet und 14 Millionen Euro für fünf Jahre eingeworben. Beim bundesweiten WIR!-Programm konnte die Uni zweifach punkten. Mit einem Gesamtvolumen von 16 Milllionen Euro forscht sie an innovativen Technologien für die Anpassung der Landnutzung an den Klimawandel und eine Digitale Reparaturwerkstatt Berlin-Brandenburg entsteht. In beiden Projekten soll eine enge Verzahnung mit der hiesigen Wirtschaft erreicht werden. In nächster Nähe zum Zentralcampus in Cottbus entsteht gerade ein Gründerzentrum, das ab Mai 2021 auch BTU-Ausgründungen mit technologischen Ansätzen fördern und entsprechende Rahmenbedingungen bieten soll.
Zwei zukunftsweisende Industriepartner verstärkten ihr Engagement in Cottbus. Im März 2019 siedelte sich die AIRBUS-Tochter APWorks an. Sie verfolgt das Ziel, 3D-Teile für die Luftfahrt in der Region zu entwickeln und am Ende auch in Serie zu produzieren. Auch Rolls-Royce unterschrieb im Juli 2019 eine Erklärung, seine Forschungsabsichten an der Uni im Bereich innovativer Luftfahrtantriebe zu vertiefen.
Zu den Drittmittelerfolgen kommen rund ein Drittel neue Professorinnen und Professoren an der BTU, auch dort hat ein Wandel stattgefunden. Im neuen Koalitionsvertrag Brandenburgs werden die Universitäten jedes Jahr mit 5 Millionen Euro mehr ausgestattet. Die BTU erhält zudem eine Sonderfinanzierung, als einzige technische Universität im Land und mitten im Strukturwandelgebiet Lausitz. Keine schlechte Bilanz für die Interimspräsidentin, die sich in der ersten Runde nicht für das Präsidentenamt beworben hatte.
Der Ball für die Wahl eines neuen Präsidenten oder einer Präsidentin liegt nun wieder bei der Findungskommission des Landeshochschulrates Brandenburg. Die BTU hat das Findungsverfahren nach der Wahl formal am vergangenen Freitag abgeschlossen und die Unterlagen zurückgegeben. Es sollen zeitnah Gespräche geführt werden, um den weiteren Verlauf abzustecken. Durch die Entscheidung des Senats bleibt Christiane Hipp auch weiterhin amtierende Präsidentin der BTU Cottbus-Senftenberg. “Wir sind auch ohne gewählten Präsidenten voll handlungsfähig. Vor vier Wochen wurde die Position des Kanzlers nach einer längerem Interimsphase vollumfänglich wiederbesetzt.” Hipp selbst konnte als Vizepräsidentin in der direkten Stellvertretung des damaligen Präsidenten Jörg Steinbach intensive Erfahrungen sammeln und die interne Forschungs- und Nachwuchsförderung aufbauen. Sie war als Fusionsgegnerin in das neue Präsidium berufen worden, auch um entstandene Gräben zuzuschütten und zusammenzuführen. Ihr zur Seite stehen Vizepräsident Professor Matthias Koziol, der für die Lehre zuständig ist und Professorin Katrin Salchert, zuständig für Transfer und Struktur.
Red