Am 17. Oktober (19 Uhr) wird im Stadtmuseum Cottbus die neue Sonderausstellung »[…] das ist der Krieg, alles Teufelswerk.« eröffnet. Die Besucherinnen und Besucher lernen die Entwicklungen in der Zeit des Ersten Weltkrieges und der Nachkriegszeit kennen. Der Blick richtet sich dabei stets auf die Stadt und Region sowie die in ihnen lebenden Menschen.
Vor 100 Jahren endet der Erste Weltkrieg. Ein Krieg, der an der Ost- und Westfront herrscht. Schützengräben, Giftgas, Artillerie und Maschinengewehre bestimmen den Alltag der Soldaten. Dennoch ist der Krieg auch in der Heimat deutlich spürbar. Das Bild der Stadt prägen riesige Kriegsgefangenenlager, tausende verwundete Soldaten aus den Lazaretten und Spendensammlungen für die Hinterbliebenen. Im familiären Umfeld herrscht die Sorge um die Väter, Männer und Söhne, die teils jahrelang in den Schützengräben verharren. Doch über 1.100 Cottbuser kehren nicht wieder heim, tausende Familien werden zerrissen.
Das Leben an der Front und in der Heimat wird in der Ausstellung in Augenschein genommen. Die Objekte zeigen die Zerrissenheit dieser Zeit. Während sich die Soldatenim Kampf gegenüberstehen, bauen sie verschiedenartige Kriegsandenken aus den gesprengten Artilleriegeschossen. Die Daheimgebliebenen kämpfen Tag für Tag mit einerschlechter werdenden Versorgung, spenden aber dennoch zahlreiche »Liebesgaben« für die Soldaten und die Verwundeten.
Nach dem Attentat auf den Kronprinzen Franz Ferdinand undseine Frau in Sarajevo am 28. Juni 1914 erklärt auch Deutschland bereits am 1. August Russland den krieg, zwei Tage späterfolgt die Kriegserklärung gegenüber Frankreich. Die Cottbuser verabschieden begeistert die Soldaten in den Krieg, doch schonwenige Wochen später, am 4. September, werden 5.000 russische Kriegsgefangene in einem notdürftigem Zeltlager auf derRennbahn in Sielow untergebracht. An zwei Standorten, in Sielow und Merzdorf, entstehen große Lager für mehrere Tausend Kriegsgefangene.
Die Euphorie der ersten Tage weicht schnell nüchterner Realität, bereits am 5. 9. 2014 findet die Trauerfeier für den Leiterder Oberrealschule Dr. Suck statt, er fiel als Oberleutnant desLeib-Grenadier-Regiments König Wilhelm III. Nr. 8 am 28. August 1914 in Tirlemont / Belgien. der sich immer mehr verfestigende Stellungskrieg an den Fronten erschwert auch den Alltagzu Hause, schon im Februar 1915 wird in Cottbus die Brotkarteeingeführt. In der Ausstellung richten wir den Blick auf die Erlebnisse der Front, von denen die Cottbuser in Feldpostbriefenund auf Feldpostkarten berichten. Anderseits zeigen wir auch den Einfluss des Kriegs auf die Daheimgebliebenen; Not und mangelnde Versorgung bestimmen den Alltag. Über den gesamten Zeitraum des Kriegs und darüber hinaus leben in Cottbus ca. 20.000 Kriegsgefangene aus vielen Ländern der Welt. Aber auch die Leiden des Kriegs sind allgegenwärtig – in Cottbus werden insgesamt 13 Lazaretteeingerichtet. Ihr Schicksal, wie auch das der Kriegsgefangenen, ist ebenso ein Thema, wie der Alltag jener Jahre. Im Oktober 1916 erlebt die Stadt eine große Demonstration der Frauen, die Lebensmittel einfordern.Die Unterzeichnung des Waffenstillstandsvertrages durch Matthias Erzberger am 11. November 1918 besiegelt denUntergang des Deutschen Kaiserreiches. Nach dem Soldaten.- und Arbeiterrat für eine kurze Zeit die Macht auch in Cottbus übernommen hatten, etablieren sich zahlreiche Parteien und Splittergruppen im politischen Alltag. Die Weimarer Republik hat schwer an den Ergebnissen des Versailler Friedensvertragsvom 28. Juni 1919 zu tragen. Die Wirtschaft bricht zusammen, die Inflation bringt Elend, Hunger und Not. Mit dem Kapp-Putsch im März1920 erlebt das Deutsche Reich einen Konflikt, der letztlich auch militärisch ausgetragen wird. In Cottbus fordert der Kapp-Putsch mindestens 16 Menschenleben. Mit der Einführung der Rentenmark zum 20.November 1923 findet die Inflationszeit ihren Abschluss und es begann eine Phase der Stabilisierung der deutschen Wirtschaft.
Die Sonderausstellung „[…] das ist der Krieg! Alles Teufelswerk!“ führt Sie durch die Zeit des Ersten Weltkrieges und der Nachkriegszeit. Der Blick richtet sich auf die Stadt und Region sowie die in ihnen lebenden Menschen.
Der Blick auf den 1. Weltkrieg fordert zugleich dazu heraus, aktuelle Entwicklungen zuhinterfragen. An verschiedenen Stationen werden die Besucher der Ausstellung gebeten, selbst aktiv zu werden. Wir richten dabei den Blick sowohl auf aktuelle Krisengebiete oder fragen auch nach persönlichen Haltungen zu gegenwärtigen politischenDiskussionen.
Die Sonderausstellung wird bis zum 24. Februar 2019 gezeigt. Im Rahmen der Sonder ausstellung finden unterschiedliche begleitende Veranstaltungen statt.
pm/red