Die Brandenburgische Genealogische Gesellschaft (BGG) „Roter Adler“ e.V. fordert die Einbindung eines Teils der archäologischen Ausgrabungen in die geplante Umgestaltung des Cottbuser Oberkirchplatzes. Dazu sagte der Vereinsvorsitzende Gerd-Christian Treutler: „Fundamentreste wie Gebäudeecken, Kellerräume, vielleicht auch die alte Kopfsteinpflasterstraße sollten begehbar erhalten werden. Plaketten und Informationstafeln für namhafte Schüler der Lateinschule wie für den Australienforscher Ludwig Leichhardt, den Landschaftsmaler Carl Blechen und viell eicht auch andere könnten das Ensemble ebenso aufwerten, wie als Sitzgelegenheiten genutzte Mauern und Treppen aus den Grabungen. So würde der Platz zum Spaziergang durch einen wichtigen Teil der Cottbuser Geschichte einladen.“
Die Neugestaltung des Oberkirchplatzes hat vor nun schon einiger Zeit mit nicht zu übersehenden, für Cottbuser Verhältnisse großflächigen archäologischen Ausgrabungen begonnen. Hier kam und kommt Beeindruckendes zutage. So sollen Fundamente der altehrwürdigen Lateinschule erhalten sein. Es dränge sich geradezu auf, einen Teil dieser Ausgrabungen in die Umgestaltung des Platzes einzubinden. Das geplante Leichhardt-Denkmal sollte nur ein, wenn auch gewichtiges Gestaltungselement sein. Die Ausgrabungen bieten die einmalige Chance, Cottbus durch Geschichte „zum Anfassen“ weiter aufzuwerten und dies mit der Erinnerung an bekannte Persönlichkeiten zu verbinden.
“Leider hat die Stadt Cottbus schon bei der Umgestaltung des Altmarktes 1999/2000 freigelegte Reste des alten Rathauses nicht sichtbar für die jetzige und künftige Generationen erhalten, obwohl es konkrete Ideen und Vorschläge dazu gab. Auch die Forderung der Brandenburgischen Genealogischen Gesellschaft den in der Mühlenstraße zufällig entdeckten mittelalterlichen Ziegelbrennofen in Form eines archäologischen Fensters sichtbar zu machen war erst vor Kurzem ins Leere gelaufen. Dies werfe die grundsätzliche Frage auf, wie die Verantwortlichen der Stadt Cottbus zu derartigen, in vielen Städten bewährten Projekten zum Erhalt und der Präsentation unserer Kultur und Geschichte stehen.”
Treutler abschließend: „Cottbus ist wahrlich nicht mit historischen Gebäuden im Überfluss gesegnet. Nicht nur wir, sondern vor allem die Bürgerinnen und Bürger von Cottbus werden genau beobachten, wie mit unserem neuerlichen Vorstoß verfahren wird.“
Die Stadt reagierte auf die Forderung: “Die Funde im Untergrund des Oberkirchplatzes sind nicht überraschend. Es war zu erwarten, dass die obligatorischen Untersuchungen im Zuge der Bauarbeiten einmal mehr die alten Straßenverläufe sowie den Standort des alten Cottbuser Gymnasiums (später auch Heimatmuseum) hervorbringen würden. Die Funde werden fachmännisch begleitet, dokumentiert und gesichert und stehen damit der weiteren Forschung zur Verfügung. Die Stadtverwaltung hat gemeinsam mit den Planern für die Umgestaltung des Platzes reagiert – allerdings nicht erst jetzt, sondern bereits in der Objektplanung für den Umbau. Demnach wird an die alte Lateinschule/Gymnasium mittels eines Messingbandes erinnert. Dieses Messingband wird in das künftige Pflaster eingebaut und markiert eine der Außenmauern des Gebäudes. Im Herbst wird es zudem Abstimmungen geben, welcher Schriftzug auf das Messingabend aufgebracht wird, wie mit der Gedenktafel für Ludwig Leichhardt umgegangen wird (derzeit am Haus Oberkirchplatz 6) sowie welche Inschrift das bereits eingelagerte Denkmal für den Australienforscher erhält. Ein Erhalt bzw. Zugang zu den Funden in der dargestellten Form ist finanziell nicht darstellbar. (Zur Erinnerung: Das Vorhaben musste bereits wegen der Entwicklung der Ausschreibungsergebnisse abgespeckt werden.) Eine Umsetzung der Idee würde zudem den Zeitplan entscheidend sprengen und wäre nicht barrierefrei. Doch selbst wenn das Geld vorhanden wäre, die Funde sichtbar zu erhalten, widerspräche dieses Vorgehen den angestammten und beliebten Nutzungen des Oberkirchplatzes als Standort des Wochenmarktes und Spielstätte für das traditionelle Stadtfest sowie Veranstaltungsplatz.”