Sonntagabend, Pokalspiel, Drittligist gegen Bundesligist, Flutlicht, Bombenwetter, Bombenstimmung und das Gefühl “Da geht doch was!”. Schließlich treten wir mit dem Rückenwind aus zwei Siegen und dem 1. Tabellenplatz an und Mainz ist noch gar nicht in die Saison gestartet. Und sowieso und überhaupt passiert es doch oft genug, dass die Kleinen die Großen im Pokal ärgern. Gerade wir als FCE-Anhänger wissen das. Solche und ähnliche Gedanken wie ich hatten sicherlich viele vor Spielbeginn.
Was hätte ich für Kolumnen schreiben können: über den “Fan-Song der Woche” der da hieß “Wunder gibt es immer wieder” – was für eine Steilvorlage für alle Schreiberlinge – oder darüber, dass ich nach einer gefühlten Ewigkeit mal wieder die Übeltäterhymne “Energie, wir sind da wie noch nie” im Stadion vernehmen durfte. Die Überleitung zu den Pokalspielen 1996/97 wäre damit ein leichtes gewesen. Gedanklich war ich auch schon mit den Wortspielen “Good Lück” oder “Lücklicher Sieg” beschäftigt, die ich im Falle einer Heldentat unseres Torwarts hätte verwenden können.
Am Anfang schien es auch so, als ob Energie die kleine vorhandene Außenseiterchance nutzen könnte. Einsatz, Wille und Moral stimmten sichtlich, nur herausgesprungen ist dabei leider nichts. Als ich gerade fürchtete, dass Mainz uns erst einmal spielen lässt -so wie ein großer Bruder seinen kleinen Bruder zunächst machen lässt, um ihm dann zu zeigen, wie es richtig geht- just in diesem Moment fiel das 1:0 und auch gleich das 2:0. Zur Halbzeit war unsere kleine Chance nur noch mikroskopisch klein, aber ganz gibt man die Hoffnung als Fan nie auf. Als ich in der Halbzeitpause Detlef Irrgang sah, fragt ich mich, ob das Erscheinen des Fußballgottes persönlich ein Zeichen ist. Wiederum hielt ich das für einen guten Artikelaufhänger. Doch am Ende blieb von dem hoffnungsvollen Gefühl nicht viel übrig .
Es gab keinen Triumph von David über Goliath, einzig die Stimmung nach Spielende hätte bei einem Pokalsieg kaum besser sein können. Denn wenn man nach einer Niederlage eine SMS mit den Worten “Lass uns hinter der Nordwand am Bierstand treffen, nach dem Jubel.” erhält, dann weiß man, dass an diesem Abend so einiges richtig gelaufen ist. Es bleibt zu hoffen, dass diese Stimmung die Mannschaft und die Fans weit durch die Saison trägt.
Foto: Christiane Weiland