Nirgendwo in seinem Werk äußert sich Erwin Strittmatter so offen und so intim wie in seinen Tagebüchern aus den Jahren 1974 bis 1994. Unter dem Titel „Der Zustand meiner Welt“ sind sie soeben im Aufbau-Verlag Berlin erschienen. Schauspieler Michael Becker stellt sie an drei Sonntagvormittagen in der Theaterscheune des Staatstheaters Cottbus (Ströbitzer Hauptstr. 39) vor. Die erste Lesung mit dem Titel „Ich wollte diesen Staat nicht verraten“ über die Jahre 1974 bis 1980 findet statt am Sonntag, 28. September 2014, 11.00 Uhr; Teil 2 am 19. Oktober und Teil 3 am 9. November 2014, jeweils 11.00 Uhr. Für Kaffee und Kuchen ist ab 10.00 Uhr gesorgt.
Die Zumutungen des Alterns liegen in den siebziger Jahren, in der „besten Zeit meines Lebens“, noch vor Strittmatter. Doch Zensurkonflikte und private Zerwürfnisse, begleitet von bohrender Selbstbefragung, prägen diese Zeit. Strittmatter schreibt von kräftezehrenden Ehekrisen, dem emotionalen Chaos, in das ihn die Entfremdung zu seiner Frau Eva stürzt, seiner Eifersucht auf die Beziehung der Söhne zu ihrer Mutter, von seinem Bemühen, im Taoismus geistigen Halt zu finden. Trotz seines Rückzugs aus dem öffentlichen Leben bleibt er der kritische Beobachter und Zeitgenosse. Nüchtern verfolgt er die Auflösung der DDR. Eine zentrale Frage, die ihn nicht loslässt, gilt seiner früheren Parteigläubigkeit. Ein bewusstes Innehalten bilden in diesem Kontext Naturbeobachtungen. Hier gelingen Strittmatter die erstrebte Gelassenheit und die Hingabe an den Augenblick, verbunden mit jener poetischen Leichtigkeit, die sein Spätwerk auszeichnet.
Karten für einen Teil: 8 Euro, Kombiticket für alle 3 Teile: 20 Euro; erhältlich im Besucher-Service, Ticket-Telefon 0355/ 7824 24 24
-Veranstaltung in Kooperation mit dem Aufbau Verlag Berlin-
Quelle: Staatstheater Cottbus