Das schlug ein wie eine Bombe. Nachdem die Gespräche zwischen Herrn Zimmermann und Frau Kunst trotz Bitten der BTU Verantwortlichen am gestrigen Abend gescheitert sind, wurde heute Morgen aus dem Wissenschaftsministerium bekannt, dass Frau Kunst nach einer schlaflosen Nacht entschieden hat zum 01.06.2014 höchstpersönlich die Leitung der BTU Cottbus-Senftenberg zu übernehmen. §21 ihres eigenen Fusionsgesetzes ermögliche diesen Schritt um ein Leitungsvakuum zu vermeiden. Sie gab das Ziel aus, in fünf Jahren die Querelen der vergangenen Monate vergessen zu machen und die BTU zur Nummer eins im Land zu machen. Daher sei es nun an der Zeit die BTU Cottbus-Senftenberg zur Chefsache zu machen, damit ihr die Bedeutung zukommt die sie verdiene und wer könne es sonst sein als die Ministerin selbst, die schon einmal mutig alle Expertenmeinungen weitergedacht und die Fusion der beiden Hochschulen beschlossen hatte.
In der Nacht waren seitens der Cottbuser Studierendenschaft Forderungen nach einem Rücktritt der Ministerin laut geworden. Dem kam Frau Kunst zuvor und kündigte an, sogar noch einen Schritt weiter zu gehen, ihr bisheriges Amt zur Verfügung zu stellen und voran gehen zu wollen. Selbst den langen Weg nach Cottbus wolle sie auf sich nehmen um sich ihren Kritikern zu stellen, war zu hören. Es soll auch das entscheidende Aufbruchszeichen sein, als erstes möchte sie auf die Privatnutzung eines Dienstwagens verzichten, da ein Fahrer zur Verfügung stünde. Während der langen Fahrten durch die Brandenburger Heide hätte sie genügend Zeit, sich ein Konzept für ihre Entscheidung zu überlegen. Wichtig sei ihr erstmal, dass die Entscheidung gefällt wurde und die Lücke durch eine kompetente Fachkraft geschlossen sei. Alles weitere will sie in den kommenden Monaten erörtern.
Sie will es allen beweisen: Die selbst erteilten 83 Mio. Euro pro Haushaltsjahr bei angekündigten Kürzungen in der Anzahl der Professorenstellen für den Lehr- und Forschungsbetrieb und für die Zusammenführung von FH und BTU reichen völlig aus. Über Expertenvorschläge hinaus will sie dafür neue Wege gehen und die Studenten an Kosten und Pflichten beteiligen. Aus Kreisen der BTU war verlautet worden, sie und Herr Zimmermann waren an der inhaltlichen Ausrichtung gescheitert, da Zimmermann mit dem verfügbaren Budget die drei Standorte der neuen BTU in Frage stellte. Da die Ministerin bestens in die Gesetze eingearbeitet sei, wisse sie, dass man über Budgets reden könne, hier und da notfalls noch etwas machen kann. Ihr sei wichtig, dass der Spreewaldkahn auf Kurs gehalten wird und alles auf sie hört, dann sei die Zukunft gesichert.
Auch die Mitgliedschaft in der Deutschent Forschungsgemeinschaft will sie im Eilverfahren anstreben, nachdem diese vor Kurzem erst wegen der Neugründung der BTU seitens der DFG vorläufig ausgeschlossen wurde. Kunst ist sich sicher, dass ihr mutiges Vorgehen die DFG umstimmen wird. Selbst für das Bundesverfassungsgericht, wo eine Klage der CDU Fraktion gegen die Verfassungskonformität des Fusionsgesetzes läuft, hat sie sich was überlegt. Was genau, wollte sie noch nicht verraten, im Ministerium ist jedenfalls viel Bewegung, eine neue Chefin wird gesucht und die ferne Lausitz ist nun Chefsache.
Foto: Johannes Koziol